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Kenia: Katar will Agrarland pachten – Bauern droht Vertreibung

Meldung vom 08.07.2009

In Kenia löst ein geplanter Pachtvertrag mit Katar über 40.000 Hektar Agrarland zur Nahrungsmittelproduktion für den Golfstaat Aufruhr aus. Aktivisten protestieren gegen diesen Handel, der bis zu 150.000 Familien von Weide- und Ackerflächen verdrängen könnte, die sie nach Gewohnheitsrecht seit ewigen Zeiten bewirtschaften.

Das zur Debatte stehende Land liegt 150 Kilometer nördlich von Mombasa im Delta des Tana-Flusses. Es ist äußerst fruchtbar und verfügt über reichlich Süßwasser. Die Aktivisten der Kenianischen Land-Allianz (KLA) gehen davon aus, dass sich die Regierung von Katar im Gegenzug für den Pachtvertrag bereit erklärt hat, den Hafen von Lamu mit 2,5 Milliarden US-Dollar zum zweitgrößten kenianischen Hafen nach Mombasa aufzustocken.

„Wir hätten überhaupt kein Problem, würden auf dem Land auch in Zukunft Nahrungsmittel für den kenianischen Markt angebaut“, meint Odenda Lumumba, der Koordinator der KLA, zu der sich mehrere zivilgesellschaftliche Organisationen gruppiert haben. Völlig inakzeptabel aber sei das Vorhaben in einer Zeit der Nahrungsmittelknappheit. In Kenia sei ein Drittel der Bevölkerung von Hunger betroffen. Die Lage ist so ernst, dass Staatspräsident Mwai Kibaki in diesem Jahr den nationalen Notstand ausrief und Spender und internationale Geber dazu aufforderte, Nahrungsmittelhilfe zu leisten.

Der Handel mit dem Ackerland ist offenbar ein Ergebnis von Kibakis Aufenthalt in der katarischen Hauptstadt Doha im November 2008 zu einer internationalen Konferenz. Das Vorhaben sei jedoch offiziellen Angaben nach noch in der Planungsphase. „Es ist noch nichts unterschrieben“, betont Isaiah Kabira, der Leiter der Pressestelle im Präsidialamt. Auch Dorothy Angote, Staatssekretärin im Landministerium, versichert, bis heute kein offizielles Dokument vorliegen zu haben, das sich auf den Pachtvertrag beziehe.

Kenia ist nicht das einzige arme Land, das sich gezwungen sieht, Landleasingabkommen mit Investoren aus reichen Staaten zur Nahrungsmittelproduktion für den dortigen Markt abzuschließen. Nach einem neuen Bericht des Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), der Welternährungsorganisation (FAO) und des Internationalen Instituts für Umwelt und Entwicklung (IIED) haben sich auch Äthiopien, Ghana, Madagaskar, Mali und der Sudan auf einen solchen Handel eingelassen.

Kritiker fordern schärfere Regulierungen für auswärtige Investoren, damit solche Auswüchse nicht überhand nehmen könnten. Erst am 25. Juni hat das kenianische Kabinett einer neuen nationalen Landpolitik zugestimmt, über die das Parlament noch entscheiden muss. Das neue Instrument soll unter anderem den Zugang ausländischer Interessenten zu kenianischem Land juristisch einschränken und gewährleisten, dass auswärtige Investoren Umweltstandards einhalten. Ferner schreibt das Gesetz vor, dass die Nutzung kenianischer Böden in erster Linie Kenianern dienen muss.

Obwohl ein weiterer Großhafen von Vorteil wäre, sind die Sorgen der Aktivisten begründet. Dies dokumentiert auch eine Untersuchung des Internationalen Forschungsinstituts für Ernährungspolitik (IFPRI) in Washington. Joachim von Braun, der Leiter des Instituts, und seine Co-Autorin Ruth Meinzen-Dick machen darauf aufmerksam und belegen, dass ungleiche Machtverhältnisse auf dem Hintergrund von Pachtverträgen vielfach auf Kosten der Armen gehen. Das betreffe besonders Afrika, wo große Landflächen offiziell im Besitz des Staates sind, aber nach alter Tradition von Ackerbauern und Viehzüchtern bewirtschaftet würden, meint Meinzen-Dick. Vielfach würden die Bewohner der betreffenden Region bei den Vertragsverhandlungen außen vor gelassen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: afrika.info