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In Ruanda gibt es die meisten Politikerinnen

Meldung vom 15.07.2009

In keinem anderen Land der Welt arbeiten so viele Frauen als Abgeordnete wie in Ruanda. Das ist bemerkenswert für ein patriarchalisches Land, in dem die Frau ursprünglich in Unterordnung zu dem männlichen Familienoberhaupt leben musste.

In Ruanda lässt sich die politische Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern auf eine Ursache zurückführen: Nach dem Genozid an den Tutsi setzte sich die Bevölkerung plötzlich zu 70 Prozent aus Frauen zusammen. Eine der Politikerinnen, die die Karriereleiter ganz nach oben geklettert ist, ist Rose Mukantabana. Seit Oktober 2008 übt sie im Parlament in Kigali das Amt der Präsidentin aus. Einen der Vorteile des Frauenüberschusses in Ruanda sieht sie darin, dass Frauen weniger zur Korruption neigen als Männer. „Bestechung erfolgt eher an der Bar bei einem Glas Bier. Frauen sind da integerer“, verriet sie am Rande des fünften Parlamentspräsidentinnentreffens vor Journalisten in Wien.

Kein anderer Staat der Welt verfügt über so viele weibliche Abgeordnete wie Ruanda, nämlich über 56 Prozent. Die kulturell patriarchalisch geprägte Struktur der ruandischen Gesellschaft wurde radikal durch Völkermord in Ruanda aufgebrochen, bei dem 1994 in nur 100 Tagen 800.000 Menschen ums Leben kamen. Hunderttausende Witwen mussten damals die Leitung und Verantwortung in ihren Familien übernehmen.

Präsident Paul Kagame befürwortet die Gleichberechtigung auf höchster Ebene: 2003 hat er ein Gesetz herausgegeben, wonach mindestens 24 der 80 Sitze Frauen vorbehalten sind. Parlamentarierinnen erreichten bereits Ende der 1990er, dass nicht nur Männer, sondern auch Frauen gesetzlich ein Erbe erhalten dürfen und Gewalttaten gegen Frauen strafrechtlich geahndet werden. Mukantabana diskriminiert die Männerwelt jedoch nicht: „Wir setzen sehr auf die Partnerschaft zwischen Männern und Frauen. Nur wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, kann man etwas weiterbringen.“

Mukantabana hätte es gerne gesehen, wenn die Verfolgung und Verurteilung der Täter des Genozids in ihrem eigenen Land stattgefunden hätte. Das Tribunal für Ruanda befindet sich jedoch im tansanischen Arusha und soll seine Arbeit bis zum Jahresende beenden. Das Gericht hat um eine Verlängerung seiner Amtszeit gebeten, weil viele Verfahren noch nicht abgeschlossen sind. Mukantabana zeigt für viele der bisher ergangenen Urteile kein Verständnis: „Es ist wirklich bedauerlich, dass 15 Jahre nach dem Völkermord noch immer keine Gerechtigkeit erreicht wurde, weder für die Opfer noch für die Täter.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Presse“, diepresse.com