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Wasserknappheit: Verhandlungen um den Nil

Meldung vom 30.07.2009

Äthiopien, Sudan und Ägypten könnten ohne das Wasser des Nils nicht existieren. Zehn Staaten insgesamt beziehen ihre Wasservorräte aus dem langen Fluss. In Alexandria wurde jetzt über eine gerechte Verteilung nachgedacht. Ohne das Wasser aus dem Blauen Nil im äthiopischen Hochland würde Ägypten völlig austrocknen. Rund 85 Prozent des Wassers, das der Nil nach Ägypten führt, kommen aus Äthiopien.

Der Regierung in Kairo ist sich dieser Tatsache mehr als bewusst. Deshalb warnten die Ägypter die Äthiopier auch noch Mitte der 90er Jahre, sie würden eine Militärinvasion starten, sollte Äthiopien etwa die Idee verwirklichen, einen Staudamm am Blauen Nil zu errichten. Doch nun verhandeln Äthiopien, der Sudan und Ägypten erstmals gemeinsam über einen Staudamm am Blauen Nil. „Dieses Projekt wird Geschichte machen“, meint David Grey von der Weltbank, der an den Planungen beteiligt ist.

Das Projekt ist hervorgegangen aus der 1999 gebildeten Nilbecken-Initiative (NBI), der neun Staaten angehören, die teilweise oder ganz im Einzugsgebiet des Nils liegen. Eritrea nimmt seit 1999 als Beobachter teil. Beim 17. Treffen der Wasserminister aller Nilanrainerstaaten, das vor wenigen Tagen in Alexandria stattfand, hat Eritrea jedoch erklärt, künftig die Vollmitgliedschaft anzustreben.

Rund eine Milliarde Dollar sind über den Nil-Basin-Trust-Fund, der von der Weltbank verwaltet wird, entlang des Nils in Projekte geflossen. Winfried Zarges, der für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) an dem Projekt mitarbeitet, lobt die NBI insgesamt gesehen als einen großen Erfolg. Auch David Grey unterstreicht, dass noch vor zehn Jahren Sicherheitsexperten befürchtet hatten, dass am Nil der erste Wasserkrieg ausbrechen würde. Zarges hält die konkrete Zusammenarbeit der Staaten für das beste Gegenmittel zu einem solchen Krieg.

Winfried Zarges ist der Ansicht, dass die praktische Zusammenarbeit im Nilbecken die Streitigkeiten um das Wasser des Nils entschärft hat. Nach neuesten Forschungsergebnissen der Weltbank „gibt es genug Wasser für alle – auch in absehbarer Zukunft“, sagt Zarges. Selbst wenn weitere Dämme errichtet würden, um die Landwirtschaft zu bewässern oder Strom zu produzieren, werde der Nil nicht austrocknen.

Auf der politischen Ebene sind die Probleme weitaus größer. Seit zwölf Jahren sitzen Uganda, Äthiopien, Tansania, Burundi, Ruanda, Kenia und die Demokratische Republik Kongo auf der einen Seite, mit Sudan und Ägypten auf der anderen Seite, am Verhandlungstisch, um über eine gerechtere Aufteilung der Wasserreserven des Nils zu entscheiden. Der Vertrag, Cooperative Framework Agreement, ist weitgehend fertig gestellt.

95 Prozent seines Wassers bezieht Ägypten aus dem Nil. In Ägypten regnet es fast nie. Schon jetzt geht mehr als 80 Prozent des Nilwassers an die ägyptische Landwirtschaft. Dennoch kann sich das Land mit Getreide nicht selbst versorgen. Deshalb hat sich Kairo dazu entschlossen, im Sudan und in Äthiopien große landwirtschaftliche Flächen zu pachten oder zu kaufen und die dortigen Bauern Getreide für Ägypten anbauen zu lassen.

Obwohl kein akuter Wassermangel im Nilbecken droht, entstehen regional eine Vielzahl von Problemen. Der Wasserspiegel des Viktoriasees sei wegen der ugandischen Staudämme am Weißen Nil dramatisch gesunken. Allein zwischen 2003 und 2005 sank die Wasseroberfläche um mehr als einen Meter. Gleichzeitig verursacht die Waldzerstörung im kenianischen Mau-Forest, dem letzten großen Wald in der Region, eine Austrocknung der Zuflüsse.

Schon jetzt ist vorhersehbar, dass die Verhandlungen künftig eher noch komplizierter werden, weil 2011 der Südsudan in einem Referendum mit hoher Wahrscheinlichkeit die Unabhängigkeit erringen wird. Der Südsudan befindet sich vollständig im Nilbecken. Auch deswegen haben der Nordsudan und auch Ägypten eine Unabhängigkeit des Südsudans immer vehement abgelehnt. Es geht auch dabei, wie meistens, um Ressourcen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Zeit Online“, zeit.de