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Äthiopien: Arznei gegen Malaria aus dem eigenen Garten

Meldung vom 17.12.2007

Elfinesh Achemo rollt farnartige Blätter zwischen ihren Fingern. „Eine Tasse Blätter muß ich mit einem Liter Wasser aufkochen“, sagt die Bäuerin aus dem äthiopischen Dorf Sodo. „Eine Woche lang muß dieser Tee dann täglich getrunken werden.“ Wie hier in Sodo wird auch in anderen afrikanischen Ländern der Anbau von Beifuß (Artemisia annua) gefördert, ein wirksames Malariamittel.

„Seit wir Artemisia haben, haben wir keine Probleme mit Malaria mehr“, sagt Elfinesh. „Vorher sind wir oft an dem Fieber erkrankt. Aber mit diesem Tee werden wir schnell wieder gesund.“ Ihr zahnloser Mund verzieht sich zu einem breiten Lächeln. „Aber es ist eine bittere Medizin, die Kinder bekommen immer Honig in den Tee.“

Auch in anderen Projekten, ob auf dem Land oder in Slums in den Städten, ermutigen Entwicklungshelfer die Äthiopier zum Anbau von Artemisia. „In Kenia und Tansania wird Artemisia inzwischen auch angebaut“, so Bernhard Meier zu Biesen von der Welthungerhilfe in Addis Abeba. Denn der pflanzliche Wirkstoff Artemisinin aus dem einjährigen Beifuß hilft in dem Medikament Coartem (Novartis) gegen Malaria. Ein Prophylaxeprogramm auf Sansibar mit dem Medikament hat gute Erfolge gezeigt – die Zahl der an Malaria gestorbenen Kinder verringerte sich in wenigen Jahren auf ein Viertel. „Natürlich ist das Medikament ein großer Fortschritt, gerade weil die Malaria-Erreger gegen zahlreiche herkömmliche Malariamedikamente bereits Resistenzen entwickelt haben“, sagt Meier zu Biesen. Die Pflanze habe jedoch auch noch eine Reihe von anderen Heilwirkungen, beispielsweise bei Magenproblemen.

Die Nutzung des Wirkstoffs durch Pharmaindustrie und afrikanische Bauern geht auf jahrhundertealte Traditionen zurück. Schon im alten China wurde Beifuß gegen Malaria eingesetzt. Das in 2000 Jahre alten Lehrbüchern dokumentierte Wissen geriet allerdings in Vergessenheit. Erst in den 1960er Jahren wurde die Wirkung des „Wurmholzes“ von chinesischen Wissenschaftlern erneut erforscht.

Eine Befürchtung der Wissenschaftler ist allerdings, ein unkontrollierter Gebrauch von Artemisinin könne das Medikament unwirksam machen. Untersuchungen in Senegal und Kambodscha ließen nach Angaben von Forschern des Louis-Pasteur-Instituts bereits auf erste Resistenzen schließen. Zentrale Maßnahme im Kampf gegen Malaria ist laut Weltgesundheitsorganisation daher die Vermeidung einer Infektion – etwa durch imprägnierte Moskitonetze.

In Sodo haben die Menschen keine Angst, das Beifußkraut könne wirkungslos werden. Zufrieden schaut Elfinesh Achemo auf den Strauch in ihrem Garten. „Meine Familie ist gesund, seit ich weiß, wie ich den Tee zubereiten muss.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Ärzte Zeitung“, aerztezeitung.de