Afghanistan: NATO startet Groß-Offensive

Meldung vom 06.10.2009

Nach dem Tod von acht Soldaten der ISAF-Truppen hat die NATO in Ost-Afghanistan eine Offensive gegen die Taliban gestartet. Afghanische und NATO-Soldaten drangen in den schwer zugänglichen Bezirk Kamdesch ein, um nach 13 bei dem Angriff verschleppten Polizisten zu suchen, berichtete der Gouverneur von Nuristan, Dschamaluddin Badar. Bei Kundus gerieten die Bundeswehrsoldaten erneut in Gefechte.

Badar lieferte keine Details, wie viele internationale und afghanische Soldaten an der militärischen Operation in Nuristan teilnehmen. Afghanische und ISAF-Truppen hätten Gebiete gesperrt, in denen die entführten Polizisten vermutet wurden. Bislang sei es zu keinen kämpferischen Auseinandersetzungen gekommen. Hunderte Aufständische hatten in der Grenzregion zu Pakistan zwei Vorposten der NATO und der afghanischen Armee attackiert, acht US-Soldaten wurden bei diesem Angriff getötet.

Auch die Bundeswehr geriet erneut ins Visier der Taliban. Wie das Verteidigungsministerium in Berlin mitteilte, wurden deutsche Sicherheitskräfte etwa acht Kilometer westlich des Lagers des Regionalen Wiederaufbauteams (PRT) in Kundus mit Handfeuerwaffen, Raketen und Panzerabwehrwaffen angegriffen. Die Bundeswehr habe sich zur Wehr gesetzt und um Luft-Unterstützung gebeten. Kein deutscher Soldat sei zu Schaden gekommen.

Angesichts der anhaltenden Gewalt in Afghanistan nimmt in den USA die Skepsis gegenüber einer möglichen Aufstockung der Truppen zu. Eine Gruppe von etwa 20 Abgeordneten des linken Parteiflügels der Demokratischen Partei von US-Präsident Barack Obama präsentierte in Washington einen Gesetzentwurf, der „jegliche Aufstockung der US-Truppen in Afghanistan“ verbieten würde, so lautet es im Text. Der afghanische Außenminister Rangin Dadfar Spanta warnte vor einem Abzug der ausländischen Truppen. Sein Land leide unter den Machenschaften des „internationalen Terrorismus“, für den Anstieg der Gewalt seien keine lokalen Gruppierungen verantwortlich.

In Kabul begann eine teilweise Neuauszählung der Wahlstimmen. Mitarbeiter der unabhängigen Wahlkommission (IEC) überprüfen gut sechs Wochen nach der von Betrugsvorwürfen überschatteten Präsidentenwahl mehr als 3.000 Wahlurnen. Zwei Tage soll die Prüfung von etwa zehn Prozent der Urnen dauern. Das offizielle Endergebnis der Wahl soll nach Angaben eines ranghohen IEC-Mitglieds jedoch nicht vor Ende kommender Woche bekannt gegeben werden. Laut dem vorläufigen Ergebnis trug Amtsinhaber Hamid Karsai mit 54,6 Prozent der Stimmen den Wahlsieg davon; sein schärfster Herausforderer Abdullah Abdullah erreichte knapp 28 Prozent.


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Focus Online“, focus.de