Südafrika: Gewerkschaft kämpft für Rechte schwarzer Hausangestellter

Meldung vom 08.10.2009

Die Gewerkschaft der Hausangestellten in Südafrika setzt sich für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen ein. Diese Arbeitskräfte leiden besonders unter der Krise. „Ich war selbst eine Hausangestellte“, bezeugt Myrtle Witbooi, Generalsekretärin von Sadsawu (South African Domestic Service and Allied Workers Union), der Gewerkschaft der Hausangestellten in Südafrika. „Ich habe gesehen und erlebt, wie es ihnen ergeht und deswegen habe ich beschlossen, sie zu organisieren“.

Myrtle Witbooi arbeitet von ihrem kleinen bescheidenen Büro in Salt River, einem Stadtviertel von Kapstadt. Sie ist eine beeindruckende Frau, kräftig, voller Tatendrang, kämpferisch und humorvoll. „Die Hausangestellten in Südafrika sind das schwächste Glied der ökonomischen Kette“, sagt sie. Sie verstehen sich nicht darauf, sich zu organisieren, weil sie weit verstreut arbeiten. Sie erhalten nur sehr bescheidene Löhne und müssen schlechte Arbeitsbedingungen über sich ergehen lassen. In Zeiten der Krise sind sie als erste an der Reihe, entlassen zu werden.

In den letzten zwei Jahren haben in Südafrika 105.000 Beschäftigte in privaten Haushalten ihre Stelle verloren. „Ein Arbeitgeber, der von der Wirtschaftskrise betroffen wird, verzichtet zuerst auf die Hausangestellte“, meint Myrtle Witbooi. „Ihre Arbeit wird dann in der Regel von der Hausfrau selbst übernommen. Die Hausangestellten sind also auch von der globalen Rezession betroffen, sie sind sogar besonders schwer davon betroffen.“

Nicht nur die globale Wirtschaftskrise, auch die Flüchtlingsströme in Afrika schmälern die Jobaussichten der südafrikanischen Hausangestellten. So strömen seit Jahren vor allem Migranten aus dem benachbarten Simbabwe in den südafrikanischen Arbeitsmarkt. Das macht sich vor allem im Niedriglohnsektor bemerkbar und damit auch bei den im Haushalt Beschäftigten. Damit sind die gemeint, die sich um die Kinder und die Alten kümmern, die Gärtner und Chauffeure.

Für die Gewerkschaft ist das ein heißes Eisen, denn sie streiten für alle Angestellten, egal, ob es sich um Südafrikaner oder Ausländer handelt. „Die Arbeitsgesetze gelten für alle“, unterstreicht die Sadsawu-Generalsekretärin. 1,2 Millionen Hausangestellte werden in Südafrika verzeichnet. Nur rund 25.000 von ihnen haben Anschluss an die Gewerkschaft. Die meisten befürchten, dass sie ihre Arbeit verlieren könnten, wenn sie sich politisch engagieren. Oder sie könnten obdachlos werden, denn viele von ihnen leben auf dem Grundstück ihrer Arbeitgeber und sind ständig in Sorge, dieses Privileg zu verlieren. Eigene Wohnungen können sie nicht bezahlen. Preiswerter Wohnraum ist rar und die Löhne der Hausangestellten sind niedrig.

Auf 1.340 Rand beläuft sich der Mindestlohn in Südafrika, rund 120 Euro im Monat. „Das reicht kaum zum Überleben“, kritisiert Myrtle Witbooi. Außerdem verfügen die Hausangestellten über keine Altersversorgung. Der Rentenfonds, der vor ein paar Jahren eingerichtet wurde, ist zu gering, um diejenigen zu versorgen, die jetzt nach einem mehr als vierzigjährigen Arbeitsleben in Pension gehen.

Die Lebensbedingungen für die große Mehrheit der schwarzen Südafrikaner haben sich also seit dem Ende der Apartheid nicht viel verändert. Noch immer ist die schwarze Hausangestellte arm und ungebildet und die weiße „Madam“ wohlhabend. „Seit der Einführung der Demokratie im Jahr 1994 haben wir die besten Gesetze – aber nur auf dem Papier. Sie werden nicht umgesetzt“, bemängelt die Gewerkschafterin. Und dabei sollte ihrer Meinung nach Südafrika doch im Kampf für die Rechte der Hausangestellten überall ein gutes Vorbild abgeben.

Über das Internet hat sich Myrtle Witbooi mit vielen Gleichgesinnten in der ganzen Welt vernetzt. „Ich bin Teil eines Netzwerks“, erklärt sie stolz und deutet auf ihren Computer. So informiert sie sich, wie es den im Haushalt Beschäftigten in anderen Ländern geht, in Tansania, in Malaysia und in Katar beispielweise. Sie nimmt auch an internationalen Gewerkschaftstreffen und Konferenzen teil, um sich mit anderen auszutauschen. Ihr Ziel steht fest: eine internationale Konvention zu verabschieden, in der die Rechte der Hausangestellten garantiert werden. „Der Kontakt mit anderen Ländern hat mir die Augen geöffnet und mir gezeigt, wie stark wir werden müssen. Südafrika muss die Schulter werden, an der sich alle anlehnen können. Wir müssen sagen: Ja, wir werden für eure Rechte kämpfen!“


Quelle:  „Deutsche Welle“, dw-world.de