Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Rumänien: Literaturnobelpreis fördert Aufarbeitung

Meldung vom 15.10.2009

Deutschland ist begeistert über die neue Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller. Auch in Rumänien gibt es positive Reaktionen zu der Preisverleihung an die Rumänien-deutsche Autorin.

„Die Ehre der kleinen Kulturen ist immer verletzt“, behauptet der aus Rumänien stammende französische Philosoph Emil Cioran (1911-1995) mit Blick auf sein Heimatland. Ein Nobelpreis – so die Hoffnung vieler rumänischer Intellektuellen – könnte zur Aufwertung beitragen und die bisher wenig berücksichtigte Nation vom Balkan in eine „kulturelle Großmacht“ verwandeln. 

Herta Müller greift in ihren Werken die Themen rumänische Diktatur und die Verfolgung Intellektueller durch den rumänischen Geheimdienst, die Securitate, auf. Kann man darin den Beginn eines Heilungsprozesses sehen? Kann die höchste literarische Auszeichnung die Rumänen zur Versöhnung mit sich selbst und mit der Welt führen? Viele Rumänen fragen sich, ob Herta Müllers Preis auch nach Rumänien gehört.

Der wichtigste Literaturkritiker des Landes, Nicolae Manolescu, versteht Herta Müller auch als eine Vertreterin der rumänischen Kultur. „Es ist ein außergewöhnlicher Augenblick, und ich freue mich für Herta und für Rumänien über diesen etwas unerwarteten Preis. Vor allem wenn man auf die Kandidatenliste schaut und Schriftsteller wie Amos Oz oder Philip Roth entdeckt, weiß man, was er bedeutet. Sie hat sich Themen angenommen, die für beide Länder und für Europa wichtig sind.“

Die Redakteurin Cristina Modreanu argumentiert, dass der Literaturnobelpreis zu einer nationalen Angelegenheit für Rumänien geworden sei. Herta Müller stellt für sie ein Zeichen für die rumänische Gesellschaft dar, ein Symbol dafür, dass man bei der Suche nach der Wahrheit nicht resignieren dürfe. Davon werden Gegenwart und Zukunft beeinflusst. Nicht der Nationalstolz solle damit angesprochen werden, sondern das Bewusstsein eines Landes, das seine kommunistische Vergangenheit noch nicht aufgearbeitet hat.

Auch der Philosoph Andrei Plesu spricht von der Enttäuschung der Rumänen, bisher noch nie mit einem Nobelpreis ausgezeichnet worden zu sein: „Wir sind seit Jahren traurig, dass es keinen rumänischen Nobelpreis-Träger gibt. Jetzt können sie sich beruhigen. Herta Müller ist zwar eine deutsche Schriftstellerin, aber sie stammt aus Rumänien, und ihre Werke enthalten ein Stück rumänische und osteuropäische Geschichte“.

Für Horia Roman Patapievici, Präsident des Rumänischen Kulturinstituts, stellt sich angesichts des Preises nicht die Frage nach Deutsch- oder Rumänentum. Die Verleihung des Preises an Herta Müller sei vielmehr ein bedeutender Fortschritt in der Aufarbeitung der Vergangenheit und lege dar, „dass die Traumata des Kommunismus, 20 Jahre nach dem Ende des osteuropäischen Totalitarismus, in das kollektive Gedächtnis Europas integriert sind“.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Welt Online“, welt.de

Schlagwörter: Rumänien, Literaturnobelpreis, Nobelpreis, Herta Müller, Securitate, Aufarbeitung, Traumata, Preisverleihung, Autorin, Kommunismus, Vergangenheit, Totalitarismus, Osteuropa, Gedächtnis, Europa, Verfolgung, Intellektuelle, Diktatur, Geheimdienst