Somalia: Islamisten verbieten Klingeltöne und Frauenorganisationen

Meldung vom 05.11.2009

Seit die somalischen Shabaab-Milizen Anfang Oktober die Hafenstadt Kismayu in ihre Gewalt bekommen haben, gilt dort die islamische Rechtsprechung, die Scharia. Religiöse Gerichte haben zahlreiche Auspeitschungen und Amputationen veranlasst und Kinofilme, das Tanzen auf Hochzeiten und Fußball sowohl auf dem Platz als auch im Fernsehen verboten.

Nun wollen sie auch die Musik, die als Klingelton auf Mobiltelefonen abgespielt wird, abschaffen. „Wir tolerieren nichts, was die Leute korrupt machen könnte“, erklärte Shabaab-Sprecher Sheikh Hassan Yaqub, „das gilt besonders für Musik und sexy Videos“. Stattdessen lautet die Empfehlung für die Somalis, Koranverse dafür zu verwenden. Doch diese Anordnung führt für gläubige Muslime ein neues Problem mit sich: da man das Wort des Propheten nicht unterbrechen darf, könnten dann keine Anrufe mehr entgegengenommen werden.

Dass die Shabaab-Milizen in den von ihnen beherrschten Landesteilen für Recht und Ordnung sorgen, wurde anfangs von einigen Somalis befürwortet, mittlerweile sind viele Einheimische von den Islamisten enttäuscht und haben sich entfernt.

Indessen hat die radikalislamische Al-Shabaab-Miliz in Südsomalia einer Reihe von Frauenorganisationen die Ausübung ihrer Arbeit verboten. „Der Islam erlaubt Frauen nicht, ins Büro zu gehen“, warnt der örtliche Milizchef Maalim Daaud Mohamed im Rundfunksender Radio Garowe. Dieses Verbot zwingt eine Vereinigung von Geschäftsfrauen, eine Menschenrechtsorganisation und Selbsthilfegruppen für Frauen im ländlichen Raum, ihre Arbeit aufzugeben.

„Muslimische Frauen müssen zu Hause bleiben und sich um ihre Kinder kümmern“, sagt der Milizchef. Diese Anordnung ist umso unlogischer, da viele Männer aus Angst vor Milizen geflohen sind und in zahlreichen Familien die Frauen die einzigen sind, die den Lebensunterhalt verdienen.


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Der Standard“, derStandard.at