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Obamas Krieg: 30.000 weitere US-Soldaten nach Afghanistan

 
Meldung vom 03.12.2009

Weitere 30.000 US-Soldaten sollen nach Afghanistan, und ein Rückzug soll ab 2011 ins Auge gefasst werden: Obamas lang erwartete Afghanistan-Rede in der Militärakademie West Point lieferte einige Details, konnte aber nur wenig Visionen vermitteln. Der US-Präsident hat es umgangen, einen Krieg zu erklären, den viele Amerikaner nicht mehr verstehen.

Nach einer Viertelstunde geht diese Rede an die Nation plötzlich in eine persönliche Ansprache an die Soldaten über. Barack Obama redet auf der Bühne des Eisenhower-Saals in der Militärakademie West Point. Vor ihm sitzen Hunderte Kadetten der Eliteeinrichtung in ihren Uniformen und verfolgen konzentriert Obamas Botschaft.

Obama hat noch mit keinem Wort erwähnt, wie seine Pläne genau aussehen in Afghanistan, er hat noch keines der Details offen dargelegt. Seit Tagen fiebert Amerika diesen Details entgegen. 30.000 Soldaten mehr, 40.000? Aber ab wann und wie lange, das kommt nicht zur Sprache? Der Präsident holt erst einmal wieder die Vergangenheit hervor: „Es ist wichtig, sich zu erinnern, warum wir und unsere Verbündeten gezwungen wurden, diesen Kampf zu führen“, erklärt er. Obama lässt erneut die Eckdaten des Konflikts vorüberziehen: die Anschläge vom 11. September, der Terror durch al-Kaida, die fast einstimmige Unterstützung im US-Kongress für einen Einmarsch ins Land am Hindukusch. Seine Sätze wirken gedrechselt wie im Geschichtsoberseminar.

Doch nun spricht der Demokrat direkt die Soldaten vor ihm im Saal an. „Ich weiß, dass diese Entscheidung noch mehr von euch verlangt“, sagt er. Er habe Kondolenzbriefe an die Familien jedes Gefallenen verfasst, den Verwundeten Krankenbesuche abgestattet, vor den Särgen der Toten salutiert. „Wenn ich nicht denken würde, dass die Sicherheit Amerikas in Afghanistan auf dem Spiel steht, würde ich gerne jeden einzelnen Soldaten nach Hause bringen. Ich mache mir diese Entscheidung nicht leicht.“ Der Demokrat bemüht sich, den Einsatz zu rechtfertigen. „Afghanistan ist nicht verloren“, doch es wurden deutliche Rückschritte verzeichnet, die Taliban würden stärker. „Der Status quo ist nicht haltbar“, damit bestünde auch die Gefahr, dass das Land wieder Zufluchtsort für Terroristen werde.

Fast drei Monate hat Obama sich Zeit genommen, um Pläne für einen Neuanfang zu schmieden. Immer wieder kam der Präsident mit seinen Beratern zusammen, nun hat er eine Strategie mitgebracht: mit mehr Militäreinsatz sollen Bedingungen dafür geschaffen werden, eine Übergabe an die Afghanen zu verwirklichen. Gleichzeitig sollen die zivilen Institutionen gestärkt werden. Zudem soll eine effektivere Partnerschaft mit dem Nachbarn Pakistan angestrebt werden, wo sich viele Terroristen verbergen. Der wichtigste Bestandteil lautet: „Als Oberkommandierender habe ich entschieden, dass es in unserem nationalen Interesse liegt, weitere 30.000 Soldaten nach Afghanistan zu schicken.“

Aber Obama mildert seine Pläne direkt wieder: „Nach 18 Monaten werden die Truppen beginnen, nach Hause zu kommen.“ Zu dem Zeitpunkt sollen die afghanischen Sicherheitskräfte durch besseres Training eigenständig sein und das wichtigste amerikanische Ziel soll vollbracht sein: die al-Kaida in Afghanistan soll geschlagen sein. Das ist eine seltsame Verbindung zweier Zielvorgaben. Eine schnelle Truppenaufstockung steht bevor. Schon bis Sommer 2010 soll die Verstärkung vollzählig stationiert sein. Aber auch ein rascher Abzugsbeginn bereits für 2011 ist geplant.

Der Spagat zieht Zweifel mit sich. Können so viele Soldaten überhaupt so schnell in Afghanistan stationiert werden? Schon erklingen kritische Töne aus dem Pentagon. „Das genaue Tempo ist schwer zu berechnen“, geben selbst Obama-Berater in einer Telefonkonferenz mit Journalisten zu. Außerdem ist fraglich, wie ernst der Gegner den Truppenzuwachs nimmt, wenn der Abzug schon feststeht. Obama ist sich bewusst, dass die 30 Milliarden Dollar für die neue Truppenerhöhung im schon tiefroten US-Staatshaushalt eigentlich nicht vorhanden sind. Einen endlosen Kampf in Afghanistan kann sich Amerika einfach kaum noch leisten – und dieser könnte seine Wiederwahl 2012 beeinträchtigen. Auch die Truppenbeisteuerung der Bündnispartner ist keinesfalls gesichert.

Die Mischung aus Vormarsch und Rückzug lässt Obamas Überzeugungsarbeit bei der vielleicht wichtigsten Zuhörergruppe nicht im besten Licht erscheinen – und zwar bei seinen Anhängern. Viele von denen schätzen den Kampf dort nicht mehr als einen „notwendigen Krieg“ ein. Obamas Berater halten dagegen, dass das Vertrauen der Afghanen durch die Truppenerhöhung „gestärkt“ werde. Vielleicht sollte Obama sich auch um das Vertrauen der Amerikaner kümmern.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Afghanistan, Obama, Rede, Ansprache, Rede an die Nation, Soldaten, West Point, Militärakademie, Sicherheit, Rückzug, Strategie, Truppenaufstockung, Vertrauen, Vormarsch, Rückzug, Schulden, Staatshaushalt, Kampf, Wiederwahl