Afghanistan: Deutschland ist sich über neue Strategie einig

 
Meldung vom 27.01.2010

Die neuen Ziele für Deutschlands Vorgehen in Afghanistan sind klar: Die Zahl der Polizeiausbilder wird deutlich erhöht (von 165 auf 260), die der Militärausbilder noch deutlicher (von 280 auf 1.400). Auch die Erhöhung der Aufbauhilfe ist vorgesehen (von 210 auf 430 Millionen Euro jährlich).

Darauf konnten sich die Bundeskanzlerin Angela Merkel, Außenminister Guido Westerwelle, Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, Innenminister Thomas de Maizière und Entwicklungsminister Dirk Niebel einigen. Diese strategischen Änderungen wird Deutschland in der Afghanistan-Konferenz in London vorlegen, die am 28.01.2010 beginnt. Und in einigen Wochen sollen diese Punkte auch in Kabul verhandelt werden.

Für ein effektiveres Wirken in Afghanistan reicht es nicht, die inneren Strukturen des Bundeswehr-Kontingents zu verändern. Die Schnelle Eingreiftruppe muss abgelöst werden, die Mandatsobergrenze um 500 auf 5.000 Kräfte erhöht und eine zusätzliche Reserve von 350 Soldaten aufgestellt werden.

Auch das Auftreten der deutschen Soldaten in der afghanischen Öffentlichkeit müsse nun anders verlaufen. „Von Manndeckung zu Raumdeckung“, sprach man gestern in Regierungskreisen. Statt nur den eigenen Soldaten bei Patrouillen den Rücken zu decken und immer dort aktiv zu werden, wo Taliban Gewalttaten verüben, soll die Bundeswehr „an der Seite afghanischer Sicherheitskräfte in der Fläche Präsenz zeigen“. Bislang verlassen die deutschen Soldaten ihr Gelände nur in geschützten Fahrzeugen. Vorerst würden keine Änderungen bei der Ausrüstung anstehen, hieß es in Berlin.

Niebel betonte ebenfalls, dass die Bundeswehr künftig mehr Präsenz in den Außengebieten zeigen soll. Wenn sich die Soldaten in ihren Camps „einigeln“ würden, könnten sie an den Lebensbedingungen der Menschen nichts wesentlich verändern, sagte er. „Wir wollen ausdrücklich keine Militarisierung, sondern ein abgestimmtes Vorgehen“. Es mache Sinn und sei notwendig, stärker nach außen zu wirken, sich in den Regionen zu zeigen, da die Masse der Menschen auf dem Land lebe.

Gleichzeitig will Deutschland auch in einen Fonds investieren, aus dem der afghanische Präsident Hamid Karsai unter internationaler Kontrolle Taliban-„Mitläufer“ aus den Taliban-Einheiten „herauskaufen“ will. In einem mehrjährigen Zeitraum sollen dafür 500 Millionen Dollar zur Verfügung stehen. Viele sehr arme Familien „verkaufen“ ihre Söhne schon für zehn Dollar an die Taliban.

Gemeinsam mit den neuen Zielvorgaben wird ein schrittweiser Abzugsplan vorgelegt: Noch 2010 soll Afghanistan mehr in die Eigenverantwortung gehen, ab 2011 sollen einheimische Sicherheitskräfte schrittweise die Aufgaben internationaler Truppen übernehmen. Bis 2014 soll die Basis für einen Abzug auf breiter Front gelegt sein.


Video-Beiträge zu diesem Thema

 Afghanistans Präsident Karsai in Berlin


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „RP Online“, rp-online.de