Zettelchaos: Wahlen im Sudan |
Meldung vom 13.04.2010
16 Millionen Sudanesen sind zu Wahlen im Sudan aufgerufen. Seit Sonntag, dem 11. April, und noch bis zum Dienstag können sie neue Regionalvertretungen wählen, neue Gouverneure, ein neues Parlament und einen neuen Präsidenten. Im halbautonomen Süden wird außerdem noch über die Wahl des Präsidenten Südsudans entschieden. Zum ersten Mal nach 27 Jahren finden im Sudan Mehrparteienwahlen statt. Besonders im Süden des Landes geht die Mehrzahl der Menschen zum allerersten Mal wählen.
Etliche Parteien aus dem muslimischen Norden haben ihre Kandidatur zurückgezogen, weil sie der Regierungspartei von Präsident Omar al Baschir Wahlfälschung vorwerfen, was diese negiert. Die Wahlen finden unter schwierigen Umständen statt. In der Krisenregion Darfur, wo der Ausnahmezustand herrscht, ist fraglich, ob überhaupt genügend Wahlbüros öffnen können.
Viele Sudanesen müssen weite Wege bis zu den Wahlstätten zurücklegen. Hinzu kommt ein bürokratisches Wirrwarr von Stimmzetteln und falsch registrierten Namen der Kandidaten. Da sich einige Parteien von der Wahl zurückgezogen haben, können die Wähler hinter dem betreffenden Namen auch kein Kreuzchen mehr machen. Die Stimmzettel waren zu dem Zeitpunkt des Boykotts schon gedruckt. Acht Stimmzettel drücken die Wahlhelfer dem Wähler in die Hand und erteilen die Anweisung, zwölf Mal abzustimmen.
Den Weiler Mogiri rund 40 Kilometer außerhalb der südsudanesischen Hauptstadt Juba erkennt man nur an einer Ansammlung von Strohhütten. Die einzigen soliden Gebäude stellen die Unterkünfte für die südsudanesische Armee dar, die hier einen Stützpunkt errichtet hat. Anthony Kamba hat die Leitung über die Wahlhelfer in Mogiri übernommen. Das Wahllokal wurde unter einer großen Schirmakazie eröffnet und der Eingang mit Absperrband und einen paar Stöcken gekennzeichnet. Trotzdem hat Anthony einen gequälten Gesichtsausdruck.
Zwar hat in seinem Wahlbüro im Gegensatz zu vielen anderen die Anlieferung der Wahlunterlagen und der nicht abwaschbaren Tinte funktioniert, mit der jeder Wähler erfasst wird. Doch kaum einer der 821 in seinem Wahlbüro eingetragenen Wähler erkennt seinen Namen auf der Liste. Das läge daran, dass die Namen bei der Registrierung in Englisch aufgenommen worden seien, dann aber in Khartum von arabischsprachigen Mitarbeitern der Wahlkommission in die Computer eingespeist worden seien. „Die haben natürlich alles verwechselt: den Vornamen mit dem Familiennamen, den Namen des Vaters mit dem des Großvaters“, seufzt Anthony. Aber die Wahl dauere drei Tage. Das werde genügen, um alles auszusortieren, hofft er.
Viele im Süden wollen für den Präsidentenkandidaten Yassir Arman, den Kandidaten der ehemaligen südsudanesischen Befreiungsbewegung Sudan People's Liberation Movement (SPLM) stimmen. Arman, der ursprünglich für das Präsidentenamt in Khartum kandidierte, entschied sich im Vorfeld mit dem Hinweis auf die „mangelnde Transparenz“ der Nationalen Wahlkommission dazu, sich zurückzuziehen. Im Süden geht jedoch kein Weg an der SPLM vorbei. Doch die Wahlhelfer weisen die Wähler darauf hin, dass sie weder für Yassir Arman noch für Sadiq al Mahdi von der Umma Party stimmen können, weil die beiden die Präsidentenwahl boykottieren. Die Wähler sollen sich einen anderen Kandidaten aussuchen. Ob die Wähler sich einen Weg durch den sudanesischen Wahldschungel bahnen werden, bleibt abzuwarten.
Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, faz.net
Etliche Parteien aus dem muslimischen Norden haben ihre Kandidatur zurückgezogen, weil sie der Regierungspartei von Präsident Omar al Baschir Wahlfälschung vorwerfen, was diese negiert. Die Wahlen finden unter schwierigen Umständen statt. In der Krisenregion Darfur, wo der Ausnahmezustand herrscht, ist fraglich, ob überhaupt genügend Wahlbüros öffnen können.
Viele Sudanesen müssen weite Wege bis zu den Wahlstätten zurücklegen. Hinzu kommt ein bürokratisches Wirrwarr von Stimmzetteln und falsch registrierten Namen der Kandidaten. Da sich einige Parteien von der Wahl zurückgezogen haben, können die Wähler hinter dem betreffenden Namen auch kein Kreuzchen mehr machen. Die Stimmzettel waren zu dem Zeitpunkt des Boykotts schon gedruckt. Acht Stimmzettel drücken die Wahlhelfer dem Wähler in die Hand und erteilen die Anweisung, zwölf Mal abzustimmen.
Den Weiler Mogiri rund 40 Kilometer außerhalb der südsudanesischen Hauptstadt Juba erkennt man nur an einer Ansammlung von Strohhütten. Die einzigen soliden Gebäude stellen die Unterkünfte für die südsudanesische Armee dar, die hier einen Stützpunkt errichtet hat. Anthony Kamba hat die Leitung über die Wahlhelfer in Mogiri übernommen. Das Wahllokal wurde unter einer großen Schirmakazie eröffnet und der Eingang mit Absperrband und einen paar Stöcken gekennzeichnet. Trotzdem hat Anthony einen gequälten Gesichtsausdruck.
Zwar hat in seinem Wahlbüro im Gegensatz zu vielen anderen die Anlieferung der Wahlunterlagen und der nicht abwaschbaren Tinte funktioniert, mit der jeder Wähler erfasst wird. Doch kaum einer der 821 in seinem Wahlbüro eingetragenen Wähler erkennt seinen Namen auf der Liste. Das läge daran, dass die Namen bei der Registrierung in Englisch aufgenommen worden seien, dann aber in Khartum von arabischsprachigen Mitarbeitern der Wahlkommission in die Computer eingespeist worden seien. „Die haben natürlich alles verwechselt: den Vornamen mit dem Familiennamen, den Namen des Vaters mit dem des Großvaters“, seufzt Anthony. Aber die Wahl dauere drei Tage. Das werde genügen, um alles auszusortieren, hofft er.
Viele im Süden wollen für den Präsidentenkandidaten Yassir Arman, den Kandidaten der ehemaligen südsudanesischen Befreiungsbewegung Sudan People's Liberation Movement (SPLM) stimmen. Arman, der ursprünglich für das Präsidentenamt in Khartum kandidierte, entschied sich im Vorfeld mit dem Hinweis auf die „mangelnde Transparenz“ der Nationalen Wahlkommission dazu, sich zurückzuziehen. Im Süden geht jedoch kein Weg an der SPLM vorbei. Doch die Wahlhelfer weisen die Wähler darauf hin, dass sie weder für Yassir Arman noch für Sadiq al Mahdi von der Umma Party stimmen können, weil die beiden die Präsidentenwahl boykottieren. Die Wähler sollen sich einen anderen Kandidaten aussuchen. Ob die Wähler sich einen Weg durch den sudanesischen Wahldschungel bahnen werden, bleibt abzuwarten.
Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, faz.net