Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Somalia: 40 Prozent der ausgebildeten Polizisten desertieren

Meldung vom 27.04.2010

Die Mission am Horn von Afrika ist riskant: Die EU will 2.000 somalische Soldaten ausbilden, doch viele Absolventen früherer Trainings sind inzwischen zu den Terrormilizen übergelaufen oder verdingen sich als Piraten. Löhne aus US-Kassen sollen die Rekruten zur Loyalität bewegen. Doch der Gegner zahlt besser.

Anfang Mai werden sich knapp 150 Soldaten aus 14 EU-Ländern, darunter 13 deutsche, auf eine gefährliche Mission begeben: Sie sollen 2.000 Armeeoffiziere aus Somalia in moderner Kriegskunst schulen. Weil das im bürgerkriegszerrütteten Somalia selbst für hochgerüstete Soldaten viel zu riskant wäre, wird die Ausbildung in Camps im nahegelegenen Uganda stattfinden. Dort werden im Auftrag der Afrikanischen Union schon jetzt somalische Soldaten von ugandischen Militärs trainiert. Finanziert werden sie mit 60 Millionen Euro von der EU.

Auch Frankreich bildet in seiner Militärbasis Djibouti steten Soldatennachschub für Somalia aus. Schon lange bemühen sich die Franzosen, aber auch die Geostrategen in Washington darum, die Ugander in diese Aufgabe mit einzubeziehen. Bislang hatten die meisten EU-Länder dem Drängen auf eine gemeinsame europäische Ausbildungsmission nicht nachgegeben. Ihre Weigerung war durchaus begründet: Tausende beispielsweise von Äthiopien oder Uganda gedrillter junger Somalier desertierten nach der Ausbildung mitsamt ihren Waffen, Uniformen und Fahrzeugen umgehend zum Feind.

Andere nutzen das erworbene Know-how und die geschenkte Ausrüstung, um sich an Straßenkreuzungen selbständig zu machen: Sie überfallen und rauben dort ihre Landsleute aus. Und nicht wenige fanden auch gut bezahlte Arbeit bei den Piraten, die sich auf das Kapern von Öltankern und Frachtern spezialisiert haben.

Die Regierung im Nachbarland Äthiopien zum Beispiel geht davon aus, dass von den 17.000 „Sicherheitskräften“, die in den vergangenen Jahren von äthiopischen Offizieren gedrillt wurden, inzwischen rund 14.000 übergelaufen sind. Nur knapp 3.000, das sind gerade einmal 17 Prozent der Ausgebildeten, dienen demnach noch in der sogenannten Übergangsregierung. Die wird zwar international weitgehend anerkannt, hat aber trotz der massiven Waffenhilfe nur Teile der Hauptstadt und ein paar Kilometer Straße bis zum Flughafen in ihrer Gewalt.

Bei der Polizei gibt es ähnliche Entwicklungen. Als Kontrolleure der UN im Jahre 2008 überprüften, wo die von ihr ausgebildeten Polizeioffiziere im Einsatz sind, war das Ergebnis der Recherche ebenso erschreckend: 40 Prozent der Zöglinge sind zum Feind übergewechselt. Der Rest, der noch im Dienst ist, hat allerdings auch nicht den besten Ruf. Ständig werden sie mit Übergriffen gegen die Bevölkerung und Menschenrechtsverletzungen in Zusammenhang gebracht.

Sicherheitsexperten für diese Region und auch Politiker in Brüssel hinterfragen die neue EU-Ausbildungsmission ebenfalls. Junge Männer an Waffen zu schulen, sei nur zu vertreten, wenn das in ein Gesamtkonzept für Frieden und Wiederaufbau eingebunden sei, kritisieren sie. Sonst schule Europa den Nachwuchs für die fanatische Islamisten-Bewegung Al Shabaab und viele andere Privatarmeen von Sekten, Gangs oder regionalen Warlords in Somalia, argumentiert etwa die Europaabgeordnete der Grünen, Franziska Brantner. „Ohne Gesamtkonzept wird die Ausbildungsmission ein Marsch ins Desaster“, warnt Brantner.

Um solch einer Entwicklung vorzubeugen, sollen die Offiziersschüler künftig Lohn erhalten. Weil die „Übergangsregierung“ aber zahlungsunfähig ist, wird nun der Sold für die von der EU gedrillten Waffenträger gleich mitgeliefert – durch versteckte Kanäle. Nicht Brüssel, sondern Washington zahlt jedem somalischen EU-Rekruten während und nach der Ausbildung etwa hundert Dollar im Monat. Für die ebenso unauffällige wie korrekte Auszahlung ist der Wirtschaftsprüfungs-Multi PriceWaterhouseCooper (PWC) verantwortlich. Doch es ist jetzt schon absehbar, dass dieser Job für die PWC-Buchhalter kurz ist, vermuten Fachleute. Denn Milizen und Piraten bieten Löhne, die weit über hundert Dollar liegen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Somalia, Deserteure, EU, Ausbildung, Soldaten, Polizisten, EU-Mission, Training, Terrormiliz, Piraten, Militär, Brüssel, Menschenrechtsverletzungen