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Nicaragua: Jeder vierte Bürger bezahlt Bestechungsgeld

Meldung vom 02.06.2010

Die Ergebnisse zum Stand der Korruption in Nicaragua, die Miguel Peñailillo vortrug, waren wenig aufbauend. Seinen Ausführungen zufolge sieht sich jeder vierte befragte Bürger mehr oder weniger gezwungen, in dem zentralamerikanischen Entwicklungsland Bestechungsgeld zu zahlen. Der im Auftrag der Vereinten Nationen und europäischer Regierungen forschende Peñailillo dokumentierte, dass das Netz der Korruption vom Minister bis zum kleinen Beamten reiche. Dabei mache es keinen Unterschied, wer gerade an der Regierung ist: die Rechten, die Zentristen oder die linken Sandinisten.

Mehr als 2,5 Milliarden Dollar sind auf diese Weise spurlos abhanden gekommen – so viel wie ein Drittel der Jahreswirtschaftsleistung von Nicaragua. Dort gehört mehr als die Hälfte der nur 5,7 Millionen Einwohner zu der Schicht der Armen und sozial Schwachen. Reichte früher ein Handschlag zum Vertragsabschluss, „traut nun niemand niemandem mehr“, sagte Peñailillo bei der Vorstellung des Berichts. Inzwischen hat sich die Vorstellung durchgesetzt, „dass Korruption lukrativer als Ehrlichkeit ist“. Und so steht Nicaragua in der weltweiten Länderrangliste der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International (TI) mit 2,5 von zehn Punkten auf dem 130. Platz ziemlich weit hinten.

Im Gegensatz dazu Finnland: Gewöhnlich kommen Finnen „im Alltag nicht mit Korruption in Berührung“, so der Forscher Joutsen. Seit TI 1995 mit internationalen Korruptionsranglisten begann, hat sich Finnland dort einen Spitzenplatz gesichert – aktuell Nummer sechs, mit 8,9 von 10 Punkten. Dass der finnische Alltag korruptionsfrei ist, hat Joutsen zufolge mit vielen zusammenspielenden Faktoren zu tun: mit einem hohen Lebensstandard und vergleichsweise geringen Einkommensunterschieden unter den 5,3 Millionen Einwohnern. Auch die zwei Jahrhunderte währende stabile Entwicklung von Politik, Verwaltung und Justiz spielt dabei eine große Rolle.

Ähnlich ist es in Dänemark, Schweden, Island und Norwegen – alle Länder belegen Spitzenplätze der TI-Rangliste. Forscher der finnischen Universität Vaasa begründen dies damit, dass die fünf nordischen Länder „kleine, reiche, politisch stabile und homogene Gesellschaften“ seien, die Offenheit, Vertrauen in die Verwaltung und Loyalität zwischen Politikern und Beamten praktizieren. Diese Beobachtungen treffen auch auf Neuseeland zu, welches auf Platz 1 in Sachen Korruptionsarmut liegt.

Man geht mittlerweile davon aus, dass korruptionsarme Länder wirtschaftlich leistungsfähig sind und niedrige Haushaltsdefizite aufweisen. In Ländern wie Nicaragua oder Griechenland dagegen herrscht genau das Gegenteil. „Würde es Griechenland schaffen, mit so wenig Korruption zu leben wie die Finnen, wäre sein Haushaltsdefizit um acht Prozent der Wirtschaftsleistung niedriger“, hat Kaufmann in einer Studie der US-Denkfabrik Brookings Institution auf den Punkt gebracht.

Doch selbst Gesellschaften mit scheinbar undurchdringlichstem Filz sind in der Lage, Änderungen herbeizuführen. So galt Singapur jahrzehntelang als hoffnungsloser Fall in Sachen Korruption. Seine Polizisten waren beispielsweise in den florierenden Rauschgifthandel verwickelt. Doch seit Mitte der 70er-Jahre griff das kleine, aber mit großen Vollmachten und drakonischen Strafen arbeitende Anti-Korruptions-Büro (CPIB) gründlich durch und entfilzte das damals noch gar nicht so reiche Land. Singapur liefert ein Gegenbeispiel zu der These, dass wenig Korruption nur in reichen Gesellschaften möglich ist.

„Für den Erfolg eines Kampfes gegen Korruption ist die Zustimmung der Bevölkerung entscheidend“, meint TI-Forschungschefin Hodess. „Die Leute müssen sehen, dass nicht nur die kleinen Fische gefährlich leben, sondern auch die großen Hechte nicht mehr ungestraft davonkommen.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Welt Online“, welt.de

Schlagwörter: Nicaragua, Korruption, Bestechungsgeld, Tranparency International, Verwaltung, Loyalität, Finnland, Neuseeland, Singapur, Korruptionsrangliste