Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Äthiopien leidet unter „Braindrain“ – der Abwanderung von Fachkräften

Meldung vom 07.06.2010

Die Abwanderung von Fachkräften stellt für afrikanische Staaten ein großes Problem dar. Ohne gut ausgebildete Führungskräfte können sich die Länder nicht entwickeln. Doch manche der Ausgebildeten, wie Professor Tilahun Sinshaw, kehren aus Pflichtgefühl in ihre Heimat zurück.

Professor Tilahun Sinshaw könnte sich in den Ferien in den USA erholen. Doch er fährt jedes Jahr in seine Heimat Äthiopien, um dort an der Universität von Addis Abeba Seminare zu geben. Diese Tätigkeit übt er aber nicht aus, weil ihn dies beruflich vorwärts bringen würde oder weil er damit Geld verdiente: „Es sind meine eigenen Schuldgefühle, die mich hierher zurückbringen“, gibt der Professor für Psychologie zu, der am College of New Jersey in den USA lehrt und lebt.

Als Tilahun Sinshaw hörte, dass es zu wenige Lehrende an der Fakultät für Psychologie in Addis Abeba gab, bot er der Universität seine Unterstützung an: „Ich beschloss, in einer für mich passenden Weise etwas zu tun, um zur Entwicklung meines Landes beizutragen“, begründet er seine Entscheidung. Für seine Arbeit erhält er im Gegenzug lediglich Flugticket, Unterkunft und 1000 US-Dollar. Das ist weit weniger, als er in den USA für dieselbe Tätigkeit erhalten würde. Zwei Mal im Jahr, jeweils während der US-amerikanischen Semesterferien von Dezember bis Januar und Mai bis August, hält sich Sinshaw in seinen Urlaub arbeitend in Addis Abeba auf.

„Äthiopien braucht mehr Ärzte, Ingenieure, medizinisches Personal, Universitätsprofessoren und so weiter“, bemerkt er: „Also muss die Regierung so handeln, dass sie diese Leute zurückhält. Sie muss ein gutes Umfeld schaffen, so dass sich die Menschen akzeptiert fühlen. Aber die gebildeten Leute werden hinausgedrängt.“ In Äthiopien konnte bisher nur ein einziger Vollzeit-Professor für Ökonomie angestellt werden, während in den USA mehr als einhundert äthiopische Wirtschaftswissenschaftler arbeiten. Allein in den USA sind mehr in Afrika geborene Menschen als Wissenschaftler und Ingenieure angestellt als auf dem gesamten afrikanischen Kontinent.

In der Vergangenheit wurden mehr als 40 von Sinshaws Kollegen in Addis Abeba aus politischen Gründen plötzlich entlassen: „Wenn diese Leute gefeuert werden, warum sollte ich zurückkommen und dasselbe Schicksal erleiden?“, fragte er sich verärgert. Die politische Instabilität gehört zu den maßgeblichen „Push“-Faktoren, die die Abwanderung begünstigen. Andererseits lockt das Ausland auch mit „Pull“-Faktoren: Professor Sinshaw erhält beispielsweise für seine Tätigkeit in den USA höheren Lohn und seine akademischen Ziele kann er dort besser umsetzen als in seiner Heimat.

Äthiopien zählt zu den am stärksten von „Braindrain“ betroffenen Ländern. Gebildete Fachkräfte zieht es nach Europa oder in die USA. Dies führt nicht nur einen verheerenden Mangel an geschultem Fachpersonal mit sich, sondern daraus entstehen auch ökonomische Konsequenzen für die afrikanischen Staaten. Sie finanzieren meist die Ausbildung derer, die später in den Westen gehen und ihr Wissen und Können dort einsetzen.

Die UN-Wirtschaftskommission für Afrika sieht in der Emigration von Fachkräften die größte Bremse für die Entwicklung des Kontinents. Schon ein Drittel seines Humankapitals hat Afrika an den Westen verloren. Jährlich wandern etwa 20.000 gut ausgebildete Menschen aus beruflichen Gründen aus ihren Heimatländern aus.

In den vergangenen Jahren hat die äthiopische Regierung einige Programme gegründet, um die Heimat den eigenen, gut ausgebildeten und beruflich erfahrenen Fachkräften wieder attraktiv zu machen. Die Universität von Addis Abeba hat das Projekt „Braingain“ begonnen, mit dem man bestrebt ist, einige abgewanderte äthiopische Professoren zur Rückkehr und aktiven Mitarbeit zu motivieren. Viele haben bereits ihr Interesse und Engagement gezeigt, so wie Professor Sinshaw. Er unterstützt die Entfaltung des äthiopischen Potenzials und trägt ein klein wenig dazu bei, das Land wirtschaftlich und wissenschaftlich voranzubringen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Presse“, diepresse.com

Schlagwörter: Äthiopien, Braindrain, Abwanderung, Fachkräfte, Ausbildung, Ausgebildete, Addis Abeba, Universität, Wissenschaftler, Ärzte, Exil, Emigration, Pull-Faktoren, Push-Faktoren, Heimat, Braingain, Entwicklung