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Somalia: Cinema Mogadishu - WM-Zuschauen unter Lebensgefahr

Meldung vom 14.06.2010

Wer in Somalia der WM zuschaut, lebt gefährlich. Die radikalislamischen Shabab-Milizen haben jede Form der Unterhaltung in dem zerrütteten Land verboten. So ist die WM für viele ein unerreichbarer Traum. Nur wenige umgehen die Verbote und setzen ihr Leben aufs Spiel.

Während auf der ganzen Welt Millionen Menschen den Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika im Fernsehen miterlebt haben, können Fans im westafrikanischen Somalia das Großereignis wenn überhaupt, dann nur im Verborgenen verfolgen. Und das oftmals nur unter Lebensgefahr. Denn im Großteil des Landes üben die radikalislamischen Shabab-Milizen ihre Herrschaft aus. Und die haben nicht nur Kinos und DVDs untersagt, sondern verdammen auch allgemein jede Form der Unterhaltung.

„Die Weltmeisterschaft ist ein historisches Ereignis, aber in Somalia werden wegen der Restriktionen der Islamisten nur sehr wenige Leute sie sehen können“, meint Abdi Ali Yarisow aus dem Distrikt Waberi im Süden der Hauptstadt Mogadischu. Es werde kein sogenanntes „public viewing“ stattfinden noch seien Versammlungen von Fans erlaubt, die ein Spiel sehen wollten.

Die wenigen Glücklichen, die über eine Satelliten-Verbindung für ihren Fernseher verfügen, würden sich zu sehr in Gefahr bringen, indem sie Freunde zum Fußball-Gucken einladen. Eher werden sie mit einem Auge ein Spiel verfolgen, mit dem anderen aber angstvoll die Haustür im Blick haben. Zu ihnen gehört Yarisow, und auch er wird nicht viele Bekannte in sein Haus einladen. „Wenn alle aufgeregt sind und anfangen zu schreien, dann bekomme ich Schwierigkeiten“, betont er. „Vielleicht kann ich ein paar Leute tagsüber einlassen, wir werden uns dann in mein Zimmer setzen und das Spiel schweigend anschauen.“

Den aus Somalia stammenden Hip-Hopper K'naan konnten die Somalier deswegen gar nicht würdigen. Der in Mogadischu geborene Künstler, der in Kanada lebt, sang beim großen Konzert am Vorabend des ersten WM-Spiels. „Es ist sehr enttäuschend. Wir haben unseren jungen Rapper K'naan, der bei dem großen Event singt, und wir, seine Mitbürger können ihm noch nicht einmal zuschauen“, klagt die 26-jährige Kadro Alas aus Mogadischu. Doch als Hip-Hopper und Fußball-Liebhaber mit westlichem Lebensstil versinnbildlicht K'naan praktisch alle „Übel“, gegen die die Religionspolizei der Shabab kämpft.

„Fußball ist nichts anderes als Zeitverschwendung“, betont der Shabab-Vertreter Sheikh Mohamed Ibrahim. „Wissen Sie nicht, dass Allah Sie fragen wird, womit Sie Ihre Zeit verbracht haben, wenn der Tod kommt?“ Wem es auf den Sport ankomme, solle sich selber betätigen, aber ein Spiel im Fernsehen zu beobachten, sei im Islam verboten. „Dieser Sport soll die jungen Generationen blind machen und sie davon abhalten, Allah durch gute Taten zu ehren“, kritisiert der islamische Geistliche.

Dennoch wollen zwei Kinos die WM übertragen. Sie befinden sich in dem kleinen Teil von Mogadischu, der von der international unterstützten, aber weitgehend machtlosen Übergangsregierung gehalten wird. „Wir werden die Spiele zeigen und ich bin sicher, dass viele junge Männer aus der Gegend kommen werden“, sagt Abdi Mohamed vom Cinema Mogadishu im Stadtteil Medina.

Eine Leinwand des Lichtspiels ist nicht mehr vorhanden, stattdessen werden mehrere Fernsehapparate aufgestellt, um die die Zuschauer Grüppchen bilden. Mehrfach sei das Kino, das noch aus der Zeit des früheren Machthabers Siad Barre stammt, mit Handgranaten befeuert worden, erklärt Mohamed. „Aber es ist das einzige Kino, das in Medina noch läuft, wir haben der Einschüchterung widerstanden.“

Für die Bewohner der benachbarten Stadtteile liegt Cinema Mogadishu in unerreichbarer Ferne. Zu riskant ist es vor allem nach Anbruch der Dunkelheit, die Frontlinien zu überqueren und Gefahr zu laufen, von Militärkontrollen festgehalten zu werden. Kadro Alas aber ist entschlossen, ihr Leben zu riskieren, um ihren Favoriten Brasilien mitzuerleben. „Ich werde alles tun. Ich werde einfach nicht aufhören, einen Ort zu suchen, an dem ich die Spiele schauen kann. Brasilien zu verpassen, wäre das Schlimmste, was mir geschehen könnte“, sagt die junge Frau.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „n-tv“, n-tv.de

Schlagwörter: Somalia, WM, Shabab-Miliz, Restriktionen, Lebensgefahr, Kino, Mogadischu, Islamisten, Religionspolizei, Fußball, Weltmeisterschaft, Militärkontrolle, Unterhaltung, K'naan