Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Indien: Wo Christen jeden Tag um ihr Leben bangen

Meldung vom 22.06.2010

Im indischen Bundesstaat Orissa erleiden Christen Verfolgung. Immer wieder werden sie tätlich angegriffen, ihre Häuser und Kirchen zerstört. Hinzu kommt die soziale Ausgrenzung: In dem überwiegend christlichen Dorf Dihnudi werden die Bewohner als „Unberührbare“ behandelt.

Dihnudi ist eigentlich kein Dorf. Die Siedlung besteht aus zwei Reihen armseliger Behausungen entlang eines staubigen, unbefestigten Wegs. Einige der kleinen Häuser haben Strohdächer, manche ein Blechdach. Die meisten sind nur mit einer Glühbirne ausgestattet. Die einzige Wasserleitung am Rand des Orts ist seit zwei Jahren von der Gemeinde abgedreht worden. Trinkwasser müssen die Bewohner aus einem nahen Teich beziehen, in dem sie auch sich und die Wäsche reinigen. Brennholz aus den großen Wäldern der Umgebung zu holen, ist ihnen verboten.

Kommen Gäste aus dem Ausland, um sich vor Ort ein Bild von der Situation der Einwohner von Dihnudi zu machen, werfen sich die Menschen, es sind fast nur Frauen, vor ihnen auf den Boden, berühren die Schuhe als Geste der Begrüßung und küssen ihnen die Hände. Trotz Beschämung kann man diese Demutsgesten nicht verhindern. Die Frauen waschen den Ankömmlingen mit einer wohlriechenden gelben Flüssigkeit die Füße und trocknen sie sorgfältig. Jedem der Gäste wird noch eine Blumengirlande um den Hals gehängt.

Dihnudi liegt in einer abgeschiedenen Berglandschaft im indischen Staat Orissa, es gehört zur katholischen Diözese Berhambur, einer Stadt an der Küste des Golfs von Bengalen. Wie hunderte anderer christlicher Dörfer im Staat wurde es am 8. August 2008 von Gruppen bewaffneter Hindus überfallen, die kleine Kirche der evangelikalen Gemeinde wurde dem Erdboden gleichgemacht.

Nach offiziellen Angaben wurden damals in ganz Orissa 67 Menschen in den gewalttätigen Ausschreitungen getötet, nach Zählungen der Kirche waren es über hundert. 50.000 Menschen mussten fliehen und verloren ihr Zuhause. Dutzende Dörfer wurden niedergebrannt, über tausend Kirchen zerstört. Einige der Täter hatte man zwar festgenommen, eine richtige Verurteilung blieb ihnen bisher erspart. Als Anlass für die offenkundig von langer Hand vorbereiteten und organisierten Überfälle schrieben sich die Gewalttäter die Ermordung eines Hinduführers auf die Fahnen, die man Christen in die Schuhe schob.

Nach der Begrüßung von Gästen kommen die Bewohner von Dihnudi in der Kirche zusammen, besser gesagt, in ihrer Ruine. Die Frauen haben sich auf den Boden gehockt, die wenigen Männer sitzen auf Bänken an den Seiten. Wo einmal die Stirnwand des Gebäudes war, müssen jetzt Planen dafür herhalten, den Raum abzuschließen. Die Menschen wagen nicht, die Kirche wieder instand zu setzen, denn sie fürchten, damit neue Überfälle herauszufordern.

Dass die Anfeindung der Nachbarschaft nicht nachgelassen hat, bekommen sie jeden Tag zu spüren. Die 31 Familien in den zwanzig Häusern sind ausnahmslos „Dalits“, Unberührbare also, die aus der indischen Kastenordnung ausgegrenzt sind. Dalits ist eigener Landbesitz nicht gestattet, nur zwölf der Familien von Dihnudi gehören ihre Häuser. Die Grundbesitzer der Gegend bestehen aus „tribals“, Angehörige nicht arischer Stämme indischer Urbevölkerung. Sie unterdrücken und diskriminieren in dieser Gegend christliche Dalits.

Die Menschen fristen ihr Leben in Armut und überleben nur durch härteste Arbeit. Die meisten Männer müssen auswärts arbeiten und schicken Geld nach Hause. Die Frauen des Dorfes schuften als Steinklopferinnen im Straßenbau. 20 Familien aus Dihnudi haben es erreicht, Grund zu kaufen. Die Kirche bemüht sich, solche Aktionen zu unterstützen und die Christen an einigen Orten zusammenzuziehen, damit sie besser geschützt sind.

Zusätzlich unternimmt die Kirche Anstrengungen, mit aufklärenden Veranstaltungen den interreligiösen Dialog zu fördern, die gegenseitigen Spannungen zu mindern und Vorurteile abzubauen. Sie hat ein Konzept für einen solchen Dialog ausgearbeitet, das sie in allen Diözesen von Orissa verwirklicht. Ob dieses Konzept aufgeht, ist derweil noch fraglich. Immer noch müssen Christen in dieser Region jeden Tag um ihr Leben bangen. 




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Presse“, diepresse.com

Schlagwörter: Indien, Verfolgung, Anfeindung, Christen, Unberührbare, Hindus, Orissa, interreligiöser Dialog, Landbesitz, Ausgrenzung, Diskriminierung, Unterdrückung, Dalits, Kirche, Diözese, Kaste, Kastenordnung, Steinklopfer