Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Rumänien: Vielen Rumänen steht das Wasser bis zum Hals

Meldung vom 11.08.2010

Die Finanzkrise hält das zweitärmste Land Osteuropas im Würgegriff. 20 Milliarden Euro beträgt das Staatsdefizit in Rumänien. Auf Druck der EU, Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) hin hat die Regierung rigorose Sparmaßnahmen verkündet: Eine Kürzung der Beamtengehälter um 25 Prozent und der Pensionen um 15 Prozent.

Ab September sollen sämtliche Schulen des Landes mit weniger als zweihundert Schülern und alle Kindergärten mit weniger als hundert Kindern geschlossen werden. Die gratis U-Bahnzeitung Adevarul (Die Wahrheit) reagierte auf diese Anordnung sarkastisch und schlug vor, diverse Museen zu schließen – sie würden ohnehin nur von einer Handvoll Touristen und der hauchdünnen rumänischen Oberschicht besucht. Wozu dafür also staatliche Gelder vergeuden?

Da sich die Kürzung der Pension als verfassungswidrig herausstellte, wurde stattdessen die Mehrwertsteuer angehoben. Für den Großteil der Rumänen hat das Leben damit Züge eines reinen Überlebenskampfes angenommen: Das Geld reicht gerade noch, um nicht zu sterben.

Im Schatten des mächtigen Casa Presei Libere (Haus der Freien Presse) in Bukarest windet sich Florin zwischen den stehenden Autos hindurch. In der linken Hand transportiert der Zehnjährige einen Hundewelpen, mit dem schmutzigen Zeigefinger der rechten Hand klopft er an die Fensterscheiben und zeigt in seinen weit aufgerissenen Mund. Florin hat Hunger. Nur selten erbarmt sich jemand und lässt eines der Fenster der klimatisierten Autos herunter, um sein schlechtes Gewissen zu erleichtern und dem Jungen ein bisschen Kleingeld zu geben.

Die hiesigen Hilfsorganisationen rechnen mit einem harten kommenden Winter: In den vergangenen Monaten sind Mieten, Kosten für Wasser, Strom, Gas und Heizung sprunghaft angestiegen. Heizkostenzuschüsse und andere staatliche Unterstützungen wurden ersatzlos gestrichen. Viele Rumänen müssen Schulden machen, um im Winter nicht zu erfrieren.

Das Jugendamt geht davon aus, dass in den kommenden Monaten unzählige Kinder ausgesetzt oder in staatliche Fürsorge gegeben werden. Staatliche Fürsorge – das bedeutet, dass humanitäre Hilfsorganisationen alle Hände voll zu tun haben werden, denn rumänische Kinderheime sind überfüllt. Auch Gebende Hände unterhält ein Waisenhaus in Rumänien.

Für Hilfsorganisationen, die sich ausschließlich durch Spenden finanzieren, heißt es nun, den Gürtel enger schnallen. Die Steuererhöhung hat direkte Auswirkung auf die Arbeit der humanitären Organisationen. Und die haben derzeit genauso wenig wie die Bevölkerung einen Plan B, auf den sie zurückgreifen könnten. Im Augenblick herrscht in Rumänien angespanntes Abwarten. Die Sparmaßnahmen wurden von einem Tag auf den anderen beschlossen und umgesetzt. Ohne Vorwarnung. „Und es garantiert niemand, dass es nicht weitere Sparmaßnahmen dieser Art geben wird“, beschwert sich eine Bukaresterin.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Der Standard“, derStandard.at

Schlagwörter: Rumänien, Sparmaßnahmen, Kürzungen, Straßenkinder, Waisenheim, Mehrwertsteuererhöhung, Hunger