Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Mexiko: Ernüchterung – Calderón zieht Zwischenbilanz

Meldung vom 12.08.2010

Mexikos Präsident Felipe Calderón zieht eine Zwischenbilanz in dem seit vier Jahren währenden Drogenkrieg in seinem Land. Die ernüchternden Resultate zwingen den Präsidenten, im Kampf gegen die mächtigen Drogenkartelle nach neuen Mitteln zu greifen. Er ruft die rechtschaffenen Mexikaner dazu auf, die Armee des Landes zu unterstützen und die kriminellen Machenschaften der Maffia zu boykottieren. Ein Ende der Gewalt ist nicht abzusehen.

Wie geht es weiter, Herr Präsident? Felipe Calderón ist zugegebenermaßen selbst ratlos. Nur eines weiß er: Dass man gerade jetzt nicht den Rückzug antreten darf. Seit dem Amtsantritt des konservativen mexikanischen Präsidenten im Dezember 2006 sind im Krieg der Sicherheitskräfte gegen die Rauschgiftkartelle und bei den durch die Regierungsoffensive angefeuerten Verteilungskämpfen der Bosse gegeneinander etwa 28.000 Menschen ermordet worden. 80.000 Bundespolizisten und Soldaten wurden extra für diese Aufgabe aufgestellt. Sie errichten Straßensperren, entlarven Waffen-, Geld- und Rauschgiftverstecke, inhaftieren Anführer von Kartellen, korrupte Politiker und bestochene Polizisten, erschießen Drogenbosse.

Doch weder ist ein Ende der Gewalt noch eine Schwächung der Kartelle festzustellen. Jetzt nahm Calderón am Schlusstag einer drei Tage dauernden Konferenz in Mexiko-Stadt über den seit nun bald vier Jahren wütenden Rauschgiftkrieg selbst eine schonungslose Lageeinschätzung vor. Von den „kleinsten bescheidenen Städten bis zu den großen Metropolen“ terrorisierten die schwer bewaffneten Mannschaften der Kartelle die Bürger Mexikos. Weder Polizisten noch wohlhabende Geschäftsleute oder einfache Leute blieben davon verschont.

„Ihr Geschäft ist es, alles und jeden zu beherrschen“, erklärte Calderón. „Ihr kriminelles Verhalten hat sich geändert, es ist zu einer offenen Herausforderung des Staates geworden“, betonte er. „Sie wollen den Staat verdrängen“, indem sie Schutzgelder wie eine Art Kriegssteuer erpressten und sich modernere Waffen als die der Sicherheitskräfte beschafften. Calderón beendete seine Zwischenbilanz mit einer fast verzweifelten Aufforderung an die Bürger, gemeinsam mit der Armee an einem Strang zu ziehen und den Kampf gegen die Kartelle ebenfalls aufzunehmen.

Ob sein Aufruf von vielen seiner Mitbürger beherzigt wird, wird bezweifelt. Es konnten zwar einige Etappensiege beim Kampf gegen die Kartelle erzielt werden. Zwei Drogenbosse wurden bei Razzien erschossen. 84.000 Schusswaffen, tonnenweise Munition sowie 35.000 Fahrzeuge wurden konfisziert. Mehr als 400 Millionen Dollar Drogengeld konnten aus dem Verkehr gezogen werden. 78.000 Verdächtige wurden im Zusammenhang mit dem Rauschgifthandel bis Januar dieses Jahres festgenommen. Doch bei diesen handelte es sich nach offiziellen Statistiken zu 96 Prozent um Straßendealer, Ausschauhalter und andere „kleine Fische“. Nur zwei Prozent der Verhafteten standen vor Gericht und wurden verurteilt, die anderen sitzen weiter in Haft oder wurden wieder frei gelassen.

Nach amerikanischen Statistiken sind mexikanische Drogenkartelle in mehr als 2.500 Städten in den Vereinigten Staaten tätig. Der Anbau und der Schmuggel von mexikanischem Marihuana hat sich nach Angaben des amerikanischen Drogenjahresberichts National Drug Threat Assessment seit 2004 auf jetzt 23.700 Tonnen jährlich verdoppelt. Die Produktion von Heroin hat sich seit 2008 um das Vierfache auf jetzt knapp 42 Tonnen jährlich erhöht.

„Wir haben dort Fortschritte erzielt, wo wir ausreichend Sicherheitskräfte stationieren und den Operationsraum der organisierten Kriminalität einschränken konnten“, stellte Calderón fest. Doch er gab zu, dass der Plan fehlgeschlagen sei, in den Einsatzgebieten der Kartelle „normale Lebensverhältnisse wiederherzustellen“.

Calderón sieht sich mit wachsenden Zweifeln in der Bevölkerung an seiner Strategie im Drogenkrieg konfrontiert. Nun wird eine Debatte darüber geführt, ob die Macht der Drogenbarone durch die Legalisierung von Drogen gebrochen werden könnte. Obwohl er der Legalisierung gegenüber kritisch eingestellt ist, hat Calderón schon für seine Bereitschaft zur Diskussion des umstrittenen Themas viel Lob von den USA erhalten. Im Überlebenskampf Mexikos und seines Staatspräsidenten gegen die Rauschgiftkartelle ist der Krieg mit reiner Waffengewalt längst an seine Grenzen gestoßen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, faz.net

Schlagwörter: Mexiko, Polizei, Drogenkrieg, Drogenkartelle, Gefängnis, Haftanstalt, Morde, Korruption, Bestechung, Calderón, Zwischenbilanz, Legalisierung, Drogen, Heroin, Marihuana, USA, Schutzgelder, Erpressung