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Ruanda: Methan-Gas aus dem Kivu-See – lukrativ aber gefährlich |
Meldung vom 08.09.2010
Der Kivu-See in Ruanda birgt ein großes Depot an Methan-Gas in seinen Tiefen. Das könnte Strom für viele bedeuten, aber auch Lebensgefahr für die Anwohner: In der Mitte des Sees gibt es bereits eine Plattform zur Förderung des Methans. Noch wird das Gas testweise gefördert, doch schon bald soll es industriell in weitaus größerem Ausmaß genutzt werden. Doch Wissenschaftler weisen auf die hohe Explosionsgefahr hin.
Sanfte Wellen kräuseln sich am Ufer. Kinder haben sich am Sandstrand nieder gelassen, Jugendliche waten hüfttief im klaren Wasser. Der Kivu-See im Herzen Afrikas liegt zwischen den Kaffeeplantagen auf den Hügeln Ruandas und den Virunga-Vulkanbergen des Ostkongo. Und in seinen Tiefen, mitten im ostafrikanischen Grabenbruch, ist ein gefährlicher, aber auch kostbarer Schatz verborgen.
Wer auf der ruandischen Seite des Sees die Uferstraße entlang spaziert, vorbei an der Bootsanlegestelle des Fischereiverbandes, der wird einige hundert Meter weiter an einem Militärposten angehalten. Hier fängt die die Sicherheitszone an, die niemand ohne Erlaubnis betreten darf. Denn das, was sich hinter der Straßensperre am Ufer befindet, ist einerseits ein gewaltiges wirtschaftliches Projekt, könnte jedoch im Falle einer Explosion wie ein gewaltiger Feuerball die ruandische Uferstadt Gisenyi in Schutt und Asche legen.
Der Kivu wird als der gefährlichste See der Welt eingestuft. Denn in den über 70 Meter tiefen Wasserschichten des 485 Meter tiefen Gewässers befinden sich Gase unter Druck gelöst, wie in einer Sprudelflasche: 54 Kubikkilometer Methan und 250 Kubikkilometer Kohlendioxid. Was an dem See so riskant ist, ist der sogenannte Champagnereffekt. Die oberen Wasserschichten wirken wie ein großer Korken. Sie üben den nötigen Druck von oben aus, unter dem das Gas im Wasser gelöst ist. Doch wenn ein Erdbeben, Lavaströme aus den nahe gelegenen Vulkanen oder hohe Wellen die oberen Schichten in Bewegung bringen, dann sinkt der Druck, und das Gas kann ausbrechen.
Eine solche Gaswolke ist 1986 dem Nyos-See in Kamerun entwichen. Weil das Gas schwerer als Luft ist, überzog eine Lawine aus 1,7 Millionen Tonnen Kohlendioxid das Ufer. 1.746 Menschen und mehr als 2.000 Tiere erstickten innerhalb von Minuten. Ab und zu steigen auch im Kivu Blasen an die Oberfläche, die Schwimmern den Atem rauben, denn Methan ist schwerer als Sauerstoff. Auch tote Fische schwimmen manchmal an der Oberfläche.
Killerseen werden diese gashaltigen Gewässer bezeichnet. Doch der Kivu ist keinem anderen gleich: Nur er birgt das gefährliche und leicht entzündliche Treibhausgas Methan. Wissenschaftler warnen, dass ein Inferno ausbrechen könnte – in einer der dichtestbesiedelten Regionen der Welt. Deshalb haben die Regierungen Ruandas und der DR Kongo entschieden: Das Gas muss empor geholt werden.
Wie eine Ölbohrinsel steigt dort ein 20 Meter hoher Turm aus den Wogen des Sees. Es ist eine Pumpstation, an der die gelösten Gase aus dem Tiefengewässer kontrolliert abgepumpt werden. Die Methangasplattform gehört zu einem von Ruandas beliebtesten Vorzeigeobjekten. 20 Millionen Dollar hat die Regierung in die weltweit einzigartige Anlage gesteckt. Ruanda sieht sich derzeit nach Investoren um, mit deren Hilfe die derzeitigen Pilotstationen im Kivu-See zur Massenproduktion ausgebaut werden könnten.
Indem es Generatoren in Bewegung setzt, könnte das Methan insgesamt 700 MW produzieren, so die Ergebnisse hoffnungsfroher Studien. Die Anrainerstaaten Ruanda und DR Kongo wollen sich diese Energie teilen. Doch noch ist die kongolesische Regierung in Kinshasa nicht bereit, überhaupt mit der konkreten Planungsphase zu beginnen.
Und es gibt auch warnende Stimmen. All dieser Begeisterung in Ruanda steht beispielsweise der deutsche Geophysiker Klaus Tietze kritisch gegenüber. „Papa Kivu“ nennt man Tietze auch. Schon 1974 hatte der damalige Doktorand Messinstrumente in den See getaucht. Sein Resultat war bedenklich: Der See besteht aus einem komplexen System sich gegenseitig beeinflussender Faktoren, die noch nicht alle untersucht sind.
Niemand könne vorhersehen, wie der See reagiert. „Wenn man die stabilen Schichten schwächt, dann steigt die Gefahr eines Ausbruchs durch natürliche Ereignisse gegenüber dem jetzigen Zustand“, betont er. Er befürchtet, dass der Kivu-See von „Zauberlehrlingen“ eingenommen wird, die ohne genaue Daten falsche Konsequenzen ziehen und damit ein Desaster für die Anwohner herausfordern. Doch bei Ruandas derzeitigem Entwicklungswahn werden warnende Stimmen schnell überhört.
Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de
Schlagwörter: Ruanda, Methan-Gas, Kivu-See, Förderung, Gaswolke, Ausbruch, Explosion, Killersee, Treibhausgas, Methangasplattform, Energie, Strom, Generator, Massenproduktion
Sanfte Wellen kräuseln sich am Ufer. Kinder haben sich am Sandstrand nieder gelassen, Jugendliche waten hüfttief im klaren Wasser. Der Kivu-See im Herzen Afrikas liegt zwischen den Kaffeeplantagen auf den Hügeln Ruandas und den Virunga-Vulkanbergen des Ostkongo. Und in seinen Tiefen, mitten im ostafrikanischen Grabenbruch, ist ein gefährlicher, aber auch kostbarer Schatz verborgen.
Wer auf der ruandischen Seite des Sees die Uferstraße entlang spaziert, vorbei an der Bootsanlegestelle des Fischereiverbandes, der wird einige hundert Meter weiter an einem Militärposten angehalten. Hier fängt die die Sicherheitszone an, die niemand ohne Erlaubnis betreten darf. Denn das, was sich hinter der Straßensperre am Ufer befindet, ist einerseits ein gewaltiges wirtschaftliches Projekt, könnte jedoch im Falle einer Explosion wie ein gewaltiger Feuerball die ruandische Uferstadt Gisenyi in Schutt und Asche legen.
Der Kivu wird als der gefährlichste See der Welt eingestuft. Denn in den über 70 Meter tiefen Wasserschichten des 485 Meter tiefen Gewässers befinden sich Gase unter Druck gelöst, wie in einer Sprudelflasche: 54 Kubikkilometer Methan und 250 Kubikkilometer Kohlendioxid. Was an dem See so riskant ist, ist der sogenannte Champagnereffekt. Die oberen Wasserschichten wirken wie ein großer Korken. Sie üben den nötigen Druck von oben aus, unter dem das Gas im Wasser gelöst ist. Doch wenn ein Erdbeben, Lavaströme aus den nahe gelegenen Vulkanen oder hohe Wellen die oberen Schichten in Bewegung bringen, dann sinkt der Druck, und das Gas kann ausbrechen.
Eine solche Gaswolke ist 1986 dem Nyos-See in Kamerun entwichen. Weil das Gas schwerer als Luft ist, überzog eine Lawine aus 1,7 Millionen Tonnen Kohlendioxid das Ufer. 1.746 Menschen und mehr als 2.000 Tiere erstickten innerhalb von Minuten. Ab und zu steigen auch im Kivu Blasen an die Oberfläche, die Schwimmern den Atem rauben, denn Methan ist schwerer als Sauerstoff. Auch tote Fische schwimmen manchmal an der Oberfläche.
Killerseen werden diese gashaltigen Gewässer bezeichnet. Doch der Kivu ist keinem anderen gleich: Nur er birgt das gefährliche und leicht entzündliche Treibhausgas Methan. Wissenschaftler warnen, dass ein Inferno ausbrechen könnte – in einer der dichtestbesiedelten Regionen der Welt. Deshalb haben die Regierungen Ruandas und der DR Kongo entschieden: Das Gas muss empor geholt werden.
Wie eine Ölbohrinsel steigt dort ein 20 Meter hoher Turm aus den Wogen des Sees. Es ist eine Pumpstation, an der die gelösten Gase aus dem Tiefengewässer kontrolliert abgepumpt werden. Die Methangasplattform gehört zu einem von Ruandas beliebtesten Vorzeigeobjekten. 20 Millionen Dollar hat die Regierung in die weltweit einzigartige Anlage gesteckt. Ruanda sieht sich derzeit nach Investoren um, mit deren Hilfe die derzeitigen Pilotstationen im Kivu-See zur Massenproduktion ausgebaut werden könnten.
Indem es Generatoren in Bewegung setzt, könnte das Methan insgesamt 700 MW produzieren, so die Ergebnisse hoffnungsfroher Studien. Die Anrainerstaaten Ruanda und DR Kongo wollen sich diese Energie teilen. Doch noch ist die kongolesische Regierung in Kinshasa nicht bereit, überhaupt mit der konkreten Planungsphase zu beginnen.
Und es gibt auch warnende Stimmen. All dieser Begeisterung in Ruanda steht beispielsweise der deutsche Geophysiker Klaus Tietze kritisch gegenüber. „Papa Kivu“ nennt man Tietze auch. Schon 1974 hatte der damalige Doktorand Messinstrumente in den See getaucht. Sein Resultat war bedenklich: Der See besteht aus einem komplexen System sich gegenseitig beeinflussender Faktoren, die noch nicht alle untersucht sind.
Niemand könne vorhersehen, wie der See reagiert. „Wenn man die stabilen Schichten schwächt, dann steigt die Gefahr eines Ausbruchs durch natürliche Ereignisse gegenüber dem jetzigen Zustand“, betont er. Er befürchtet, dass der Kivu-See von „Zauberlehrlingen“ eingenommen wird, die ohne genaue Daten falsche Konsequenzen ziehen und damit ein Desaster für die Anwohner herausfordern. Doch bei Ruandas derzeitigem Entwicklungswahn werden warnende Stimmen schnell überhört.
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Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de
Schlagwörter: Ruanda, Methan-Gas, Kivu-See, Förderung, Gaswolke, Ausbruch, Explosion, Killersee, Treibhausgas, Methangasplattform, Energie, Strom, Generator, Massenproduktion