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Mexiko: Große Zeitung beugt sich der Drogenmaffia

Meldung vom 23.09.2010

Es ist eine dunkle Stunde für die mexikanische Pressefreiheit und gleichzeitig ein Triumph für die organisierte Kriminalität: Mexikanische Drogenkartelle üben in einigen Regionen einen übermächtigen Druck aus, dem die öffentlichen Instanzen nicht mehr standhalten können. Die Situation hat sich dermaßen zugespitzt, dass nun eine der größten Tageszeitungen El Diario de Juárez in der mexikanischen Grenzstadt und Drogenhochburg Ciudad Juárez nicht mehr wagt, über den dort wütenden Drogenkrieg Bericht zu erstatten. Die Zeitung veröffentlichte einen Leitartikel, in dem sie die Drogenkartelle um klare Anweisungen darüber bat, was gedruckt werden darf und was nicht.

Einige Tage zuvor wurde der 21-jährige Luis Carlos Santiago Orozco hinterrücks umgebracht. Er saß zusammen mit seinem 18-jährigen Kollegen Carlos Manuel Sanchez in einem silbernen Nissan auf dem Parkplatz eines großen Einkaufscenters in Ciudad Juárez. Schüsse werden abgefeuert. Der junge Mann wird aus nächster Nähe erschossen, sein Beifahrer schwer verletzt. Orozco hatte erst vor zwei Wochen eine Praktikantenstelle als Fotojournalist bei der El Diario de Juárez angenommen. Nun ist er der zweite Mitarbeiter der Zeitung, der innerhalb der letzten zwei Jahre getötet wurde. 2008 wurde ein Reporter der Zeitung, der mutig und detailliert über die Gräuel der Drogenbosse berichtete, vor seinem Haus erschossen, als er seine Tochter zur Schule bringen wollte.

Auf dieses Ereignis hin hat El Diario de Juárez eingelenkt und in einem Artikel auf der ersten Seite getitelt „Was wollen Sie von uns?“. Der Artikel war direkt an die Drogenkartelle adressiert, die um die Kontrolle der Stadt und ihre Schmuggelwege in die USA ringen. „Wir wollen keine Toten mehr sehen“, erklärten die Redakteure. „Wir wollen, dass Sie uns erklären, was Sie von uns wollen und was wir Ihrer Meinung nach veröffentlichen sollen oder nicht, damit wir wissen, wonach wir uns richten können!“

Die Zeitung nannte die rivalisierenden Rauschgiftkartelle die eigentlichen Machthaber der Stadt, da die Regierung von Präsident Calderon das Morden nicht verhindern konnte. Die Mitarbeiter arbeiten unter ständiger Lebensgefahr und diesem Druck sah sich die Zeitung einfach nicht mehr gewachsen. Trotzdem unterstrich die Zeitung, dass dies keine Kapitulation sei: „Es geht hier um einen Waffenstillstand mit denjenigen, die ihre eigenen Gesetze in dieser Stadt eingeführt haben.“ Viele mexikanische Medien aus ähnlich von Gewalt erschütterten Städten haben schon längst mit ihren Berichten über die blutigen Auseinandersetzungen der Drogenkartelle aufgehört.

Mexiko zählt seit einigen Jahren für Journalisten zu den gefährlichsten Ländern der Welt. In den letzten vier Jahren sind dem Committee to Protect Journalists (CPJ) zufolge 22 mexikanische Journalisten wegen ihrer Berichte über Korruption und Drogenhandel exekutiert worden. Vor allem im Norden entlang der Grenze zu den USA werden Medien von der Drogenmaffia attackiert und brutal zum Schweigen gebracht. Auch die Zivilisten werden in die Kämpfe der Drogenkartelle verwickelt: 5.000 Menschen wurden allein in diesem Jahr in der Millionenstadt Ciudad Juaréz dabei getötet.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „RTL“, rtl.de

Schlagwörter: Mexiko, Drogenmaffia, Pressefreiheit, Ciudad Juárez, Praktikant, Drogenkartell, Zeitung, El Diario de Juárez, Waffenstillstand, Schmuggelroute, Drogenboss, Luis Carlos Santiago Orozsco