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Somalia: Reedereien wollen Privatarmee gegen Piraten

Meldung vom 29.09.2010

Somalische Piraten verunsichern seit Jahren die Seefahrt. Mit kleinen Booten, Maschinengewehren und Raketenwerfern bringen sie Handelsschiffe in ihre Gewalt. Nun wollen sich britische Unternehmer und Versicherer auf eigene Faust zur Wehr setzen und eine Privatarmee gründen. Doch deutsche Reeder raten davon ab.

Die Besatzung der Lugela konnte gerade noch einen Notruf senden, dann brach der Kontakt ab. Piraten enterten den griechischen Frachter etwa 900 Seemeilen östlich der somalischen Hafenstadt Eyl und nahmen Kurs auf die Küste. Am Tag darauf kam die erlösende Nachricht: Die Seeräuber hatten das mit Metall beladene Schiff wieder frei gegeben, ohne Beute und ohne Lösegeld zu fordern.

So gewaltfrei spielen sich die Überfälle von modernen Seeräubern jedoch selten ab. Seit einigen Jahren kapern Piraten auf der vielbefahrenen Route im Golf von Aden und vor der somalischen Küste verstärkt Schiffe. Im Jahr 2009 wurden inoffiziellen Angaben zufolge mehr als 200 Angriffe somalischer Piraten und 68 erfolgreiche Entführungen verzeichnet. Dabei konnten die Piraten schätzungsweise mehr als 39 Millionen Euro Lösegeld erpressen.

Britische Reedereien und Versicherungsgesellschaften wollen diese Angriffe nun nicht mehr tatenlos hinnehmen. Sie planen die Gründung einer Privatarmee, die ihre Schiffe eskortiert. Die in London ansässige Versicherung Jardine Lloyd Thompson Group (JLT), die 14 Prozent der weltweiten Handelsflotte versichert, ergriff die Initiative und machte den Vorschlag, den internationalen Militäreinsatz Atalanta mit rund 20 Patrouillenbooten zu unterstützen.

Die Privatarmee soll die Handelsschiffe eskortieren und im Angriffsfall sofort eingreifen. Doch sie seien dem Kommando der internationalen Militärs unterstellt. „Es ist uns wichtig, dass das in einem gesetzlichen Rahmen erfolgt“, versichert Sean Woollersen, Senior Partner bei JLT im Bereich Energie und Schifffahrt. Erste Gespräche mit Vertretern der britischen Regierung und der Navy hätten bereits stattgefunden.

Rund elf Millionen Euro soll die Einrichtung einer solchen Truppe kosten. „Wenn die Schifffahrt und die Versicherungen zusammenlegen, liegen der Preis für den Aufbau und die laufenden Kosten unter den Versicherungsprämien, die aktuell für die Durchfahrt durch den Golf von Aden zu bezahlen sind“, erklärte Woollersen.

Die deutsche Marine und das Bundesverteidigungsministerium wollten zu diesem Thema noch keine Stellungnahme abgeben. Zur Beurteilung eines solchen Plans würden noch weitere Informationen benötigt, sagte ein Marinesprecher. Der Deutsche Reederverband steht dem Vorschlag kritisch gegenüber. „Es wäre absolut fatal, wenn akzeptiert würde, dass eine private Armee Teile der freien See patrouillierte. Das könnte Privatarmeen Tür und Tor öffnen“, meinte Verbandssprecher Max Johns. Es herrsche ein staatliches Gewaltmonopol – und das sollte aufrechterhalten werden. Eine Privatarmee könne außerdem gegen das Seerecht verstoßen.

Tatsächlich sind die britischen Pläne völkerrechtlich riskant. Grundsätzlich genehmigt das Seerecht den militärischen Einsatz gegen Piraten nur den Kriegsschiffen. Zwar bestehe die Ausnahme bei Notwehr und Nothilfe, so dass eine passive Bewaffnung von Handelsschiffen durchaus mit geltendem Völkerrecht vereinbar sei. Aber Anrainerstaaten könnten zu verhindern suchen, dass demonstrativ bewaffnete Schiffe vor ihren Küsten fahren und in ihre Häfen einlaufen.

Bewaffnete Sicherheitskräfte an Bord der Handelsschiffe werden jedoch bereits oft eingesetzt. Kritiker behaupten zwar, dadurch könnte die Gewalt weiter eskalieren. Doch solange sich keine Alternative abzeichnet, setzen einige Reedereien diese Maßnahme ein.

Nach Darstellung des niederländischen NATO-Admirals Hank Ort kann das Piraten-Problem vor Somalia nur mit einer politischen Stabilisierung im Land selbst gelöst werden. Die Bereitschaft, in Somalia militärisch aktiv zu werden, sei „aber äußerst gering“, sagte Kommandeur Howes, der der EU NAVFOR (European Union Naval Force Somalia) vorsteht. Die EU NAVFOR setzt sich auf europäischer Ebene mit der Sicherung des Seeraums bei Somalia auseinander.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Somalia, Piraten, Atalanta, Privatarmee, Reedereien, Versicherungen, Handelsschiffe, Lösegeld, Patrouillenboote, Eskorte, Armee, Deutscher Reederverband, Bundesverteidigungsministerium, Marine, EUNAVFOR, Seerecht