Uganda: Blühende Geschäfte mit tödlicher Wirkung

Meldung vom 05.10.2010

Das ganze Jahr über erhält man im Handel Rosen. Sie verschönern europäische Wohnungen und dienen als Geschenk für jede Gelegenheit. Doch kaum jemand fragt, woher die Rosen im Winter kommen. Sie wachsen unter unwürdigen Arbeitsbedingungen auf afrikanischen Blumenfarmen.

Die Arbeitsbedingungen auf Blumenfarmen in Uganda sind alarmierend: Allergien, Atemwegserkrankungen oder Vergiftungen durch die eingesetzten Pestizide sind dort bei den Arbeitern die Regel. Diese, meistens Frauen, erhalten dafür zwischen 20 und 30 Euro im Monat, bekommen fast nie feste Arbeitsverträge und müssen zudem noch sexuelle Belästigung durch Vorgesetzte ertragen. Die Kampagne Fair Flowers – Mit Blumen für Menschenrechte der internationalen Menschenrechtsorganisation FIAN kämpft für bessere Arbeitsbedingungen für diese Frauen.

„Ich war im zweiten Monat schwanger. Eines Tages mussten wir das Gewächshaus betreten, um Blumen zu ernten, als die Chemikalien noch nass auf den Blättern waren. Sie rochen stark und ich bekam Schmerzen im Kopf und im Unterleib. Als ich mich beschwerte, halfen sie mir nicht viel und gaben mir nur Schmerzmittel. Einen Monat später hatte ich eine Fehlgeburt. Als ich es dem Management berichtete, habe ich nur fünf Tage frei bekommen“, berichtet zum Beispiel eine Arbeiterin der Farm Red Roses in Uganda gegenüber FIAN.

Die Schutzkleidung ist oft mangelhaft. Übelkeit, Hautirritationen und Atembeschwerden entstehen vor allem in den Hochsaisonen für den Blumenhandel – zu Weihnachten und am Valentinstag. Über die Langzeitwirkungen der teilweise krebserregenden Chemikalien gibt es noch keine aussagekräftigen Studien. Wegen Mangelernährung aufgrund der schlechten finanziellen Lage sind die Arbeiterinnen in den Blumenfarmen besonders anfällig für Krankheiten, da sie durch die Giftstoffe in den Pestiziden noch zusätzlich geschwächt werden.

Auch schwere Unfälle ereignen sich immer wieder. Erst im Februar 2010 war der Pestizidsprüher Safari Mazira auf der Blumenfarm Rosebud in Uganda an den Folgen einer Pestizidvergiftung gestorben. Seine Witwe und die fünf gemeinsamen Kinder erhielten bis heute keine Entschädigung.

„In Uganda sind 75 Prozent der Arbeiter Frauen“, erklärt Flavia Amoding von der ugandischen Organisation für Arbeiterinnenbildung (UWEA). Ihre Organisation erklärt Arbeiterinnen ihre Rechte und ermutigt sie, für deren Umsetzung einzutreten. Sie unterstreicht, dass der Job auch positive Aspekte für die Arbeiterinnen birgt: Denn viele Frauen kommen durch die Arbeit auf der Blumenfarm zum ersten Mal in die Situation, über ein eigenes Einkommen verfügen zu dürfen.

„Unsere Forderung ist es, Blumen zu kennzeichnen und dadurch mehr Transparenz zu erreichen – so wie bei vielen anderen Produkten“, erklärt Sophie Veßel von FIAN. Einige Blumenfarmen sind nach sozialen und ökologischen Gesichtspunkten zertifiziert. Ihre Schnittblumen sind mit dem Kürzel FLP (Flower Label Program) gekennzeichnet oder mit dem Siegel Fairtrade. Dadurch wird garantiert, dass sie unter fairen, sozialen und ökologischen Bedingungen angebaut wurden. Auch der Konsument trägt eine Verantwortung. Je größer der Bedarf an fairen Blumen wird, desto mehr Betriebe werden auf bessere Arbeitsbedingungen und Umweltschutz umstellen.


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Der Standard“, derStandard.at