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Sudan: Spagat zwischen Fortschritt und Gewalt

Meldung vom 02.04.2008

Gegenwärtig erlebt die sudanesische Hauptstadt Khartum einen Bauboom. Ein Gebäude nach dem anderen wird nicht zuletzt mit Hilfe chinesischer Investitionen hochgezogen.

China, auf der Suche nach Rohstoffen, ist besonders an den Ölvorkommen des Sudan interessiert. Zudem liefert China der sudanesischen Armee Helikopter, Militärlaster und anderes Kriegsgerät, das auch in der Provinz Darfur, eingesetzt wird. In dieser Region wird seit Jahren ein Völkermord auf Raten verübt. Das Militär und von ihm unterstützte Reitereinheiten begehen Gräueltaten an der Zivilbevölkerung in Darfur. Mehr als zwei Millionen Menschen befinden sich auf der Flucht.

Diese und andere Entwicklungen sind gut dokumentiert. Es herrscht also durchaus kein Mangel an Informationen zum Sudan. Doch Bernhard Streck deckt in seinem jüngst erschienenen Buch: „Sudan. Ansichten eines zerrissenen Landes“ unbekannte Hintergünde auf. An der Gegenwart des Landes, „scheitern bislang alle westlichen Erklärungsmodelle: ein enormer Schub an technischem Fortschritt auf der einen, staatlich verordnete Exzesse von Grausamkeit auf der anderen Seite“, so Streck.

Der in Leipzig lehrende Ethnologe kennt den Sudan aus langjährigen Forschungsreisen. Die Bevölkerung sei zerrissen zwischen einem tief verwurzelten ethnischen Zugehörigkeitsgefühl, Islamismus, Misstrauen gegenüber der Obrigkeit und Verzweiflung. Sudan werde in der Literatur zwar häufig für seine geographische und kulturelle Vielfalt hervorgehoben. Die Vielgestaltigkeit habe jedoch eine Kehrseite der Medaille. Es gelinge nicht, „aus diesem bunten Angebot einen funktionsfähigen Nationalstaat zu bilden“.

Vor allem die Religion, wie es aus vielen Analysen hervorgeht, wird für den längsten Bürgerkrieg Afrikas verantwortlich gemacht. Der islamisch geprägte Norden versucht demnach, den überwiegend christlichen Süden unter seine Herrschaft zu bringen. Diese Interpretation reiche aber als Erklärung nicht aus, bemängelte Streck. Er verweist auf weniger bekannte Unvereinbarkeiten. Die politische Kultur von Sudan habe durch plurale Rechtssysteme und außerordentlich asymmetrische Beziehungen einen schweren Stand. Als besonderes Merkmal des Sudan identifiziert er „den sudanesischen Komplex“, den „Widerspruch zwischen afri- kanischem Sein und arabischem Wollen“, ein „spezifischer religiöser Wahn“, der viele Intellektuelle schon lange ins Ausland getrieben habe.

Sudan werde „gegenwärtig von einer islamisch-eschatologisch ergriffenen oder wenigstens so argumentierenden Elitegeführt. Damit will Streck nicht „den Islam“ kritisieren, sondern seine heute in vielen Teilen der Welt bewusst kämpferische und globalistische Variante. 




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, faz.net