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Südafrika: Brot kostet mehr als ein Tageslohn

Meldung vom 26.11.2010

Fünf Millionen Südafrikaner haben nur 70 Cent zum täglichen Überleben zur Verfügung. Doch schon der Preis für ein Brot beträgt einen Euro – weil Konzerne die Preise künstlich nach oben drücken.

Ein Pick-up, auf dessen Ladefläche sich 35 Bauarbeiter zusammengepfercht haben, hält vor einem Supermarkt an. Die Arbeiter hasten in die Brotabteilung des Geschäftes und wiegen in großem Tumult mehrere Laibe Weißbrot in der Hand ab, um sich den schwersten darunter zu sichern. Sie müssen sich auf einen langen Arbeitstag einstellen. Nur drei davon erstehen etwas Wurst dazu. Alle anderen können sich nur das trockene Toastbrot leisten: es kostet 10 Rand, umgerechnet einen Euro. Am Ende des Monats, wenn sie alles von ihrem extrem niedrigen Lohn ausgegeben haben, gibt es noch nicht einmal Brot für sie.

„Ich habe zu Hause einen kleinen Sohn, meine Schwester und meine Mutter“, erklärt Cedric, der Reinigungskraft in einem Bürohaus in Kapstadt ist. „Für mein Baby mache ich jeden Tag ein Schulbrot. Meine Mutter und ich essen Brot zum Mittag. Das ist bereits ein Laib. Für den Abend muss ich noch einen kaufen. Die Hälfte meines Gehalts gebe ich für Brot aus. Ich habe 100 Rand pro Woche, um Essen für uns zu kaufen. Für etwas anders bleibt fast nichts übrig.“

Die vier größten südafrikanischen Brothersteller Pioneer Foods, Tiger Brands, Premier Foods und Foodcorp werden beschuldigt, den Brotpreis durch illegale Absprachen jahrelang in die Höhe getrieben zu haben. Die Hälfte aller Südafrikaner fristet ein Leben unter der Armutsgrenze, fünf Millionen davon müssen mit 7 Rand (0,70 Euro) am Tag über die Runden kommen – mittlerweile ist das zu wenig für das Grundnahrungsmittel Brot.

Der Skandal trat erstmals 2007 zu Tage, als sich mehrere Großhändler beim Wettbewerbskommissar darüber empörten, dass die vier großen südafrikanischen Bäckereien ihren Brotpreis zeitgleich um 35 Cent verteuert und den Händlerrabatt – unabhängig von der erworbenen Brotmenge – auf 75 Cent pro Laib heruntergesetzt hätten. Diese Erhöhungen gaben Händler an die Konsumenten weiter. Der Brotpreis kletterte in Südafrika sogar 2009 weiter, als der Preis für Benzin und Weizen stark sank.

Lauren, die in einem Kapstädter Kleidergeschäft tätig ist, regt sich auf: „Jetzt haben sie schon wieder den Preis erhöht. Ich weiß nicht, warum. Ist es so schwierig, die Zutaten zu bekommen? Das Getreide ist doch hier, sie müssen nichts importieren. Wir wissen nicht, was los ist. Alles, was wir sehen, ist, dass der Preis ständig steigt. In manchen abgelegenen Orten kostet das Brot 6 Rand, aber hier in der Stadt musst du 10 bezahlen. Betrügen uns die Bäckereifirmen oder die Geschäfte?“

Premier Foods, Tiger Brands und Foodcorp gestanden die illegale Preisabsprache vor Gericht und konnten sich mit vergleichsweise milden Strafen zwischen 50 und 100 Millionen aus der Affäre ziehen. Der größte Brothersteller Pioneer Foods wies dagegen die Vorwürfe bis zuletzt von sich und erhielt dafür die höchste Geldstrafe, die gegen ein südafrikanisches Unternehmen jemals verhängt worden ist: eine Milliarde Rand, umgerechnet 100 Millionen Euro.

Menschenrechtsorganisationen versuchen, eine Sammelklage zu organisieren, um für die Verbraucher Entschädigung zu erreichen. Überteuertes Brot ist nicht das Einzige, worunter die Südafrikaner leiden. Die Lebensmittelpreise sind insgesamt höher als in Deutschland. Die Mobilfunkgebühren sind maßlos teuer, dabei bleibt den Armen nur das Handy zur Telekommunikation.

Die Bankgebühren sind ebenfalls Wucher: Für Ein- und Auszahlungen vom eigenen Konto werden bis zu 10 Prozent des Betrages berechnet. Immens hohe Kosten verschlingt auch der tägliche Wasserbedarf, wobei arme Township-Bewohner mehr zahlen als reiche Haushalte mit intakter Kanalisation. Thami Bolani, Präsident des südafrikanischen „Konsumentenforums“, beschwert sich über etablierte Monopole und heimliche Absprachen zwischen den Branchen: „Diese Profitgeier würden uns am liebsten bis zum Tod ausbeuten.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de

Schlagwörter: Südafrika, Brot, Tageslohn, Nahrungsmittelpreis, Grundnahrungsmittel, Bäckereifirmen, illegale Absprache, Armutsgrenze, Mobilfunkgebüren, Handy, Township