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Ruanda: Das Land der Frauen

Meldung vom 17.12.2010

Als 1994 die Regierung Ruandas die Menschen zum Völkermord antrieb, kam in den darauffolgenden Tagen und Wochen mehr als ein Zehntel der ruandischen Bevölkerung ums Leben. Über eine Millionen Menschenleben fielen dem Genozid zum Opfer – überwiegend Männer. Heute besteht die Regierung Ruandas mehrheitlich aus Frauen. Die Parlamentarierinnen bringen frischen Wind in das Land im Herzen Afrikas und sorgen für Aufschwung.

Clementine Mukaruziga war furchtbar arm, als der Bürgerkrieg zwischen Hutus und Tutsis aufhörte. Jahrelang herrschten Armut und Elend in einem zutiefst verwundeten Land. Heute hat sie das Schlimmste überwunden und steht auf eigenen Füßen, ohne die Hilfe eines Mannes. Sie ist Unternehmerin und baut Kaffee an. Gemeinsam mit ihrer Schwester Jeanette hat sie die Maraba-Kaffeekooperative gegründet, die heute weltweit mit Kaffee handelt. „Vor dem Genozid hingen wir völlig von den Männern ab, mussten um alles betteln. Doch heute sind wir unabhängig, verdienen unser eigenes Geld. Wir haben nicht länger Angst, unsere Meinung zu sagen, sondern entscheiden selbst“, freut sich Clementine.

Heute leitet Clementine das Unternehmen wieder alleine. Jeanette wurde erschossen, als sie eine Zeugenaussage gegen die Mörder ihrer Eltern vor Gericht machen wollte. Noch ist die Feindschaft zwischen Hutus und Tutsis nicht völlig verschwunden.

Ruanda gilt heute als ein Land der Frauen: Neun von 24 Ministerien werden von Frauen geleitet, im Parlament arbeiten im Verhältnis 45 Frauen zu 35 männlichen Abgeordneten. Selbst das oberste Gericht verfügt über Richterinnen. Die Hauptstadt Kigali hat eine Bürgermeisterin, ihre Stellvertreterin ist ebenfalls weiblich. 55 Prozent der Arbeitskräfte in Ruanda sind Frauen und fast die Hälfte aller Unternehmen leiten weibliche Führungskräfte. Frauen geben in Politik und Wirtschaft den Ton an – eine weltweit einmalige Entwicklung. Laut eines UN-Berichts nimmt die Korruption in Ruanda ab. Das Land zählt zu den fortschrittlichsten Nationen Afrikas. Seit Jahren gibt es ein stetiges Wirtschaftswachstum.

Rose Kabuye übte mehrere Jahre das Amt der Protokollchefin des Präsidenten aus. Sie war die rechte Hand von Paul Kagame. „Bei den Treffen des Generalstabs war ich die einzige Frau. Und ich erkannte, das ist kein Problem der Führung. Niemand hat meine Karriere behindert. Nein, es war ein Problem des Konzepts und unserer Kultur. Frauen haben sich früher einfach nichts zugetraut.“ Obwohl der politische Kurs des heutigen Präsidenten Paul Kagame auch Kritik hervorruft, setzte er dennoch durch, dass Frauen im Erbrecht und im Geschäftsleben Männern gleich gestellt werden. Er ordnete auch die Frauenquote im Parlament an.

Connie Bwiza Sekamana gehört zu den Frauen, die im Parlament arbeiten. Sie gibt zu bedenken: „Immer waren es Männer, die die Weltpolitik bestimmt haben. Und die Weltpolitik ist voller Kriege und Konflikte. Eigentlich sind wir Frauen die besseren Demokraten – denn wir lieben den Frieden.“ Der weibliche Einfluss auf die heutigen Staatsgeschäfte und die Verarbeitung der Vergangenheit Ruandas ist unübersehbar. Dass Frauen in der Politik mitwirken, sehen UN-Experten als eine Ursache für den Aufschwung des Landes.

Sechzehn Jahre liegt der Völkermord zurück. Dennoch ist diese schlimme Zeit in Ruanda noch präsent, aber Frauen scheinen sich mit der Vergangenheit anders auseinander zu setzen. Ohne seine Frauen hätte Ruanda den Alptraum des Genozids niemals überwunden. „Sie konnten besser vergeben“, so die Schlussfolgerung in einem Bericht der UN.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ZDF“, heute.de

Schlagwörter: Ruanda, Genozid, Völkermord, Frauenquote, Gender, Parlament, Rose Kabuye, Paul Kagame, Gleichstellung, Verarbeitung, Erbrecht, Wirtschaft, Frauenanteil, Führungskräfte