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Afghanistan: Kampf ums Handynetz

 
Meldung vom 17.01.2011

Wieder kann die Deutsche Bundeswehr einen Teil-Erfolg in Afghanistan verbuchen: In ihrer Einsatzregion Kundus konnten sie die Handynetze freikämpfen. Das gelang ihnen, indem sie die Taliban territorial zurückdrängten. Nun können die Bewohner nachts wieder mobil telefonieren. Die Aufständischen hatten zuvor mehrere Monate lang die Abschaltung erzwungen. Nun kann das Signal wieder empfangen werden.

Die Machtdemonstration der Taliban stellte eine Demütigung für die afghanische Regierung und für die Deutschen in Kundus dar: Im vergangenen Frühjahr nötigten die Aufständischen die vier großen afghanischen Mobilfunkbetreiber, nachts die Handynetze in der Unruheprovinz auszuschalten – angeblich, damit ihre Kämpfer nicht ausfindig gemacht werden können. Nun ist das Funksignal wieder rund um die Uhr da. Für die Afghanen in der Region, in der kaum Festnetzanschlüsse existieren, ist das von großem Wert. Und im Kampf gegen die Taliban stellt die Rückkehr des Netzes einen kleinen Sieg dar.

SPD-Chef Sigmar Gabriel ist nach Afghanistan aufgebrochen, um sich zunächst im Einsatzgebiet der Bundeswehr ein Bild der Lage zu machen. Unter den Sozialdemokraten wachsen die Zweifel an dem Einsatz, der nun schon zehn Jahre läuft. Als die rot-grüne Regierung die Bundeswehr Ende 2001 an den Hindukusch entsandte, hätte sich kaum jemand vorstellen können, dass der Einsatz sich so lange hinziehen würde – und dass es so viel Tote geben würde. Doch inzwischen werden aus Kundus nicht nur Horrornachrichten gemeldet, sondern es dringen auch vereinzelte Erfolgsmeldungen durch, selbst wenn ein Ende der Gewalt noch lange nicht in Aussicht ist.

Dass die Handys in Kundus nachts wieder funktionieren ist eine solche positive Meldung. Dass die Mobilfunkbetreiber den Mut dazu haben, sich der Anordnung der Taliban zu widersetzen, ist ein Zeichen dafür, dass die Aufständischen an Einfluss verloren haben. Deutsche, amerikanische und afghanische Truppen haben die Taliban in den vergangenen Monaten stark unter Druck gesetzt und sie in ihre Hochburgen zurückgedrängt. Doch selbst einige Hochburgen kommen ins Wanken. 

Der Ort Gor Tepa galt über Jahre hinweg als eine dieser Hochburgen. Auch dort sind die Afghanen froh, dass sie jetzt wieder rund um die Uhr über Handyempfang verfügen. „Wenn nachts etwas passierte, konnten wir unsere Telefone nicht benutzen“, berichtet Gul Rahman. „Vor einigen Monaten wurde mein Cousin nachts krank, und wir mussten ihn zum Haus meines Verwandten tragen, der ein Auto hat. Hätten die Telefone funktioniert, hätten wir ihn einfach anrufen können, er wäre mit seinem Auto gekommen und hätte meinen Cousin ins Krankenhaus nach Kundus-Stadt gefahren.“

Nicht nur der Handyempfang hat das Leben der Menschen in Kundus erleichtert. In Gegenden, die die Taliban aufgeben mussten, gibt es auch wirtschaftlichen Fortschritt. Bauern können ihre Waren ungehindert zu den Märkten in der Provinzhauptstadt transportieren und dort feil bieten. Auf dem Basar in Gor Tepa öffnen neue Läden ihre Türen – darunter auch solche, die entgegen des strikten Verbots der Taliban Musik verkaufen. „Die Menschen befestigen langsam wieder Fernsehantennen auf dem Dach und können ungehindert Radio hören“, berichtet der Anwohner Gul Ahmad. Menschen, die aus Angst vor NATO-Bombardements die Flucht ergriffen hatten, sind nach Gor Tepa zurückgekehrt.

Bei der Bundeswehr in Kundus herrscht eine vorsichtig optimistische Stimmung. Zwar machen die Soldaten immer noch Sprengfallen ausfindig, doch ihre Zahl habe sich verringert, sagt Bundeswehr-Sprecher Ullrich Burchardi. Seit die Taliban Anfang November aus dem Süden des Unruhedistrikts Char Darah vertrieben wurden, sei das Feldlager nicht mehr mit Raketen beschossen worden. Die Sicherheitslage habe sich deutlich entspannt. „Es ist noch nicht so, dass wir sagen können, alles ist in Ordnung. Aber wir sind auf einem aufsteigenden Ast.“

Nun gelte es, die Erfolge bis in den Frühling und den Sommer beizubehalten und das gewonnene Terrain zu halten, sagt Burchardi. Im Frühjahr gehen die Taliban traditionell wieder zum Angriff über, dann erst wird sich zeigen, ob sie dauerhaft geschwächt wurden.

Afghanen wie Yaar Mohammad aus Char Darah sind noch skeptisch. „Die Regierungstruppen und die ausländischen Truppen sind in der Vergangenheit mehrfach in unsere Gegend gekommen, aber nach einer Weile zogen sie ab und die Taliban kehrten zurück“, meint er. „Deshalb will ich lieber noch nicht feiern.“


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Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „n-tv“, n-tv.de

Schlagwörter: Afghanistan, Handynetz, Mobilnetz, Handy, Mobilfunkbetreiber, GPS, Signal, Sigmar Gabriel, Taliban, Telefon, Festnetz, Sprengfallen, Sieg, Hochburg, Kunduz, Kundus, Gor Tepa, Char Darah, Raketen, Bundeswehr, Soldaten, Handyempfang