Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Sudan: Arabische Diktaturen im Umbruch

 
Meldung vom 02.02.2011

In Tunesien hat es angefangen, jetzt haben sich die Ägypter gegen ihr Regime erhoben. Doch auch im Sudan, in Marokko und in Algerien brodelt es. In Jordanien wurde vor wenigen Tagen die Regierung umgebildet. Im nahen Osten und im Maghreb stehen Veränderungen bevor – und niemand kann absehen, wie es endet. Fest steht, dass der Umbruch der arabischen Diktaturen globale Auswirkungen haben wird, sei es auf Afghanistan oder auch auf die afrikanischen islamisch geprägten Länder.

Es gibt viele Anzeichen dafür, dass der Sudan bald von einer ähnlichen Protestwelle wie Ägypten erfasst werden könnte. Die Opposition wird in Khartum genauso hart unterdrückt wie in Kairo. Bisher hatte die Opposition gegen Präsident Omar al-Baschir innerhalb der dominierenden arabischen Bevölkerung nur einen minimalen Handlungsspielraum.

Jahrzehntelang versuchte die arabische Elite, die im Süden lebenden Afrikaner in einem Bürgerkrieg zu unterjochen, und als dieser vor sechs Jahren endlich beigelegt wurde, begannen die Auseinandersetzungen mit den Afrikanern in den westlichen Darfur-Provinzen. Der 1989 durch einen Putsch an die Macht gekommene Offizier al-Baschir verlor durch seine grausame Bürgerkriegsführung zwar international sein Ansehen. Doch der Druck von außen verstärkte den Zusammenhalt der arabischen Minderheit im Sudan eher noch.

Dies wandelt sich nun – Anstoß bot die Abspaltung der Südsudanesen, die nach dem Referendum im Januar inzwischen entschieden ist. Mehrere Oppositionsparteien vereinigten sich, um gegen die herrschende Nationale Kongresspartei antreten zu können. Mit Protestaktionen kamen ihnen aber die Studenten zuvor. Die Polizei bekämpfte diese Demonstrationen mit gewohnter Härte. In Sprechchören und auf Plakaten beriefen sich die Studenten auf die Ereignisse in Tunesien und Ägypten: „Unsere tunesischen und ägyptischen Brüder haben es geschafft“, konnte man da lesen. Und: „Es wird auch uns gelingen.“

Ob der Studentenprotest auf die breite Bevölkerung abfärben wird, bleibt abzuwarten. Für al-Baschirs Regime besonders riskant ist die sich abzeichnende Wirtschaftskrise, die ebenfalls von der Abspaltung des Südens ausgeht. Denn bald wird dem Norden ein beträchtlicher Teil seiner Erdöleinnahmen fehlen. Hinzu kommt, dass Khartum mehr als 70 Prozent seines Haushalts in Militär und Polizei investiert. Der drohende Staatsbankrott bewirkt eine starke Inflation. Und kürzlich musste die Regierung ihre Subventionen für Benzin und Zucker streichen.

„Wir sind alle Ägypter“, schreien die Menschen. „Nieder mit der Diktatur, es lebe die Freiheit.“ In mehreren Städten Marokkos, etwa in Rabat, Fez und Tanger, brachen in den vergangenen Tagen Proteste aus, in denen Hunderte von Menschen für Demokratie und gegen die große Armut in Marokko auf die Straße gingen. Die Polizei trieb die Kundgebungen umgehend auseinander. Demonstrieren ist im Reich von König Mohammed VI. (47) verboten. Kritische Berichterstattung ebenfalls.

Ihre Majestät, die gerne die Rolle des Reformers spielt, aber in Wirklichkeit alles fest im Griff hat, scheint sich derweil keine Gedanken zu machen, dass der Funke der Aufstände überspringen könnte. Mohammeds liberaler Cousin Moulay Hicham dagegen ist anderer Ansicht: „Marokko wird wohl keine Ausnahme sein. Fast alle autokratischen Systeme werden durch die Protestwelle erreicht.“

Auch in Algerien bildet sich Widerstand gegen das herrschende System
und das soziale Elend. Mehrere Gewerkschaften organisieren für die kommenden Tage große Streiks. Bereits gestern legten 90.000 Krankenpfleger die Arbeit nieder. Am Vortag hatten wieder junge Arbeitslose mit Selbstverletzungen gegen die Aussichtslosigkeit im Land protestiert. Für den 12. Februar fordern Anhänger der Opposition die Menschen auf, sich zu einer Demonstration zum Sturz des Systems zu versammeln. Algerien wird seit 1999 von dem autoritären Präsidenten Abdelaziz Bouteflika beherrscht. Nach Jahren mit blutigen Angriffen islamistischer Rebellen schaffte er es, lange eine vermeintliche Stabilität im Land herzustellen. Die Kluft zwischen Arm und Reich ließ die Unzufriedenheit in der Gesellschaft aber immer weiter wachsen.

In Jordanien wurden Personalwechsel in der Regierung vorgenommen. Nach Protesten von Oppositionellen in Jordanien hat König Abdullah II. den Regierungschef gewechselt. Samir Rifai werde durch Maruf Bachit ersetzt, dem die Aufgabe zukommt, eine neue Regierung zu bilden, teilte das Königshaus in Amman mit. Bachit sei zudem mit der Aufgabe versehen worden, „wahrhaftige politische Reformen“ zu erzielen. Er haben die Anordnung erhalten, „praktische, schnelle und konkrete Schritte“ zu unternehmen, um politische Reformen durchzusetzen und allen Jordaniern ein „sicheres und anständiges Leben“ in Aussicht zu stellen.

Die mächtige islamistische Opposition in Jordanien hatte vor wenigen Tagen erklärt, sie sei mit der Führung in einen Dialog getreten. Zu den Anliegen der Opposition gehörten der Rücktritt der Regierung in Amman, Änderungen am Wahlrecht und die Gründung einer „nationalen Regierung der Erlösung“ unter einem gewählten Ministerpräsidenten.

In der Revolution in Tunesien sind nach jüngsten Informationen der UN mehr Menschen ums Leben gekommen als angenommen. Insgesamt seien bei den Tumulten seit Mitte Dezember 219 Menschen gestorben, davon etwa ein Drittel bei Gefängnisbränden. Die Zahl der Verletzten belaufe sich auf 500, teilte eine UN-Delegation des Hochkommissariats für Menschenrechte in Tunis mit.

Unterdessen schwelen in dem nordafrikanischen Land weitere Unruhen. In Gabès, etwa 500 Kilometer südlich von Tunis, legten Unbekannte Feuer in einer Synagoge. In Kasserine, wo es während der Revolution zu zahlreichen Todesopfern kam, sind erneut Unruhen ausgebrochen.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Badische Zeitung“, badische-zeitung.de

Schlagwörter: Sudan, Diktatur, Ägypten, Umbruch, Marokko, Demonstration, Tunesien, Jordanien, Opposition, Unruhen, Unterdrückung, soziale Unruhen, Bürgerkrieg, Studenten, Revolution