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Südafrika: Radioaktive Brühe vergiftet Trinkwasser

Meldung vom 04.03.2011

In Südafrika füllen sich stillgelegte Minen mit Regen- und Grundwasser und verseuchen das Trinkwasser. Seit neun Jahren versuchen das Parlament und das Ministerium für Wasserwirtschaft, sich die unangenehme Aufgabe gegenseitig zuzuschieben, ohne dass eine Institution wirklich tätig wird.

Umweltaktivisten warnen davor, dass der südafrikanischen Millionenstadt Johannesburg eine Katastrophe bevorsteht: Die Stollen stillgelegter Kohle-, Uran- und Goldminen rund um die Wirtschaftsmetropole haben sich in den vergangenen Jahren mit Regen- und Grundwasser gefüllt. Durch die schweren Regenfälle der letzten Monate hat sich die Situation weiter zugespitzt. Niemand hatte damit gerechnet, dass die unterirdischen Wasserspiegel so schnell steigen würden. Dadurch sind die Trinkwasservorräte der Stadt ernsthaft gefährdet. Auch die Fundamente von Hochhäusern in der Innenstadt könnten von der säurehaltigen Brühe angefressen werden.

Im Westen von Johannesburg quillt bereits seit 2002 stinkendes, rotbraunes Wasser aus der Erde. „Das ist hochgiftiges, radioaktives Wasser aus den Minen“, weiß Mariette Liefferink, die für die Umweltorganisation Federation for a Sustainable Environment (FSE) tätig ist. FSE besteht aus einem Team von Wissenschaftlern, Aktivisten und Juristen. Liefferink geht davon aus, dass Johannesburg wegen des „weltweit radioaktivsten Sees“, der sich hier gebildet hat, bald mit einem akuten Trinkwasserproblem konfrontiert wird. Das Problem wird zur Katastrophe, wenn die Regierung nicht innerhalb eines Monats Gegenmaßnahmen ergreift.

Täglich fließen rund 100 Millionen Liter der verseuchten Brühe in den Wasserkreislauf des Großraums Johannesburg. Der Giftcocktail, der Untertage brodelt, dringt nun nicht mehr nur am Westrand aus stillgelegten Minenschächten an die Oberfläche, sondern gelangt auch in Johannesburgs Wasserläufe und ist für Hunderttausende Menschen in Slums eine große Gefahr.

Kinder waten mit hochgekrempelten Hosenbeinen durch das Wasser, um den Weg zu ihren unweit des Bachlaufs gelegenen Hütten schneller zurückzulegen. „Unsere Kinder haben häufig Hautausschlag“, berichtet Jeffrey Marorope, Sprecher einer Hüttensiedlung. Er selbst leide „wie viele andere hier, unter Atembeschwerden“. Marorope wohnt seit 16 Jahren in Tudor und wünscht sich, dass die Regierung endlich etwas unternimmt. Aber seit neun Jahren schieben sich das Parlament und das Ministerium für Wasserwirtschaft die Aufgabe gegenseitig zu.

„Wir haben ein Riesenproblem“, bestätigt Marius Keet vom Ministerium für Wasserwirtschaft. Grund zur Panik läge aber nicht vor: das Giftgebräu befände sich im Schnitt noch 500 Meter unter der Erdoberfläche und der Pegel wachse täglich um 50 Zentimeter. Für das Trinkwasser und damit auch die Menschen sei erst ein ernsthaftes Risiko vorhanden, wenn die Brühe bis auf 250 Meter unter der Erdoberfläche angestiegen sei. Keets Ansicht nach sei noch genug Zeit, um zu handeln: „Wir haben noch 500 Tage, um einen Krisenplan zu entwickeln und umzusetzen.“

Seinen Schätzungen zufolge wird die Regierung für Notmaßnahmen 220 Millionen Rand (rund 2,3 Millionen Euro) aufbringen müssen. Wo die herkommen sollen, weiß Keet nicht. Aber er behauptet, Johannesburgs Trinkwasserreservoirs seien nicht gefährdet, ebenso wenig die Gebäude. Zudem werde das Kabinett im Ernstfall „ausreichend Mittel“ zur Verfügung stellen.

Um der Umweltgefahr vorzubeugen, müsste das Wasser künftig „aus den stillgelegten Schächten abgepumpt und behandelt werden“, erklärt Umweltschützerin Liefferink. Im Ruhrgebiet in Deutschland wurden diese Maßnahmen ergriffen. Die Kosten stellt eine Stiftung zur Verfügung. Aber wer soll das in Südafrika zahlen? Kein Gesetz zwingt Bergbauunternehmen bislang, auch die Nachsorge einzuplanen. Außerdem: Nach 120 Jahren Ausbeute haben die meisten Bergbauunternehmen, die die rund 6.000 jetzt mit Giftwasser voll laufenden Schächte einfach sich selbst überlassen haben, längst ihren Standort gewechselt.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Frankfurter Rundschau“, FR-online.de

Schlagwörter: Südafrika, Trinkwasser, Umwelt, Katastrophe, Johannesburg, Stollen, Minen, Bergbauunternehmen, Bergbau, Giftcocktail, Uran, verseuchte Brühe, Säure, Grundwasser, Trinkwasserreservoir, Wasserkreislauf, Ministerium für Wasserwirtschaft, Slums, Ausschlag, radioaktive Verseuchung, Krisenplan, Ausbeutung, Umweltschutz, Gesundheitsrisiko, Aufbereitung