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Indien: Ein Land treibt seine Töchter ab

 
Meldung vom 15.03.2011

Indische Familien erhoffen sich Söhne. Mädchen werden dagegen oft abgetrieben. Eine Studie legt dar, wie das Geschlechterverhältnis dadurch bereits ins Ungleichgewicht geraten ist – und kündigt einen dramatischen Männerüberschuss in einigen Jahren an.

Sie erhalten mehr Lohn, können die ganze Familie besser versorgen und garantieren den Fortbestand der Linie: Jungen sind in Indien und China begehrter Nachwuchs. Die Konsequenz: Tausende weibliche Föten werden abgetrieben. Dadurch wird es in 20 Jahren in weiten Teilen Chinas und Indiens zwischen 10 bis 20 Prozent mehr Männer als Frauen geben, wie eine neue Studie in der kanadischen Fachzeitschrift Canadian Medical Association Journal ausgerechnet hat.

Die Untersuchung zeigt auch die gesellschaftlichen Folgen einer solchen Entwicklung auf. Viele Männer werden durch den Frauenmangel keine Chance auf eine Heirat haben und keine Nachkommen zeugen können. „Es gibt Befürchtungen, dass dies zu psychologischen Problemen und möglicherweise zu einer Zunahme von Gewalt und Verbrechen führt“, gab Studienleiterin Therese Hesketh vom University College London an.

Sowohl in China als auch in Indien wird männlichem Nachwuchs traditionell der Vorzug gegeben. Söhne sind zumeist auch verantwortlich für das Auskommen der Eltern im Alter. In Indien wiederum lehnen viele Eltern die Geburt eines Mädchens ab, weil sie fürchten, bei der Hochzeit der Tochter eine hohe Mitgift zahlen zu müssen. Schon 2005 gab es Schätzungen, dass in China die Zahl der Männer unter 20 Jahren die der Frauen um etwa 32 Millionen übersteigt.

Die Situation habe in beiden Ländern seit Jahrhunderten zur Diskriminierung von Mädchen geführt, schreibt Hesketh. Oft wurden neugeborene Töchter auch heimlich ermordet. Seit mit Ultraschall das Geschlecht des Kindes schon vor der Geburt bestimmt werden kann, lassen Eltern vermehrt abtreiben, wenn sie ein Mädchen erwarten. Die Forschung spricht schon von einem „Genderzid“ in diesen beiden Ländern. Genderzid ist eine Wortneuschöpfung und setzt sich zusammen aus dem englischen Begriff für Geschlecht (gender) und dem Völkermord-Synonym Genozid. Der Begriff Genderzid steht für das systematische Töten der Angehörigen eines spezifischen Geschlechtes.

Die Auswirkung ist der Studie zur Folge schon jetzt in Zahlen fassbar: Normalerweise ist das Geschlechterverhältnis bei Neugeborenen fast ausgeglichen, 105 Jungen kommen auf 100 Mädchen. In verschiedenen Städten in der Provinz Henan in Nordchina und in Hainan im Süden des Landes werden aber 130 Jungen im Verhältnis zu 100 Mädchen geboren. In China insgesamt belief sich das Verhältnis 2008 auf 119 zu 100.

In Indien stellten die Forscher ein Verhältnis von 113 zu 100 fest. Die Zahl der Jungen wird demnach in Neu-Delhi sowie in den Bundesstaaten Punjab und Gujarat auf bis zu 125 anwachsen, während aber in den südlichen und östlichen Bundesstaaten Kerala und Andhra Pradesh normale Verhältnisse nachgewiesen wurden. Besonders unausgewogen ist demnach das Geschlechterverhältnis in einigen Städten Südkoreas: Dort wurden schon 1992 bis zu 125 Männer pro 100 Frauen verzeichnet.

Der Frauenmangel böte Frauen in China zwar die Aussicht, durch Hochzeit mit einem gutsituierten Mann in der Gesellschaft aufzusteigen, belegte die Studie. Aber vor allem arme, schlecht ausgebildete Bauern hätten keine Chance mehr, eine Frau zu finden. In China ist ein statistischer Wert schon alarmierend: 94 Prozent der Nichtverheirateten sei zwischen 28 und 49 Jahre alt und männlich, die betroffenen Männer haben keinen höheren Schulabschluss.

Die Ein-Kind-Politik in China übt zusätzlich Druck auf die werdenden Eltern aus. Doch wird sie bereits nicht mehr so stringent befolgt und heute nur noch auf ein Drittel der chinesischen Bevölkerung angewandt. So werden Ausnahmen für Minderheiten gemacht. Auch können Eltern auf dem Lande ein zweites Kind bekommen, wenn das erste ein Mädchen war. Waren Paare selbst Einzelkinder, dürfen sie meist auch zwei Kinder einplanen.


Video-Beiträge zu diesem Thema

 Die Last ein Mädchen zu sein




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Indien, Genderzid, Gender, Abtreibung, Mädchen, Frauen, Diskriminierung, Geschlechterverhältnis, Neugeborene, Frauenmangel, Männer, Männerüberschuss, Heirat, Nachwuchs, Nachkommenschaft, Schwangerschaft, Schwangerschaftsabbruch, Geschlecht, Ein-Kind-Politik, Mitgift, Fortbestand