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Afrika und Libyen: Gaddafis Propaganda-Show

 
Meldung vom 13.04.2011

Libyens Machthaber Muammar al Gaddafi nutzte den Empfang der – von ihm finanzierten – Vermittler der Afrikanischen Union, um sich selbst als Volksheld zu inszenieren. Hinter dem neuen „Friedensplan“ verbirgt sich nur eine weitere Fata Morgana.

Die Propagandamaschine Muammar al Gaddafis lief wie immer auf Hochtouren: Singende und tanzende Tuareg, eine Blaskapelle, Folklorereiter, Würdenträger aus Armee, Marine und Luftwaffe, ja, sogar eine Reihe Stammesältester mussten trotz der Hitze auf dem internationalen Flughafen von Tripolis erscheinen. Außerdem hatten sich hunderte Schüler und Studenten versammelt, die ohne Unterlass „Gott, Muammar und Libyen“ oder „Nieder mit Sarkozy und Berlusconi“ schrien. Ein pompöses wie skurriles Schauspiel, das für die Ankunft der Vermittlungsdelegation der Afrikanischen Union (AU) in der libyschen Hauptstadt veranstaltet wurde.

Die AU-Delegation bestand aus den Präsidenten Mohamed Ould Abdel Aziz aus Mauretanien, Jacob Zuma aus Südafrika, Denis Sassou Nguessou aus DR Kongo, General Yoweri Museveni aus Uganda sowie Amadou Toumani Toure aus Mali. Alle diese Würdenträger sind langjährige Freunde und Unterstützer von Gaddafi, der in ihre Länder Milliarden pumpte. „Halb Uganda gehört uns“, behauptete ein libyscher Beamter stolz. „Die AU ist auf unserer Seite, da müssen wir uns keine Sorgen machen.“ Libyen ist der größte finanzielle Gönner der insgesamt 53 Nationen umfassenden AU.

In Uganda unterhält Libyen eine ganze Reihe von milliardenschweren Firmen, darunter die National Housing Construction Company, Tropical Bank, Laico Lake Victoria Hotel, Tamoil East Africa and OilLibya und Telecom.

Das Treffen mit Gaddafi spielte sich in einem seiner Zelte in Bab al-Aziziyah ab, dem legendären Areal in Tripolis, das für den Diktator, seine Familie und die engsten Getreuen reserviert ist. Dieses Gelände ist ein eigener Stadtteil mit großen Parks, Tiergehegen, Spielplätzen und Wohnanlagen. Über einen Teil dieser Stadt warfen im März NATO-Kampfflugzeuge Bomben ab. Ziel des Angriffs war eine militärische Kommandozentrale. In den Ruinen kann man heute noch feststellen, dass das Gebäude lange Zeit vor dem Beschuss leer gestanden haben muss.

Die Verhandlungen mit der Präsidentendelegation der AU währten nur wenige Stunden. Danach baute sich Gaddafi vor den Medien auf. Ein seltener öffentlicher Auftritt in Zeiten der Unruhen. Der Diktator wirkt überraschend gelassen und ruhig, er ist braun gebrannt. In seinem erdbraunen Umhang und einem Turban auf dem Kopf gibt er den Anschein, als hätte er gerade ein paar Tage Urlaub gemacht. In seinem schwarzen Mercedes Vitro passiert er im Schritttempo die Reihen seiner Anhänger, die ihm frenetisch, fast hysterisch zujubeln. Gaddafi streckt die Fäuste in die Luft und nimmt eine Siegerpose ein. Für die versammelten Pressefotografen aus aller Welt ein lukrativer Moment. Viele harren schon seit Wochen in Tripolis aus, hockten untätig in ihren Hotels herum. Ein Foto des exzentrischen Führers schien in weite Ferne zu rücken.

Am frühen Morgen verkündete Ramtane Lamamra, der algerische AU-Delegationsleiter, die Ergebnisse der Verhandlungen. „Der Revolutionsführer hat unserem Friedensplan voll und ganz zugestimmt.“ Ob Gaddafi bereit ist, abzudanken, darüber wollte Lamamra sich nicht äußern, deutete aber an, dass das angesprochen wurde. Unklar ist, wie ernst es Gaddafi mit diesen Themen tatsächlich meint. Seine Truppen gehen in Misrata und Ajdabiyah unvermindert weiter gegen die Rebellen vor. Einige von ihnen wurden tot mit aufgeschlitzten Hälsen und am Rücken angelegten Handschellen entdeckt.

In der Realität sah es in den letzten Wochen so aus, dass Gaddafi über Verhandlungen und Ankündigungen von Waffenstillstand stets nur Zeit gewinnen wollte. Freiwillig wird der „Bruder Führer“ weder einen Teil von Libyen noch seine Macht abgeben und keinen Versuch auslassen, den Bürgerkrieg doch noch zu gewinnen. Ein echter Kompromiss mit den Rebellen, politische Reformen und ein demokratisches Libyen kämen unter der Führung Gaddafis einem Wunder gleich.

Währenddessen hat die Opposition bei einem Treffen mit den Delegationsmitgliedern der AU in Bengasi eine weitere Verhandlung abgelehnt, da Gaddafi sich weigert, zurückzutreten.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Presse“, diepresse.com

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