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Kenia: Nomaden des Wassers

Meldung vom 14.04.2011

Im Norden Kenias herrscht in letzter Zeit wieder eine große Dürreperiode. Brunnen versiegen, Tiere verdursten, Felder verdorren. Die Menschen dieser Region haben kaum eine Wahl: entweder sie verlassen die trockene Region oder sie müssen täglich kilometerweit zur nächsten Wasserstelle pilgern.

Die Hitze ist allgegenwärtig, brütet unermüdlich über der Landschaft. Keine Vögel singen, es ist völlig windstill, nicht einmal ein leises Rascheln der ausgetrockneten Blätter an den wenigen Bäumen ist zu hören. In diesem Teil Kenias steht die Luft, eine unbarmherzige Wand, die konsequent jeden Fußgänger und Arbeiter ermattet, auslaugt und letztendlich vernichtet.

Die 9-jährige Adila hat sich, wie jeden Tag, zum Wasserholen auf den Weg gemacht. Mehr als zehn Kilometer trägt sie den Kanister, um ihn mit dem kostbaren Nass zu füllen. Vor einer Woche fiel ihr und ihrer Mutter die letzte Ziege tot um. Kurzfristig sorgte das für Erleichterung, denn es gab ein Festmahl. Sie haben ein Feuer gemacht, das dürftig gewürzte Fleisch gebraten, dazu eine Portion Hirsebrei zubereitet. Jetzt sind ihnen nur noch Reste davon geblieben, aber Adila und ihre Mutter befinden sich längst auf dem Weg in eine andere Region.

Die Entscheidung, El-Wak zu verlassen, wurde ihnen leicht gemacht. Gasira, die Mutter von Adila, arbeitete als Lehrerin, ihr Mann war Viehzüchter. Doch nachdem Monat um Monat die Dürre bedrängender wurde, machten sich die Viehzüchter auf, um ihre Dromedare auf Weiden hinter der Grenze in Somalia zu treiben. Von dort kehrten sie nie wieder zurück. Ein Zeuge berichtete, dass wahrscheinlich die Islamisten der al-Shabaab Gasiras Mann erschlagen hatten.

Schließlich verzehrte die Dürre alles Leben in der Region und Gasira verlor auch noch ihren Job. Nun haben sie sich aufgemacht, dem Wasser nach, in eine fruchtbarere Region, in der Gasiras Onkel lebt. In Marsabit werden Gasira und Adila nicht solche Probleme haben, obwohl es auch dort Dürreperioden gibt. Adila hat gehört, dass der Onkel in einer Stadt am Fuße eines großen Berges lebt, und der Berg, wie die Stadt, haben den gleichen Namen – Marsabit. Der Berg sei immer grün und es gäbe dort Seen und einen Park.

Gasira wickelt die von der Ziege gebliebene Schnur um ein paar Kanister und zwei Töpfe, ihr ganzes Hab und Gut. So lässt es sich leichter transportieren. Bis Marsabit ist es noch eine weite Strecke, doch sie haben noch ausreichend Wasser, etwas Fleisch und getrocknete Früchte.

Am nächsten Tag haben die beiden Glück; ein alter Lieferwagen, der in dieselbe Richtung fährt, nimmt sie für den Rest der Strecke mit. In der Ferne kann man Marsabit bereits erkennen, einen kegelartigen Berg, der sich scheinbar aus dem Nichts in 1.700 m Höhe erhebt. Er sieht aus wie eine grüne Kathedrale inmitten sonnenverbrannter Erde. Entlang der Straße, die voller Schlaglöcher ist, stehen immer häufiger Akazien. Adila ist begeistert.

Gasira lächelt und folgt den Augen ihrer Tochter, aber der Anblick von Marsabit lässt sie gleichgültig. Die Erschöpfung macht sich bemerkbar. Sie fühlt sich abgestumpft über die lange Reise und den Schmerz über den verlorenen Ehemann.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: africa-live.de

Schlagwörter: Kenia, Wasser, Dürre, Dürreperiode, Trockenheit, Brunnen, El-Wak, Vieh, Dromedare, Nomaden, Ressource, Wasserstelle, Weideland, Somalia, al-Shabaab, Marsabit