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Afghanistan: Frauen im Militär – ein Porträt

Meldung vom 18.04.2011

Sie ist 572-mal mit dem Fallschirm aus einem Flugzeug gesprungen, hat sich dabei zahlreiche Bein- und Armbrüche zugezogen. Dreimal wäre sie fast Opfer eines Attentats geworden. Täter waren Männer, die dagegen kämpfen, dass es freie, berufstätige und sogar einflussreiche Frauen gibt. Khatool Mohammadzai hat als einzige Frau in der Armee Afghanistans den Rang einer Generalin.

Doch ein solches Leben hat seinen Preis in Afghanistan. Zu Besuch in ihre Wohnung kommt außer Familienangehörigen praktisch niemand mehr. „Die meisten meiner Freunde haben Angst, mit mir zusammen zu sein, weil auch sie bei einem Anschlag auf mich ums Leben kommen könnten“, gibt Mohammadzai zu. Sie hat gedämpften Reis mit Lammfleisch für ihren 21-jährigen Sohn und ihre Neffen zubereitet.

Die Kinder behandelt sie sehr liebevoll, was überraschend ist, wenn man sie in ihrer Uniform sieht. Im Umgang mit ihren Rekruten ist sie streng, autoritär, sogar einschüchternd. Sie inspiziert ihre Soldaten mit stechenden Augen und spart auch nicht mit drohender Gestik. Im Dienst gibt sie Anweisungen, bei der ihre Stimme um drei Oktaven tiefer klingt.

Am Geburtstag der neuen Verfassung 2006 sprang sie, mit Nationalflagge in der einen und Koran in der anderen Hand, mit dem Fallschirm über dem Kabuler Sportstadion ab. Khatool Mohammadzai war die einzige Frau im „Afghanische Helden-Team“ und stellt für alle Frauen Afghanistans ein Exempel dar. Präsident Karzai persönlich hatte sie 2002 zur Generalin befördert.

„Wenn Frauen die gleichen Rechte hätten wie Männer, bräuchten sie kein Vorbild wie mich“, betont Mohammadzai. „Ich träume davon, mehr Frauen wie mich in Afghanistan zu sehen. Es gibt ein paar, aber es sind zu wenige.“ Sie erwähnt Habiba Sarabi. Sie war Ministerin für Bildung und Chancengleichheit und regiert seit 2005 die Provinz Bamyan – als einzige Frau Seite an Seite mit 33 männlichen Provinz-Gouverneuren des Landes. „Es liegt an einzelnen Frauen wie uns, dass es in Afghanistan wieder Hoffnung gibt!“, meint Mohammadzai.

Dabei hatten die Frauen in Afghanistan früher schon eine viel größere Freiheit genossen. „Als dieses Foto 1988 aufgenommen wurde, bildete ich schon Rekruten aus und war verheiratet mit einem Offizier“, sagt Mohammadzai. Zu sehen ist eine resolute junge Frau mit Uniform, behaftet mit einer Menge von Medaillen. „Ich joggte und ging ins Fitnessstudio. Das war mein Leben.“ Ende der 80er Jahre war es völlig normal, dass Mädchen in Afghanistan die Schule besuchten und studierten. Frauen nahmen eine aktive Stellung in der Gesellschaft und im öffentlichen Leben ein.

Mit 19 Jahren hat sich Mohammadzai mit der Erlaubnis ihrer Eltern zur Armee gemeldet. „Ich träumte davon zu fliegen, aus Flugzeugen abzuspringen und eine Uniform zu tragen.“ Sie ließ sich zur Offizierin ausbilden und studierte nebenher Jura an der Kabuler Militäruniversität. 1989 zogen die sowjetischen Truppen aus Afghanistan ab. Bürgerkrieg brach aus. Ihr Mann kam im Kampf ums Leben – nur vier Tage nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes.

Heute hüllen sich die meisten Afghaninnen in einen Ganzkörperschleier, wenn sie auf die Straße gehen. Mohammadzai hat nie eine Burka angelegt, und wenn man sie sieht, ist es kaum vorstellbar, dass irgendjemand sie dazu nötigen könnte. Unter dem Gewaltregime der Taliban von 1996 bis 2002 wurde ihr Hausarrest erteilt. In dieser Zeit verlor sie alle persönlichen Rechte, war inhaftiert in ihrem eigenen Haus. „Ich hatte meine Arbeit immer auf Augenhöhe mit meinen männlichen Kollegen getan, und die Taliban ließen mir nichts davon“, erinnert sie sich.

Andere wären an diesen Maßnahmen zerbrochen, doch als Mohammadzai 2002 in die Armee zurückkehrt, hat sie mehr Durchhaltevermögen und Entschiedenheit als je zuvor. In ihrem Büro im Kabuler Verteidigungsministerium hat Mohammadzai ein Poster an die Wand gehängt. Darauf ist zu lesen: „Männer gelangen ins Paradies durch den Schoß von Frauen.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Brigitte“, brigitte.de

Schlagwörter: Afghanistan, Frauen, Militär, Generalin, Armee, Fallschirmspringerin, Hamid Karzai, Gleichberechtigung, Gender, Gewaltregime, Taliban, Burka, Schleier, Hausarrest