Anti-Terror-Kampf: Osama Bin Laden ist tot

 
Meldung vom 02.05.2011

Osama Bin Laden ist von US-Spezialeinheiten erschossen worden. Er hielt sich in einer großen Residenz in der pakistanischen Garnisonsstadt Abbottabad verborgen und hatte aus Sicherheitsgründen weder einen Telefon- noch Internetanschluss – trotzdem konnte der US-Geheimdienst ihn aufspüren. Nun werden Details der geheimen Operation gegen den Al-Kaida-Chef bekannt.

Die Jäger haben im Schutze der Nacht operiert: Die US-Spezialkräfte stürmten das Versteck von Al-Kaida-Chef Osama Bin Laden in der Dunkelheit und streckten den Gründer des Terrornetzwerks mit einem Kopfschuss nieder.

US-Präsident Barack Obama teilte am 2. Mai 2011 den Tod Bin Ladens öffentlich mit. Der Terrorchef sei nach US-Angaben in einem abgeschirmten Anwesen in Abbottabad untergeschlüpft, rund 60 Kilometer nördlich der Hauptstadt Islamabad. Lange Zeit ging man davon aus, Bin Laden verstecke sich in einer Höhle irgendwo im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet, aber so unkomfortabel hatte der Terrorchef es zuletzt nicht: Er wohnte hinter meterhohen Mauern und Stacheldraht in einer großen Residenz in Abbottabad. Das große Gelände und das Haus haben einen Wert von rund einer Million Dollar, sagte ein US-Regierungsvertreter.

Bin Laden war umsichtig, er wollte völlig spurenfrei leben: Das Haus verfügte weder über Internet- noch Telefonanschluss. Die Al-Kaida-Terroristen brachten ihren Müll nicht vor die Tür, sondern verbrannten ihn. Trotzdem entdeckte der US-Geheimdienst den Unterschlupf.

Die Stadt, die zu einer der schönsten Pakistans zählt und von grünen Bergen umgeben ist, ist dicht besiedelt. Die Tarnung war perfekt: In der Stadt leben viele Generäle, die Militärakademie Kalkul befindet sich unweit des Osama-Verstecks. In der vergangenen Nacht wurde Abbottabad nun zum Schauplatz einer gewagten Militäroperation. Nach US-Angaben landete eine „kleine Einheit“ von US-Spezialkräften mit zwei Hubschraubern auf dem Grundstück.

Bin Laden und seine Al-Kaida-Leute haben den Ansturm bemerkt. Sie hätten auf die landenden Hubschrauber geschossen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Wachen des Terrorchefs hätten vom Dach aus den Schusswechsel eröffnet. Mindestens zwei Explosionen schreckten die Anwohner der Stadt auf. TV-Bilder eines pakistanischen Nachrichtensenders dokumentierten das brennende Gebäude, die Flammen loderten meterhoch in den nächtlichen Himmel.

Derzeit ist der Ort komplett gesperrt. Die Bewohner Abbottabads gaben sich bestürzt, dass Bin Laden sich unbemerkt in der Garnisonsstadt verbergen konnte – nur wenige Meter von der Militärakademie entfernt. Viele Bewohner wurden in der Nacht Zeugen der militärischen Aktion, sie wurden durch die Explosionen und das Feuergefecht aufgeweckt. In manchen Häusern zersplitterten die Fensterscheiben.

Rund 40 Minuten währte die Militäroperation, die um 1.30 Uhr anfing. Am Ende der Aktion konnte ein großer Erfolg verbucht werden: Der Mann, der die Terroranschläge vom 11. September 2001 mit fast 3.000 Toten geplant und angeordnet haben soll, ist tot. Bin Laden sei durch einen Kopfschuss ums Leben gekommen, berichtete CNN unter Berufung auf Mitglieder des US-Kongresses. Die Soldaten sollen ihm zuvor die Möglichkeit gegeben haben, sich zu ergeben. Der Terrorchef wurde US-Vertretern zufolge durch Rekonstruktionstechniken seines Gesichts identifiziert. Außerdem haben die USA eine Untersuchung seiner DNA angeordnet. Der Leichnam soll islamischer Tradition gemäß im Meer bestattet worden sein.

Bei der Kommandoaktion wurden neben Bin Laden drei weitere Männer und eine Frau erschossen. Bei den Männern habe es sich offenbar um einen Sohn Bin Ladens sowie zwei Boten gehandelt. Die Frau sei erschossen worden, als einer der Männer hinter ihr Schutz gesucht hätte. Außerdem seien zwei weitere Frauen verwundet worden. „Das war ein besonders gefährlicher Einsatz“, sagte ein ranghoher US-Vertreter. Mehrere Frauen und Kinder hätten sich zum Zeitpunkt der Operation in dem Gebäude befunden.

Von den US-Spezialkräften ist keiner zu Schaden gekommen. Einer der Helikopter sei wegen einer „mechanischen Panne“ ausgefallen und deshalb zerstört worden, so die Angaben. Beim Rückzug habe sich die gesamte Einheit mit dem verbleibenden Hubschrauber entfernen müssen – samt der Leiche Bin Ladens.

Die Geheimdienste konnten US-Angaben zufolge über die Überwachung eines Boten Bin Ladens zum Versteck des Terrorchefs gelangen. Die Sicherheitsexperten hatten den Mann bereits seit einiger Zeit bespitzelt. Im August 2010 verfolgten die US-Agenten den Boten bis zu dem Gebäude. Sie erkannten schnell, dass es sich um ein wichtiges Haus handeln musste – weil es so groß war und dazu so gut abgeschirmt. Mehrere Wochen prüfte der CIA anhand von Satellitenbildern das Gelände, im vergangenen September kam der Geheimdienst zu dem Resultat, dass es „sehr gut möglich“ sei, dass sich dort Bin Laden verborgen halte.

Guantanamo-Häftlinge hätten bei Verhören das Pseudonym des Boten aufgedeckt, es hätte die Arbeit von vier Jahren in Anspruch genommen, bis der US-Geheimdienst den wirklichen Namen des Mannes identifizieren konnte. Zwei weitere Jahre hätten sie gebraucht, um sein genaues Einsatzgebiet festzustellen. Im August schließlich wären sie auf seine Spur zu dem Gebäude in Abbottabad gekommen.

Am 14. März kam US-Präsident Obama in einem ersten Treffen mit seinen engsten Sicherheitsexperten zusammen, um die Kommandoaktion zu besprechen. Das letzte Treffen fand demnach am 29.03.2011 statt – während die ganze Welt ihre Aufmerksamkeit nach London richtete: zur Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton.

Obama
fand in seiner Rede an die Nation lobende Worte für den Einsatz: „Ein kleines Team von Amerikanern führte die Operation mit außergewöhnlichem Mut und außergewöhnlicher Fähigkeit aus. Kein Amerikaner kam zu Schaden. Sie achteten darauf, zivile Opfer zu vermeiden.“ Pakistan tolerierte den Einsatz und nannte die Tötung von Bin Laden einen „erheblichen Rückschlag“ für die weltweit aktiven Terrororganisationen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de