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Somalia: Wie arbeitet ein Journalist im gefährlichsten Land der Welt?

 
Meldung vom 04.05.2011

Der 3. Mai wurde zum Internationalen Tag der Pressefreiheit deklariert. Wie jedes Jahr analysieren die Medienvertreter die aktuellen Veränderungen in der globalen Berichterstattung. Derzeit sehen sich die Journalisten mit veränderten Bedingungen konfrontiert. Wie geht man künftig mit Amateur-Videos aus Krisengebieten wie Libyen und Syrien um? Wie kann man da noch zwischen seriösen und gefälschten Informationen unterscheiden? Inwieweit können Bloggs die Wahrheit widerspiegeln und von Menschenrechtlern und Widerständlern genutzt werden? Journalisten in Krisenländern sind ganz besonderen Gefahren ausgesetzt.

Somalia gilt als das gefährlichste Land der Welt – ganz besonders für Journalisten. Wenn Hassan Salad morgens zur Arbeit aufbricht, passiert er kriegszerstörte Ruinen und leere Schutthalden. Hassan Salad ist Journalist, er ist bei Radio Benadir in der somalischen Hauptstadt Mogadischu tätig. Der schmale Mann, an dem die Kleidung nur so schlottert, redet gehetzt, wirkt leicht überdreht und nennt sich Lucky, der Glückliche. Immerhin ist es ihm gelungen, schon 23 Jahre alt zu werden.

Das ist für einen Journalisten in seiner Heimat schon etwas Besonderes. Seit zwanzig Jahren hat Somalia keine Regierung mehr, die für Ordnung sorgt. Die Macht der international anerkannten Übergangsregierung umfasst nur die Hälfte der Hauptstadt. Die andere Hälfte und weite Teile des Landes unterstehen der Herrschaft islamistischer Gruppen, die zum Teil Kontakte zum Terrornetzwerk Al Kaida pflegen. Von der Organisation Reporter ohne Grenzen wird Somalia für Journalisten derzeit als das gefährlichste Land der Welt eingestuft.

Hassan Salad ist dem Tod mehrfach gerade noch entkommen, so auch im November 2010. „Da war die Straße, in der unser Sender ist, plötzlich Kriegsgebiet.“ Auf dem Weg zur Arbeit geriet er in ein Gefecht, wurde aber nur an der rechten Hand verletzt. Der Direktor von Radio Benadir, Ahmed Adi, entkam noch im selben Monat nach Schweden. Hassan Salad setzte seine Arbeit fort. „Ich liebe meinen Beruf. Ich kann nicht damit aufhören.“

An einer Stelle zwischen den Ruinen biegt er ab und steigt hinunter in den Keller eines mehrstöckigen Gebäudes. Dort liegt im Dämmerlicht einiger Neonröhren das Studio von Radio Benadir: ein Kabuff mit einfachsten technische Mitteln. Hassan Salad drückt sich in die Sprecherkabine und liest die Nachrichten. „Die Islamisten verlangen von uns, dass wir religiöse Programme machen sollen“, sagt er. „Aber ich habe keine Angst. Ich lese weiter Nachrichten.“

Früher wurde die Freiheit der Presse vor allem von repressiven Regierungen eingeschränkt. Deren Zahl hat sich seit dem Fall des Eisernen Vorhangs verringert, meint Michael Rediske, der Vorstandssprecher von Reporter Ohne Grenzen. Dafür ist die Sicherheitslage in vielen Regionen heute schwerer zu definieren. „Ein Teil des Problems ist schon, dass man nicht mehr genau weiß, von wem die Gefahr ausgeht“, bemerkt auch Horand Knaup, der Afrika-Korrespondent des Spiegels. Es gibt immer mehr sogenannte „Failed States“ wie Somalia, in denen Regierungen keine Ordnung mehr aufrechterhalten können. Dazu gehören in Afrika außerdem weite Teile der Demokratischen Republik Kongo, Teile Südsudans und die Wüste Sahara. In diesen Regionen sind unterschiedliche islamistische oder kriminelle bewaffnete Gruppen an der Macht. Die Machtverhältnisse und Konstellationen können sich binnen weniger Wochen grundlegend wandeln. „Das alles als Journalist einzuschätzen ist sehr schwierig geworden“, erklärt Knaup.

Nicht jeder will da so vorgehen wie Hassan Salad, der beharrlich weiter berichtet und der Überzeugung ist: „Gott allein entscheidet über die Stunde meines Todes.“ Aber es gibt auch sonst kaum einen Journalisten, der sich den Spitznamen Lucky zugelegt hat.

Anlässlich des Internationalen Tages der Pressefreiheit hat der Intendant der Deutschen Welle, Erik Bettermann, darauf hingewiesen, dass „autoritäre und despotische Regime die Freiheit des Internets zunehmend zunichte machen“. Er machte darauf aufmerksam, dass in manchen Regionen der Welt „der freie Austausch von Informationen und Meinungen im Internet für Blogger und Nutzer Sozialer Medien lebensgefährlich“ sei. Technische Hilfsmittel könnten dafür eingesetzt werden, auch anonyme Meinungsäußerungen zurückzuverfolgen und Andersdenkende zu verhaften.

„Das Internet ist nicht mehr nur ein Instrument für Dissidenten und Aktivisten, sondern auch für Diktatoren“, stellte Bettermann fest. Staatliche Einrichtungen in der arabischen Welt und in China manipulieren es dahingehend, die Bevölkerung „auf Linie zu halten und von der Außenwelt abzuschotten“. In China sei das Internet „aufgrund der digitalen Mauer zu einem nationalen Intranet mutiert“. Es werde vewendet, „um das Entstehen einer Gegenöffentlichkeit schon im Keim zu ersticken“.


Video-Beiträge zu diesem Thema

 Pressefreiheit nur in Kongkong




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Frankfurter Rundschau“, FR-online.de

Schlagwörter: Somalia, Medien, Internationaler Tag der Pressefreiheit, Pressefreiheit, Meinungsbildung, Freie Meinungsbildung, Internet, Journalisten, Menschenrecht, Mogadischu, Radio Benadir, Amateur-Videos, Berichterstattung, Nachrichten, Reporter ohne Grenzen, digitale Mauer, China