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Südsudan: Endspurt – Nur noch wenige Tage bis zur Freiheit

Meldung vom 05.07.2011

In Juba herrschen seit Tagen scharfe Sicherheitsvorkehrungen. Explodierende Preise machen sich auch bemerkbar. Die Menschen sind in hektischer Betriebsamkeit und fühlen eine Mischung aus Vorfreude und Sorge. Wie sich Südsudans Hauptstadt Juba auf die historische Feier vorbereitet.

Auf dem staubigen Platz proben Schüler die neue Nationalhymne, Beamte trällern während der Mittagspause ein Ständchen. Bis zum 9. Juli, wenn der jüngste Staat der Welt offiziell unabhängig wird, muss alles perfekt sein. Der Text „Gott, wir loben und ehren deinen Segen für Südsudan, Land des Überflusses“ wird in Englisch vorgetragen. Das ist mühsam: Englisch sowie Arabisch sind Südsudans Amtssprachen, aber vor allem Englisch ist kaum jemandem geläufig.

„Für die jüngste Nation der Welt haben wir ein ziemlich altmodisches Lied“, bemängelt Hiba. Die junge südsudanesische Mitarbeiterin einer internationalen Organisation steht eigentlich auf Hiphop und Reggae. „Aber ich werde mich schon an die träge Musik gewöhnen. Jedenfalls werde ich es am 9. Juli auswendig kennen.“

In Südsudans Hauptstadt Juba sind die Menschen in hektischer Geschäftigkeit. Eine riesige Ladung Fahnen ist eingetroffen, „Made in China“. Die paar asphaltierten Strassen und sogar die vielen Sandwege werden täglich gefegt, Gebäude erhalten einen neuen Anstrich.

Am Mausoleum des verstorbenen südsudanesischen Freiheitskämpfers John Garang werden überdachte Tribünen für die Feier aufgebaut: Hier soll Präsident Salva Kiir das neue Grundgesetz signieren. Auf dem Festtagsprogramm stehen Militärparaden und traditionelle Tänze.

Schon seit Wochen sind alle Hotels für hohe Staatsgäste reserviert, die Zimmerpreise haben sich verdoppelt. Journalisten, die nach Juba kommen, müssen mit ihren Zelten im Garten bei Hilfswerken oder Bekannten campieren. Ab 7. Juli ist der Flughafen für normale Fluggäste gesperrt. Nur noch Staatsgästen ist die Anreise dann gestattet.

Eine fröhliche Feier wurde eigentlich für den 9. Juli erwartet. Die Scheidung zwischen Nord- und Südsudan sollte Jahrzehnte des Blutvergießens beenden. Als im Januar der Süden mit überwältigender Mehrheit in einer Volksabstimmung die Unabhängigkeit beschloss, herrschte noch Freudentaumel.

Aber nun, fast ein halbes Jahr später, trüben dunkle Wolken das Glück. Für die Streitthemen Grenzverlauf, Öl und Schuldenlast zwischen Nord und Süd gibt es noch keine Lösung, Kämpfe um die umstrittene Grenzregion Abyei und um die nordsudanesische Provinz Südkordofan lassen die Furcht vor einem neuen großen Krieg wachsen. In Juba sind die Regierungsmitglieder vorsichtig. Man will alles vermeiden, was den Norden herausfordern könnte. Die Unabhängigkeit am 9. Juli hat oberste Priorität.

Täglich lassen sich jetzt mehr Sicherheitskräfte in Juba blicken. Immer wieder durchsucht die Armee Häuser nach Waffen. Die Regierung will nichts riskieren. Während der Razzien ist der Verkehr stillgelegt.

Um das Stadtbild zu verschönern, haben die Behörden in Juba Hunderte Marktbuden abgerissen. Dadurch konnten weniger Waren feil geboten werden, der Kundenandrang an den verbliebenen Marktständen nahm zu und parallel dazu explodierten die Preise. Die Lebenshaltungskosten steigen täglich. Erst beeinträchtigte die Gewalt an der Grenze zum Norden den innersudanesischen Handel, vor allem mit Treibstoff. Im Süden, wo drei Viertel der Ölquellen des Sudan liegen, sah man kaum noch Busse oder Mopedtaxis. Auf dem Schwarzmarkt wurde der Liter Benzin und Diesel zu knapp 10 Euro verkauft. Mittlerweile ist Benzin aus Uganda und Kenia angeliefert worden.

Aber trotzdem machen sich in Juba mehr Menschen denn je zu Fuß zur Arbeit auf. Sie legen lange Strecken in der tropischen Hitze zurück, durch den Sand oder durch heftige Regenschauer – die Regenzeit hat angefangen. „Vorige Woche bekam ich für drei sudanesische Pfund noch zwanzig Tomaten, jetzt nur noch die Hälfte“, beschwert sich Aggyedha, eine Hausfrau. Für sieben kleine Bananen werden sechs Pfund verlangt, etwa zwei Euro. „Das liegt am Sprit“, meint die ugandische Marktfrau. „Die Bananen kommen aus meinem Land und das ist weit weg. Ich würde sie ja gern billiger verkaufen“. Aggyedha glaubt ihr kein Wort.

„Es gibt riesig viele Probleme“, meint auch Godfrey, ein junger Anwalt. „Das Grundgesetz stimmt nach meiner Meinung nicht. Die Gewalt aus dem Norden ist beängstigend. Das Leben ist sehr teuer geworden. Aber was auch geschieht, wir werden unsere Freiheit feiern am 9. Juli. Und am nächsten Tag sehen wir weiter.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de

Schlagwörter: Sudan, Unabhängigkeit, Feier, Grundgesetz, Juba, Nationalhymne, Salva Kiir, Lebenshaltungskosten, Festtag, Staatsgäste, Schwarzmarkt, Benzin, Freiheit