Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Südsudan: Die neue Fahne gehisst

 
Meldung vom 11.07.2011

Der neue Staat Südsudan ist geboren. Am Samstag, den 09. Juli, feierten die Südsudanesen ausgelassen in der Hauptstadt Juba den historischen Moment der Unabhängigkeit. Auch dass die Zeremonie mit einigen Störungen verlief, konnte die Begeisterung der Menschen nicht schmälern.

„Wir schlagen ein neues Kapitel unserer Geschichte auf. In unseren Gebeten haben wir heute Gott um eine glückliche Zukunft und Weisheit für unsere Führer gebeten“, strahlt Mary Buli am Sonntagmorgen, als sie nach dem Gottesdienst aus der Sankt-Joseph-Kirche in der südsudanesischen Hauptstadt Juba kommt. Sie ist müde von den Feiern und immer noch voller Freude über die Unabhängigkeit, die am Samstag ausgerufen wurde. Über fünfzig Jahre mussten die Menschen mit wenigen Unterbrechungen Krieg zwischen Nord- und Südsudan erdulden. Im Zeitraum von 1983 bis 2004 wurden zwei Millionen Menschen dabei getötet. Das Friedensabkommen von 2005 mündete schließlich in die Unabhängigkeit Südsudans.

Die Feier hatte für Mary Buli schon am Freitagabend begonnen, als sie mit Freunden singend und tanzend durch die Stadt zog. Es wurde getrommelt und gehupt. Besonders laut ertönten wieder die unvermeidlichen Vuvuzelas. „Genau um Mitternacht fing ich an zu jubeln. Ich konnte gar nicht mehr aufhören. Ich verspürte so ein großes Glücksgefühl in mir“, schildert Mary Buli ihre Gefühle. Ihre dunkelbraunen Augen werden nass. „Als unsere neue Fahne gehisst wurde, habe ich vor Freude geweint über unsere Freiheit, aber auch über den schmerzhaften Weg dorthin.“

Viele Kirchgänger haben dunkle Schatten unter den Augen. Jeder hat zu wenig Schlaf abbekommen. Auf den Straßen von Juba liegen die neuen Fahnen aus Papier, leere Bierflaschen und Limonadenbüchsen verstreut. „Die Straßen waren so schön sauber gemacht worden für die Unabhängigkeitsfeier. Ich hoffe, dass sie auch gefegt werden, wenn keine hohen Besucher kommen“, meint Mary Buli.

Im Schatten einer Mauer gönnt sich Godfrey Lado, ein junger Anwalt, seinen heißen und süßen Tee. Für ihn bedeutet der Sonntag ein Tag der Besinnung, die Unabhängigkeitsfeier sei wie ein Traum vorübergezogen. „Ich hoffe, dass das Chaos von Samstag nicht ein Beispiel dafür sein wird, wie unsere Regierung künftig funktioniert. Die Zeremonie hat deutlich gezeigt, dass es an einer Kommunikation zwischen den Ministerien mangelt“, bemängelt er.

Dabei bezieht er sich auf einen Aufruf, mit dem Parlamentsmitglieder und Armeeangehörige aufgeordert wurden, ihre Plätze auf der Tribüne ausländischen Gästen frei zu machen. Aus Ministerien in der Nähe des Platzes, wo die Zeremonie abgehalten wurde, mussten noch in letzter Minute Bürostühle geholt werden, um ausländischen Regierungsabgeordneten einen Sitzplatz zu verschaffen. „Das Auswärtige Amt muss doch gewusst haben, wie viele Besucher geladen waren“, kritisierte Godfrey Lado.

Die Unabhängigkeitszeremonie vor dem Mausoleum von John Garang, dem verstorbenen Führer der Rebellion, begann mit großer Verspätung. Viele Menschen fielen in der glühenden Sonne und mangels Trinkwasser in Ohnmacht. Selbst ein General der Armee musste von freiwilligen Helfern des Roten Kreuzes ärztlich versorgt werden.

Daniel Deng Bol, ein freier Journalist, reflektiert im Büro rückblickend den Tag und arbeitet an einem Artikel über die Zukunft seiner unabhängigen Heimat. Über die Haltung der Armee und der Polizei gegenüber Journalisten bei der Zeremonie war er erstaunt. „Die mögen uns Journalisten nicht besonders. Meist haben wir Ärger mit ihnen, weil sie kein Verständnis für unsere Arbeit haben. Aber gestern waren sie höflich und nett. Ich frage mich, ob das Befehl war oder wegen der Schönheit dieses historischen Tages“, fragt er sich.

Aber Armee und Polizei waren einfach damit überfordert, das Podium mit den Staatsgästen gegen die herandrängenden Menschenmassen abzuschirmen. Die Militärparade hatte nicht einmal genug Raum, um ihre wochenlang geübten Formationen zu präsentieren.

„Obwohl viel schiefging, war es ein wunderbarer Tag. Nie werde ich den Moment vergessen, als die Fahne gehisst wurde. Das werde ich immer wieder meinen Kindern und Enkeln erzählen“, begeistert sich der Journalist. „Aber jetzt gilt es, zu schreiben, was nach der Feier kommt. Im Alltag müssen wir beweisen, dass wir unsere Selbstständigkeit verdient haben“, so Bol.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de

Schlagwörter: Sudan, Unabhängigkeit, Zeremonie, Feier, Fahnen, Vuvuzelas, Juba, Militärparade