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Afghanistan: Karzais mächtiger Halbbruder bei Attentat getötet

 
Meldung vom 14.07.2011

Ahmed Wali Karzai, der Halbbruder des afghanischen Staatschefs Hamid Karzai, ist bei einem Attentat ums Leben gekommen. Die umstrittene Führungspersönlichkeit hinterlässt in Afghanistan ein gefährliches Macht-Vakuum.

Der Tod von Ahmed Wali Karzai hat sowohl bei der afghanischen Führungsriege als auch in den USA für Erschütterung gesorgt. Der mächtige Halbbruder von Staatschef Hamid Karzai hinterlasse eine große Lücke. Karzais jüngerer Bruder ist am Dienstag, den 12. Juli 2011, von seinem Leibwächter Sadar Mohammad erschossen worden.

Die Taliban hatten sich kurz darauf für das Attentat verantwortlich gezeigt und dieses als einen der „größten Erfolge“ seit dem Start der Frühjahrsoffensive deklariert. Ob aber tatsächlich die Taliban den Angriff geplant haben, ist noch ungewiss. Ahmed Wali Karzai hatte große Macht. Ihm wurden Drogengeschäfte, Vetternwirtschaft und Monopolisierung sowie Betrug nachgesagt.

Da die Extremisten nicht in der Lage waren, den Namen des Attentäters korrekt anzugeben und Mohammad ein enger Freund Karzais war, sei auch ein persönliches Motiv denkbar. Der Tod von Karzais Bruder, der als Vorsitzender des Provinzrats von Kandahar den Süden Afghanistans beherrschte, habe auf die afghanische Regierung fatale Auswirkungen. Man müsse sich die Frage nach Fortschritten bei der Sicherheit, welche amerikanische Truppen im vergangenen Jahr erreicht haben, neu stellen. Man befürchte, dass diejenigen, die Karzais Posten an sich reißen wollen, in der Region für Rückschläge sorgen könnten.

Der Attentäter war angeblich ein Schläfer. Die Familie des jüngeren Halbbruders von Afghanistans Präsident Hamid Karzai hatte ihm Vertrauen geschenkt. Dann wurde er plötzlich aktiv und erschoss Ahmed Wali Karzai in seinem Haus in der Stadt Kandahar. Der Gouverneur von Kandahar, Toryalai Weesa, bezeugte, der Täter sei für die Sicherheit im Privathaus Karzais zuständig gewesen, ein Bodyguard. In Wahrheit aber sei er Kämpfer der Taliban gewesen, so behaupten die Aufständischen.

Staatschef Hamid Karzai zeigte sich betroffen über den Tod seines Halbbruders. „So ist das Leben des afghanischen Volkes. Jeder von uns leidet, und wir hoffen, dieses Leid beenden zu können“, erklärte er in Kabul auf einer Pressekonferenz. Hamid und Ahmad Wali Karzai waren Halbbrüder. Sie hatten denselben Vater, aber verschiedene Mütter. Das islamische Recht gestattet es einem Mann, mehrere Ehefrauen zu haben. Ahmad Wali Karzai gehörte zu den mächtigsten Politikern Afghanistans, er genoss allerdings einen zweifelhaften Ruf.

Unter anderem wurde Karzai mit Korruption, Vetternwirtschaft, Drogenhandel und Gewalt in Zusammenhang gebracht. Er soll als Chef des einflussreichen Provinzrates von Kandahar bei vielen Bauprojekten in der Region Geld veruntreut haben. Er wurde als inoffizieller Herrscher der Provinz gefürchtet. Zudem berichtete Mitte 2008 der Stern, britische Spezialeinheiten hätten in einem seiner Gehöfte tonnenweise Roh-Opium sichergestellt, den Grundstoff für Heroin. Für viele war das ein Indiz dafür, dass Karzai an Drogengeschäften beteiligt war.

Doch die USA schritten nicht gegen Karzai ein: Militär und Regierung waren auf den Strippenzieher im Süden angewiesen. Wie ein US-Beamter zugab, war Karzai trotz aller Kritik jemand, mit dem die USA kooperieren konnten. Ihm sei es gelungen, die Lage in Kandahar weitgehend im Griff zu behalten. Laut den US-Depeschen war das Problem bekannt, wurde aber als kleineres Übel hingenommen: „Es gibt keine andere Möglichkeit als mit ihm zu kooperieren, obwohl er als korrupt gilt und vermutlich auch ein Drogenschmuggler ist.“

Selbst vom US-Geheimdienst CIA soll Karzai jahrelang finanziell unterstützt worden sein, wie die New York Times im Herbst 2010 schrieb. So habe er alles dafür organisiert, in der Region Kandahar eine paramilitärische Einheit zusammenzustellen, die unter CIA-Leitung aktiv war. Auch soll er den US-Kräften verschiedene Immobilien zugeschoben haben. „Er ist unser Vermieter“, stellte seinerzeit ein US-Funktionär fest.

Diese Kooperation mit den USA machte ihn zur Zielscheibe für die Taliban. Immer wieder kam es zu Mordversuchen. Ende 2008 sprengte sich in Kandahar ein Selbstmordattentäter vor einem Regierungsgebäude in die Luft, in dessen Räumen der Halbbruder Karzais gerade eine Versammlung abhielt. Karzai entging dem Anschlag, doch sechs Menschen kamen ums Leben. Wenige Monate später überstand er unbeschadet einen Taliban-Angriff auf seinen Fahrzeugkonvoi.

Nun befürchten die USA, dass in der gefährlichen Region Kandahar ein Macht-Vakuum entsteht und neue Unruhen ausbrechen könnten. Karzai wurde als wichtige Schachfigur in dem komplexen Machtgefüge der gefährlichen Region akzeptiert: „Wir betrachteten ihn mehr als Feind unserer Feinde denn als Freund“, sagte Bill Harris, der bis im vergangenen November als amerikanischer Diplomat in Kandahar tätig war. „Wir machten mit Karzai während der letzten Kampfperiode gemeinsame Sache, um die Taliban aus Kandahar zu vertreiben.“






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Zeit Online“, zeit.de

Schlagwörter: Afghanistan, Attentat, Hamid Karzai, Ahmed Wali Karzai, Halbbruder, Drogengeschäft, USA, CIA, Korruption, Vetternwirtschaft, Taliban, Leibwächter, Sadar Mohammad, Kandahar