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Südafrika: Die Heimkehr des Nelson Mandela

Meldung vom 01.09.2011

Es ist ruhig geworden um Südafrikas Ex-Präsident Nelson Mandela. Er hat sich seit einigen Wochen in seinen Heimatort Qunu zurückgezogen. Viele Südafrikaner haben die Sorge, dass es seine letzte Reise sein könnte. Sein Refugium ist eine große Villa mit hohen Mauern, Überwachungskameras und Bodyguards. Der 93-Jährige empfängt kaum noch Gäste, zuletzt im Juni hatte er First Lady Michelle Obama bei sich zu Besuch.

Nonkumbulo Mandela stemmt sich gegen die Kirchentür. Sie sollte eigentlich geöffnet sein, doch die Klinke ist schon vor Jahren abgebrochen. „Eine Schande ist das doch, so kann man eine Kirche nicht verfallen lassen“, beschwert sich die Großnichte Nelson Mandelas. Ärgerlich hebt sie ein Stöckchen vom Boden auf und dreht mit ihm das Schloss um. Die Tür öffnet sich.

Sonnenstrahlen blinzeln durch das löchrige Wellblechdach der Evangelisch-Methodistischen Kirche. Jeden Sonntag um elf findet hier Gottesdienst auf dem Hügel von Qunu statt. Dann nimmt Nonkumbulo ihren eigenen Plastikstuhl mit. In dem kleinen Saal gibt es nur fünf Bänke, zwei davon sind nur noch wackelige Überreste. Obwohl Nonkumbulo nicht leicht aus der Fassung zu bringen ist, wird sie zunehmend wütend. Die Schulen seien in einem mangelhaften Zustand und ein Dorf kommt nicht ohne eine ordentliche Kirche aus, meint sie.

Von dem Feldweg, der zu dem weißen Gotteshaus verläuft, besteht eine schöne Aussicht auf das südafrikanische Dorf. Eine grüne Hügellandschaft rundet die Idylle ringsum ab, spärlich bebaut mit einigen kleinen Steinhäusern und runden Hütten, vereinzelt ziehen sich einige wenige asphaltierte Straßen durch das Grün. In dieser Abgeschiedenheit wuchs Nelson Mandela auf. Der Junge, der später zum wohl größten Staatsmann unserer Zeit berufen wurde, hütete in den 20er-Jahren Schafe.

Im Juli 2011 kehrte er zurück. Eigentlich war der Aufenthalt nur für die Feier seines 93. Geburtstags vorgesehen, danach sollte er in sein Haus im Johannesburger Edelviertel Houghton zurückkehren. Doch inzwischen sind mehr als sechs Wochen vergangen. Nelson Mandela, so munkelt man inzwischen in Südafrika, wird Qunu nicht mehr verlassen, er bleibt in seiner Heimat.

Nonkumbulo Mandela hat nur freundliche Worte für den berühmten Verwandten, der ein Freiheitsidol für Südafrika darstellt. Sie vermeidet jenen Personenkult, der Mandela selbst oft unangenehm ist. Nonkumbulo lebt nur 400 Meter von Mandelas Alterssitz entfernt, aber sie hat kein einziges Bild von ihm an der Wand hängen. „Wir brauchen keine Fotos, wir können ihn doch besuchen“, erklärt sie. Hier ist er der große Nelson, selbstverständlich – aber eben auch einer von vielen. In Qunu gibt es viele Mandelas, die Familie zählt zu den größten des Dorfes.

Nach seiner Freilassung haben die Mandelas gehofft, er komme nach Hause zurück. Doch bis dahin vergingen 21 Jahre. Nelson Mandelas Aufgabe war es, eine Nation aufzubauen. In all den Jahren hat er seinen Heimatort nicht begünstigt, wie manch andere Staatsoberhäupter dies tun. In Qunu ist alles durchschnittlich.

Heute ist Mandela erschöpft, seine Stimme hörte man immer seltener. Die Familie gibt an, er müsse sich von einer Schwächephase regenerieren, die ihn im Januar auf die Intensivstation und die Nation an den Rand der Hysterie brachte. Schon damals waren viele in Qunu der Meinung, ein alter Mann müsse gegen Ende seines Lebens in die Heimat zurückkehren.

Doch selten wäre Mandelas klares Votum nötiger als in diesen Tagen. Die Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC) gleitet in Zerstrittenheit und Führungsschwäche ab. Das zeichnet sich auch in der Nominierung des unerfahrenen und wenig zielstrebigen Juristen Mogoeng Mogoeng als neuem Chef des Obersten Gerichtshofes ab. Die Opposition ist besorgt, die unter der Präsidentschaft Mandelas eingerichtete Institution könnte wanken. Als Kontrollinstanz zählt sie angesichts der Stärke des ANC zu den wichtigsten Säulen der südafrikanischen Demokratie, besonders wenn man die Fülle von Korruptionsvergehen führender Politiker berücksichtigt.

Mandela hat sich zeit seines Lebens für die großen politischen Dinge eingesetzt. In Qunu hat er sich bei seinen Besuchen in seinem Alterssitz aber immer auch für die kleinen Anliegen der Leute interessiert. Die Menschen waren gerne in seiner Nähe. Und Mandela ist ein guter Zuhörer. Er hat oft zugegeben, dass er sich von beiden Lebensformen, nämlich dem westlich geprägten Stadtleben und dem auf afrikanischen Riten basierenden Alltag auf dem Land, angezogen fühle. In Qunu hat er ein wenig wieder die Stellung inne, die einst für ihn vorgesehen war: Lange bevor er in den 50er-Jahren zum ersten dunkelhäutigen Anwalt Johannesburgs avancierte, sollte er „Chief“ werden – ein traditioneller Führer, der oft mehr Einfluss als die staatliche Verwaltung hat.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Welt Online“, welt.de

Schlagwörter: Südafrika, Nelson Mandela, Heimat, Qunu, 93. Geburtstag, Alterssitz, Johannesburg, Afrikanischer Nationalkongress