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Kenia: Biosprit statt Wasser

Meldung vom 21.09.2011

Fruchtbares Land wird zunehmend zum begehrten Kaufobjekt für internationale Investoren. Selbst Länder, die derzeit in der Hungerkatastrophe stecken, scheuen sich nicht, ihre wenigen, fruchtbaren Regionen gegen viel Geld zu verpachten. In Kenia soll trotz Dürre in einer riesigen Flussoase eine Biosprit-Plantage entstehen.

Am Horn von Afrika herrscht die schwerste Dürre und Hungerkatastrophe der vergangenen Jahrzehnte: Zehntausende sind bereits an Hunger gestorben, Hunderttausende mussten in Flüchtlingscamps ziehen, die von der internationalen Gemeinschaft versorgt werden. Zu der Krisenregion gehört auch die kenianische „Coast Province“ – durch die der längste Fluss des Landes fließt, um in den Indischen Ozean zu münden: der Tana River.

Selbst jetzt während dieser furchtbaren Trockenheit gibt es im Tana Fluss noch ausreichend Wasser, so dass Hilfsorganisationen mit Tanklastzügen die kostbare Ressource aus dem Strom pumpen, um die notleidende Bevölkerung zu versorgen.

Verzweifelte Hirten treiben ihre überlebenden Rinder und Ziegen ins Delta des Tana, wo es noch Futter gibt – und sich ihr Vieh mit riesigen Wildtierherden vermischt, die ebenfalls in die Flussoase geflohen sind. „Das Tana-Delta ist während der Trockenzeit eine lebenswichtige Zuflucht – in Dürrejahren wie diesem versammeln sich bis zu drei Millionen Tiere“, sagt Helen Byron von der britischen Naturschutzorganisation RSPB.

Rund 100.000 Menschen leben von dem Fluss, weil sie hier Landwirtschaft betreiben oder regelmäßig als Nomaden während der Trockenzeit ihr Vieh weiden lassen und tränken. Für Biologen stellt das Gebiet ein Paradies dar und wird als Afrikas zweites Okavango-Delta gehandelt – ein berühmtes Tierbiotop in Botswana im Süden des Kontinents.

Doch ausgerechnet auf diesem Stück Erde beabsichtigt die kenianische Regierung mit Hilfe ausländischer Investoren ein ehrgeiziges Landwirtschaftsprojekt durchzuführen. Das Ziel: der großflächige Anbau von bewässertem Mais, Zuckerrohr und Jatropha für die kenianischen Abnehmer, aber auch in großem Stil für den Export. Der internationale Agrarkraftstoffhersteller Bedford Biofuels zum Beispiel will auf mehr als 60.000 Hektar Jatropha anbauen, deren stark ölhaltige Samen für Agrarsprit tauglich sind.

„Wir hängen so stark von Erdöl ab. Unsummen wurden aufgewendet, um erfolglos nach Erdöl zu bohren. Wenn wir dieses Geld in die Produktion von Biodiesel investiert hätten, wären Treibstoffengpässe seltener“, meint Bernard Muok vom African Centre for Technology Studies in Nairobi und hofft, dass die Ölsaat Energie für sein Land liefern wird.

Weitere 30.000 Hektar will das kenianische Unternehmen Mat International landwirtschaftlich erschließen, um Zuckerrohr zu gewinnen. Katar ist mit von der Partie und plant, weitere 40.000 Hektar zu bestellen. Auch wenn die kenianische Regierung argumentiert, dass auch für den einheimischen Markt die landwirtschaftliche Fläche vergrößert wird, sind die Schäden für Region und Bevölkerung weitaus größer.

„Insgesamt sind die Projekte, die die Investoren ins Auge gefasst haben, größer als die Gesamtfläche des Deltas“, stellt Helen Byron fest. Konflikte mit der ortsansässigen Bevölkerung sind deshalb unausweichlich, zumal die Landnutzungsrechte vor Ort teilweise völlig undurchschaubar sind: Dörfer, die seit Jahrhunderten das Land traditionell bewirtschaften, verfügen mitunter über keine entsprechenden Besitzurkunden.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Handelsblatt“, handelsblatt.com

Schlagwörter: Kenia, Biosprit, Biodiesel, Tana Fluss, Tana Flussdelta, Flussdelta, Wasser, Ressource, Land Grabbing, Landraub, Investoren, Katar, Landwirtschaft, Dürre, Nomaden, Vieh, Weide, Naturschutz, Naturschutzgebiet, Biotop