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Indien: Wo eine Zeitung 7 Cent kostet

Meldung vom 12.10.2011

In Indien wächst der Medienmarkt. Trotzdem setzen die Verleger darauf, dass eine Zeitung für jeden Inder erschwinglich bleibt. Das preiswerteste Exemplar kostet 7 Euro-Cent.

Indische Verleger sehen der Zukunft positiv entgegen. Jacob Mathew ist seit 1. Juli 2011 Präsident des Weltverlegerverbandes WAN-IFRA. Er leitet in vierter Generation die „Malayala Manorama Group“. Das Medienhaus im südindischen Kerala publiziert u.a. die 1890 gegründete Tageszeitung „Malayala Manorama“. Mathews Unternehmergeist sprüht geradezu. Die Zeitungsbranche erlebe einen starken Aufwind und ist im Gegensatz zu den europäischen Ländern weit entfernt davon, abzusterben, sagt er. „Die Zeitung wird immer relevant bleiben. Es hängt von uns Medieneigentümern und -herausgebern ab, ob wir es schaffen, dass die Zeitung das relevanteste Produkt aller Medienportale bleibt.“

Aus der Sicht eines indischen Medienmachers fällt es nicht schwer, an einen weiterhin stark wachsenden Zeitungsmarkt zu glauben. Obwohl sich auch in Indien die Wirtschaftskrise 2008 und 2009 bemerkbar gemacht hat, legt der Werbemarkt nun jährlich um 15 bis 20 Prozent zu, die Druckauflage vergrößert sich um fünf Prozent. Dank der expandierenden asiatischen und afrikanischen Medienmärkte wird der weltweite Zeitungsmarkt trotz des Rückgangs in den USA in den nächsten Jahren wieder um ein Prozent zunehmen, erklärt Mathew in Wien, wo er in dieser Woche den WAN-IFRA-Weltkongress eröffnet.

„Der indische Markt ist nicht mit dem europäischen vergleichbar“, fügt er hinzu. „Es gibt bei uns keine Gratiszeitungen, aber Zeitungen kosten grundsätzlich sehr wenig.“ Die billigsten Zeitungen sind für 7 Euro-Cent pro Ausgabe erhältlich. „Die Menschen können sich die Zeitung also leisten. Das einzige Problem an diesem Modell ist, dass man sehr leicht von der Werbung abhängig wird.“

Dafür sei es in Indien lange Zeit ein Problem gewesen, ausreichend ausgebildete Journalisten zu finden. Heute habe sich das geändert, es existieren unzählige Ausbildungsmöglichkeiten, sowohl an staatlichen Universitäten als auch in privaten Institutionen. Die journalistischen Werte würden in Indien vor allem seit der Einführung der totalen Pressefreiheit 1977 sehr geachtet. „Das geschriebene Wort hat bei uns definitiv Glaubwürdigkeit.“

Im Zentrum des Unternehmens steht die mehr als 120 Jahre alte Tageszeitung „Malayala Manorama“, die sich wie viele andere indische Tageszeitungen aufgrund der Größe des Landes und der verschiedenen gesprochenen Dialekte auf die Produktion von Regionalausgaben spezialisiert hat. 32 Ausgaben in fünf Sprachen (Englisch, Hindi, Malayalam, Tamilisch und Bengalisch) publiziert „Malayala Manorama“ täglich, die gedruckte Auflage umfasst derzeit 1,9 Millionen Stück.

Es ist also nicht überraschend, dass Mathew die Stabilisierung und Reduzierung der Kosten von Druck und Vertrieb als eine der zwei größten Aufgaben des Zeitungsmarktes definiert. Die andere Herausforderung besteht für ihn darin, die Jugend für die Zeitungen zu gewinnen: „Wir müssen es schaffen, Begeisterung für die Zeitung bei den Jungen zu schaffen.“ Dazu gehöre jedenfalls, „auf allen Plattformen – Print, Online, Tablets, Mobile – anwesend zu sein.“

Das iPad ist in Indien erst in den Startlöchern, was nicht heiße, dass die Verlage die Entwicklung nicht im Blick hätten. Viele Zeitungen würden bereits Applikationen für das iPad oder iPhone anbieten, sagt Mathew. Er weist aber darauf hin, dass diese derzeit vor allem von Auslandsindern in Gebrauch sind. Dass die Inhalte auf den tragbaren Geräten wie iPhone gratis angeboten werden, hält Mathew für einen großen Fehler. „Wir müssen für guten Inhalt etwas verlangen.“ Er halte das Gratiszeitungsmodell insgesamt für missglückt, weil es nicht den großen Erfolg gebracht hat, den Verleger sich ausgerechnet hätten. Haben Politik und Medien in Indien etwas miteinander zu tun? „Wir haben nichts mit der Politik zu tun. Sie zahlen für die Werbung, die sie schalten wollen. Das ist alles“, meint Mathew.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Presse“, diepresse.com

Schlagwörter: Indien, Zeitung, Tageszeitung, Medien, Zeitungsbranche, wachsender Markt, Journalismus, iPad, WAN-IFRA-Weltkongress, Wien