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Somalia: Kenia verstrickt sich in einen teuren Krieg

Meldung vom 04.11.2011

Kenias militärische Operation gegen die al-Shabaab-Milizen in Somalia weitet sich aus. Das Ziel der Unternehmung steht indessen noch nicht ganz fest und ein Ende dieses Eingriffs ist nicht abzusehen. Baidoa und neun weitere Städte in Somalia würden „ununterbrochen angegriffen“, berichtet der Major der kenianischen Armee, Emmanuel Chirchir, übers Internet. Immer tiefer dringen die Truppen Kenias in das Nachbarland Somalia ein.

Inzwischen dauert die Invasion schon drei Wochen an. Die Operation sei nicht gegen die somalische Regierung, das betonen die Kenianer immer wieder. Der Gegner sei allein die islamistische Al-Schabaab-Miliz, die Kenia in seiner Souveränität herausgefordert habe. Dieser Kampf werde sich so lange hinziehen, bis die Miliz „ausgelöscht“ sei.

Es ist ein gefährliches und vor allem teures Manöver, das Kenia da begonnen hat. Die Ursache dafür waren die Entführungen von Ausländern auf kenianischem Gebiet. Aber seit al-Schabaab mit Racheaktionen droht, ist die Furcht vor Terroranschlägen in dem bei Touristen beliebten Urlaubsland noch größer geworden.

Sollten sich Meldungen bewahrheiten, wonach die islamistische Miliz von Eritrea Unterstützung erhält, ist auch mit einem größeren Konflikt im Osten Afrikas zu rechnen. Die ohnehin von Hunger und Terror gequälte Bevölkerung Somalias, die bislang im Nordosten Kenias Asyl gesucht hat, flieht nun vor den kenianischen Luftangriffen nach Äthiopien.

„Es läuft gut an der Front“, meldet Major Chirchir, der Sprecher der kenianischen Armee ist. „Betet weiter für uns.“ Immer neue Dörfer und Städte in Somalia sind nach Kurznachrichten der Kenianer „befreit“ von der Miliz, immer weiter marschieren die Truppen angeblich auf die Hochburgen von al-Schabaab zu.

Ob diese Angaben wahr sind, kann kaum jemand überprüfen, die Möglichkeiten für Journalisten, in dem Süden Somalias zu arbeiten, sind nicht gegeben. Einen Stromanschluss oder Mobilfunknetze sucht man dort vergeblich. Auch befestigte Straßen sind nicht vorhanden. Selbst die kenianische Armee bewegt sich teilweise zu Fuß vorwärts, weil ihre Fahrzeuge auf den vom Regen aufgeweichten Pisten liegen bleiben. Nur die Luftwaffe fliegt ohne Einschränkungen.

Die ersten Konsequenzen dieses Krieges sind ausgerechnet 600 Kilometer von der somalischen Grenze entfernt, in der Hauptstadt Nairobi, zu spüren. Wer länger als ein paar Minuten vor einem der großen Hotels stehen bleibt, wird von Wachleuten weggescheucht; wer einen Supermarkt oder ein Bürogebäude betreten will, muss seine Taschen den Kontrollinstanzen vorzeigen; wer einen Bus nimmt, muss sich von einem Metalldetektor durchleuchten lassen. Doch die Kontrollen sind nachlässig, kaum jemand muss den Inhalt der Hosentaschen ausschütten, wenn der Detektor Piepsignale gibt.

Dennoch – oder deshalb – herrscht große Verunsicherung bei der Bevölkerung. Seit zwei Handgranaten in Nairobi in die Luft gegangen sind, flüchten sich die Hauptstädter früher als sonst von der Arbeit nach Hause. Supermärkte und Einkaufszentren verzeichnen nach eigenen Angaben kaum Einbußen, die Kunden geben mehr Geld für Sicherheit aus. Besonders in Mitleidenschaft gezogen wird die somalische Minderheit im Land, die nun noch feindlicher betrachtet wird. Die Aggressionen gegen die Exilanten, die schon vorher spürbar waren, könnten sich jeder Zeit entladen.

Restaurants und Hotels an der Küste bestätigen einen geringeren Umsatz, auch wenn der kenianische Tourismusverband unterstreicht, dass die Safari- und Strandurlaube nach wie vor im Trend seien. „Die Nationalparks sind weit weg von den Gegenden im Nordosten, vor denen ausländische Regierungen ihre Touristen gewarnt haben“, versichert die Verbandsvorsitzende Lucy Karume.

Die politischen Folgen der kenianischen Intervention sind noch nicht abzusehen. Es sei ja „nicht einmal klar, was das Ziel der Operation ist“, beschwert sich der Politikwissenschaftler Musambai Katumanga von der Universität Nairobi. „Al-Schabaab zu eliminieren, das kann alles heißen.“ Die kenianische Armee nehme zwar viele Städte ein. Aber das sei noch kein Erfolg, wirft Katumanga ein. „Der Krieg eines Staates gegen eine Miliz ist asymmetrisch.“ Er werde sich wohl erst dann richtig ausweiten, wenn die kenianische Armee tief in Somalia vorgedrungen sei und al-Schabaab gegen Kenia aufhetzen werde.

Die kenianische Armee hat trotzdem vor, den somalischen Hafen Kismayu am Indischen Ozean in ihre Gewalt zu kriegen. Der Hafen ist der wichtigste Umschlagplatz und die größte Einnahmequelle für die al-Schabaab. Was danach geschieht, ist völlig offen. Die eigentliche Aufgabe, die politische Stabilisierung Somalias steht dann noch bevor.

Es gibt Andeutungen von der Einrichtung einer Sicherheitszone, die von multinationalen Truppen bewacht wird. Angeblich sucht Kenia auch schon nach befähigten Persönlichkeiten, die an der Spitze einer halb-autonomen Provinz im Süden Somalias stehen sollen. Ob die Somalier das tolerieren, ist zweifelhaft, auch der Nachbar Äthiopien hat da ein Mitspracherecht.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Welt Online“, welt.de

Schlagwörter: Somalia, Invasion, Kenia, Krieg, al-Schabaab, Luftangriffe, Baidoia, Kismayu, Hafen, Intervention, Tourismus, Safari, Nairobi, Kontrolle, Minderheit, Flüchtlinge, Sicherheitszone, Indischer Ozean