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Uganda: Vertreibung – Wo sie einst lebten, wachsen nun Nadelbäume

Meldung vom 24.11.2011

Individuelle Schicksale sind in Afrika oft unwichtig und fallen bei Entscheidungen des Staates nicht ins Gewicht. Mit Hilfe eines britischen Unternehmens will Uganda jetzt Aufforstung betreiben. Viele Jahrzehnte wurde diesem Thema überhaupt keine Beachtung geschenkt. Doch plötzlich soll eine ganze Fläche neu bepflanzt und darauf schließlich auch Holzwirtschaft betrieben werden. Geködert wurde dieses Investitionsprojekt mit der Aussicht auf Jobs, Waldschutz und Entwicklung. Dafür wurden Tausende von ihrem Land vertrieben.

„Ich habe mein Land verloren. Ich habe keine Rechte. Es ist, als ob ich kein Mensch mehr wäre“, klagt Fred Bahemuka, Vater von acht Kindern. Er lebte im Waldreservat Namwasa im ugandischen Distrikt Mubende – bis er von seinem Grund verjagt wurde. Seine Existenz, sagt er, sei ruiniert: „Land war mein Leben.“

Sie könne sich noch gut an ihr Land erinnern, schildert Christine Longoli aus dem Nachbardistrikt Kiboga. „Drei Morgen Kaffee, viele Bäume, Mangos und Avocados. Fünf Morgen Bananen“, berichtet sie. Ihre Felder befanden sich im Waldreservat Luwunga. „Ich bekam Auszeichnungen als beispielhafte Bäuerin“, betont sie. „Mein Land gab mir alles, von meinem Lebensunterhalt bis zur Bildung meiner Kinder. Die Leute nannten mich Omataka: Jemand, der Land besitzt.“ Doch das gehöre nun der Vergangenheit an. „Jetzt gehöre ich zu den Ärmsten.“

Mit ihrem Land haben Bahemuka und Longoli ihre Existenzgrundlage verloren. Was da passiert war, auf diese Frage gibt es unterschiedliche Antworten. Eine hat die Hilfsorganisation Oxfam in ihrem jüngst herausgegebenen Bericht gefunden. Mindestens 22.500 Menschen, so Oxfam, seien in den Jahren zwischen 2006 und 2010 aus Namwasa und Luwunga verjagt worden. Manche von ihnen waren seit Jahrzehnten dort angesiedelt. Einigen Familien sei das Land von der Regierung zugesprochen worden, als Anerkennung für die Verdienste einzelner Familienmitglieder in vergangenen Kriegen.

Die Bauern, die Oxfam im Report aufführt, bebauten Land und hielten Vieh. Was sie erwirtschafteten, genügte, um satt zu werden, und das Schulgeld für die Kinder zu entrichten. Bis Soldaten, Polizisten und Mitarbeiter des britischen Unternehmens New Forests Company (NFC) sie vertrieben, ihr Vieh töteten, ihre Felder verwüsteten und ihre Häuser in Brand setzten. „Sie schlugen Leute zusammen, vor allem jene, die nicht weglaufen konnten“, bezeugt der Bauer Lokuda Losil.

Eine Entschädigung wurde den Vertriebenen nicht in Aussicht gestellt, auch kein neues Land. „Wo wir jetzt sind, weinen meine Kinder jeden Tag“, erzählt Losil. „Ich kann nicht für sie sorgen, und sie gehen nicht zur Schule. Sogar das Essen ist zum Problem geworden.“ Die Landlosen im Oxfam-Report berichten alle ungefähr das Gleiche.

Wo sie einst lebten, wachsen nun Nadelbäume und Eukalyptus. Das Land ist offiziell Eigentum des ugandischen Staats, aber bewirtschaftet wird es künftig von der NFC, die sich selbst als „größter Baum-Pflanzer Ugandas“ brüstet und sich angeblich ganz besonders der Nachhaltigkeit verpflichtet hat. Insgesamt wurde NFC in Uganda eine Lizenz für mehr als 20.000 Hektar Land zugebilligt. Etwa die Hälfte davon wird zu Plantagen für Nutzholz umfunktioniert; daneben plant NFC, stark beschädigte ursprüngliche Wälder durch das Pflanzen von heimischen Arten aufzuforsten.

NFC verteidigt die Umsiedlungen: Tatsächlich ist es in den Schutzgebieten verboten, Land zu beackern, Vieh grasen zu lassen oder Häuser zu bauen. Die Bauern seien illegale Landbesetzer gewesen, die kein Recht gehabt hätten, in den Reservaten zu sein, argumentiert das Unternehmen. Doch die Menschen, die in Namwasa und Luwunga lebten, waren seit langem dort angesiedelt, sagt Oxfam. Die Organisation spricht von funktionierenden Dörfern mit Schulen, Kirchen und Gesundheitsstationen. Und obwohl Namwasa und Luwunga laut Gesetz nicht besiedelt werden durften, verlangen einige der Vertriebenen das Besitzrecht auf ihr früheres Land. Sie machen die Gewohnheitsrechte geltend und pochen darauf, dass der Staat ihnen den Boden zugeteilt habe.

Tragen also die Behörden die Verantwortung für dieses Desaster? In den vergangenen Jahrzehnten wurde ein großer Teil der ugandischen Wälder abgeholzt. Der illegale Holzeinschlag stellt ein großes Problem dar, heißt es in einem Prüfbericht an den NFC. Rund 90 Prozent des Nutzholzes wurde gerodet. Manche Experten gehen davon aus, dass die Wälder Ugandas bis 2050 komplett verschwunden sind. Umso drängender ist eine Aufforstung. Doch die wird blockiert durch die Menschen, die in den Schutzgebieten leben, Ackerbau betreiben, ihr Vieh weiden lassen und illegal Holz schlagen. Die ugandische Regierung muss sich damit auseinandersetzen, wie eine Aufforstung künftig möglich sein kann, ohne dass sie auf Kosten der Menschen geschieht.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Zeit Online“, zeit.de

Schlagwörter: Uganda, Aufforstung, Wälder, illegaler Holzeinschlag, Brennholz, Vertreibung, Entschädigung, Naturschutzgebiet, Bäume, Land, Waldschutz, Entwicklung, Nutzholz, Naturschutz, Abrodung, Landwirtschaft, Ackerbau, New Forests Company