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Afghanistan: Pakistan bleibt dem NATO-Gipfel fern

 
Meldung vom 30.11.2011

Aus Protest gegen den ISAF-Angriff auf zwei pakistanische Grenzkontrollstellen verweigert Islamabad seine Teilnahme an der Afghanistan-Konferenz in Bonn. Ohne die Präsenz des wichtigen Partners ist eine sinnvolle Planung über die Zukunft Afghanistans in Frage gestellt.

Seit Monaten arbeitet das Auswärtige Amt fieberhaft an der Vorbereitung der Bonner Afghanistan-Konferenz. Minister Guido Westerwelle (FDP) flog vor zwei Wochen eigens dafür in die Region und führte Gespräche. In Istanbul, Astana und Brüssel fanden Vorbereitungstreffen statt. Delegationen aus 85 Ländern und von 16 Organisationen werden am 5. Dezember 2011 anwesend sein, das Gerüst für die Abschlusserklärung steht schon. Und trotzdem droht die Konferenz nun zu scheitern.

Einer der wichtigsten Akteure, die pakistanische Außenministerin Hina Rabbani Khar, wird fehlen. Ursache ist ein NATO-Angriff auf zwei pakistanische Militärposten, bei dem 24 Soldaten ums Leben kamen. Nach dreitägiger Diskussion reagierte die Regierung in Islamabad schließlich und sagte die Teilnahme ab. „Pakistan erwartet einen Erfolg der Konferenz“, lautete es in einer Erklärung. „Aber in Anbetracht der Entwicklungen und aktuellen Umstände hat es sich dazu entschlossen, an der Konferenz nicht teilzunehmen.“

Der Erfolg, den sich auch Westerwelle und der afghanische Präsident Hamid Karzai wünschen, ist ohne Pakistan schwer zu bewerkstelligen. Bei allen Punkten, die in Bonn auf der Tagesordnung stehen sollen, kann man den mächtigen Nachbar Afghanistans nicht ausklammern. Dabei wird es um die politische Lösung des Konflikts mit den Taliban, die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und die Stabilisierung der gesamten Region gehen.

Die USA haben inzwischen zu den Anschuldigungen Stellung bezogen. Man vermutet hinter dem NATO-Angriff eine Falle der Taliban. Die Extremisten könnten die Aktion absichtlich hervorgerufen haben, um die schlechte Beziehung zwischen Washington und Islamabad weiter zu schädigen, meinten US-Vertreter. Präsident Barack Obama erklärte den Tod der 24 pakistanischen Soldaten zur Tragödie und versprach Ermittlungen.

Eine Verwechslung habe laut vorläufigen US-Militärberichten den Angriff ausgelöst. Eine afghanisch-amerikanische Patrouille wurde am Samstagmorgen von Taliban-Kämpfern mit Mörsern und Handfeuerwaffen attackiert. Die Soldaten riefen Unterstützung herbei und verfolgten den Feind in dem schlecht markierten Grenzgebiet. Schließlich hielten sie irrtümlich einen pakistanischen Grenzposten für ein Lager der Extremisten.

Der Gewährsperson zufolge versicherte sich die afghanisch-amerikanische Patrouille vor dem Angriff noch beim pakistanischen Militär, dass dort keine pakistanischen Truppen seien. Bei der Verfolgung der Taliban, die nun offenbar in Richtung des pakistanischen Grenzpostens vorrückten, lokalisierte ein US-Kommandeur etwas, was er für ein Lager der Extremisten hielt, mit schweren Waffen, die auf Dreifüßen montiert waren. Die gemeinsame Patrouille bestellte Unterstützung aus der Luft. Apache-Kampfhubschrauber und AC-130-Flugzeuge bombardierten dann das Lager.

Obwohl der Ablauf des Vorfalls noch unklar ist, ist die Absage Pakistans ein schwerer Schlag. Ohne die Mitwirkung der Atommacht Pakistan ist es unmöglich, Sicherheit und Stabilität am Hindukusch zu etablieren. Ohne Sicherheit kann sich Afghanistan auch nicht wirtschaftlich erholen. Ob Pakistan allerdings überhaupt dazu bereit ist, sich für den vom Westen angestrebten Frieden in Afghanistan stark zu machen, ist seit Jahren nicht klar auszumachen. Die Positionen dazu bleiben diffus.

Es wird davon ausgegangen, dass sich die Anführer der drei wichtigsten afghanischen Aufständischen-Gruppen – Taliban, Hakkani-Netzwerk und Hisb-e-Islami Gulbuddin – in Pakistan aufhalten. Im September hatte der damalige US-Generalstabschef Mike Mullen dem pakistanischen Militärgeheimdienst ISI vorgeworfen, den Aufenthalt der Aufständischen nicht nur passiv hinzunehmen, sondern mit dem extrem gefährlichen Hakkani-Netzwerk sogar zu kooperieren. Die Regierung in Islamabad missbrauche „gewalttätigen Extremismus als Instrument der Politik“.

Auch der afghanische Präsident Karzai kritisiert Pakistan, nicht eindeutig genug gegen die Taliban vorzugehen. Karzais Sicherheitsberater Rangin Dadfar Spanta stellte sogar fest, die internationalen Truppen befänden sich letztlich „auf dem falschen Schauplatz“. „Wenn Sie das Problem Finanzkrise in Griechenland bekämpfen wollen, gehen Sie auch nicht in die Türkei.“ Spanta gab der pakistanischen Armee direkt dafür die Schuld, dass alle Bemühungen um Aussöhnung mit den Aufständischen gescheitert sind. „Ohne grünes Licht vom pakistanischen Geheimdienst und Militär wird es keine Friedensverhandlungen mit den Taliban geben“, schlussfolgerte Spanta.

Nach dem NATO-Angriff auf pakistanische Soldaten konnte Islamabad nun bequem die Rolle des Beschuldigten in die des Anklägers tauschen. Dass die Regierung als Konsequenz allerdings entschieden hat, keine Delegation nach Bonn zu entsenden, definiert ein westlicher Beobachter als „beleidigte Reaktion eines Kleinkindes“.


Video-Beiträge zu diesem Thema

 Pakistan boykottiert Afghanistan-Konferenz




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Welt Online“, welt.de

Schlagwörter: Afghanistan, NATO, NATO-Luftangriff, Afghanistan-Konferenz, Bonn, Hamid Karzai, Hina Rabbani Khar, Außenministerin, Taliban, Falle, Verwechslung, Delegation, Absage, Geheimdienst, Islamabad