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Mexiko: Immer mehr Menschen leisten der Drogenmafia Widerstand

Meldung vom 12.12.2011

Flüchtlinge, die über die Grenzen Mexikos in die USA gelangen wollen, sind für die Mafia ein leichtes Opfer. Immer wieder werden sie verschleppt. Jetzt hat sich ein Pfarrer der Opfer angenommen und leistet damit der Mafia Widerstand.

Die „Bestie“ taucht meist am späten Abend auf, manchmal auch tief in der Nacht. Und jedes Mal, wenn sie in Ixtepec einen Zwischenstopp einlegt, bedeutet das für Pfarrer Alejandro Solalinde und seine Leute ein neuer Einsatz. Denn der Güterzug, der allen als „la bestia“ bekannt ist, transportiert zahlreiche Migrantinnen und Migranten in die Kleinstadt im mexikanischen Süden. Das sind Menschen aus Guatemala, Honduras oder El Salvador, die in die USA einwandern wollen. Für sie hat der Geistliche eine Herberge errichtet, in der sie sich stärken können, bevor die gefährliche Reise in den Norden fortgeführt wird: „Ich habe eine Mission. Jesús hat mich beauftragt, mich um die Migranten zu kümmern und sie zu schützen“, sagt der mutige Pfarrer.

Etwa 50 Reisende haben an diesem Morgen in der Herberge Unterschlupf gefunden. Viele haben Schlimmes durchgemacht. Manche wurden Augenzeugen, wie ihre Freunde vom Dach eines Waggons stürzten. Andere wurden von Banden überfallen und ausgeraubt. Für Noel Canales aus Honduras ist die Herberge sehr willkommen: „Hier können wir uns besinnen und ausruhen, bekommen etwas zu essen und sammeln neue Kräfte.“

Dennoch musste Solalinde viel Anfeindung aushalten. Als der katholische Priester 2006 seine Herberge mit dem Namen „Brüder auf dem Weg“ eröffnete, bekam er scharfen Gegenwind zu spüren: Der Gemeindepräsident, die Polizei und der Gouverneur des Bundesstaates Oaxaca kämpften gegen den 66-Jährigen und schikanierten ihn. Man warf ihn ins Gefängnis, Schlägertruppen unternahmen mehrere Versuche, die Gebäude niederzubrennen. Für Solalinde ist klar, warum: „An keinem anderen Ort kann man bessere Geschäfte mit der Ausbeutung der Migranten machen. Die Stadt liegt auf der von den Wanderarbeitern am meisten benutzten Route.“

Der „Padre“ weiß von Polizisten und Migrationsbeamten zu berichten, die von den Reisenden Geld erpressen – und von den vielen Entführungen. Allein zwischen April und September letzten Jahres registrierte die Staatliche Menschenrechtskommission über 11.300 entführte Migrantinnen und Migranten. Drahtzieher dieser Aktionen sind meist die Zetas, Mexikos brutalste Mafia-Organisation.

Auch Franzisco Martínez aus Guatemala verfing sich in das Netz des Kartells. Die Kriminellen entführten ihn sowie zehn Mitreisende aus dem Zug. Martínez fand sich in einem der abgeriegelten Gebäude wieder, die von den Zetas entlang der Bahnstrecke unterhalten werden: „Einige von uns folterten sie mit Holzlatten oder schnitten ihnen einen Finger ab. Andere verschwanden. Ich habe keine Ahnung, ob sie ermordet wurden. Wenn die Typen auf Drogen sind und nicht die Wahrheit aus dir herausholen können oder du keine Familie hast, kann es sein, dass sie dich in Stücke schneiden und diese in den Fluss werfen.“

Martínez konnte entrinnen: Er gab seinen Entführern die Telefonnummer seiner Familie in den USA. Nachdem die Mutter auf die Lösegeldforderung von 5.000 Dollar eingegangen war, wurde er freigelassen. Auch Solalinde ist sich bewusst, wie gefährlich die Zetas sind. Mit eigenen Augen hat er beobachtet, wie sich die Mafia unter dem Schutz korrupter Polizisten in Oaxaca Raum erobert hat. Als dort vergangenes Jahr Migranten entführt wurden, erstattete er gegen die Zetas Anzeige. Zunächst befürchtete er, er werde nun umgebracht.

Dass er noch am Leben ist, führt der Padre auf Folgendes zurück: „Die Zetas und auch die anderen Kartelle agieren nicht alleine. Ihre Chefs und Beschützer sitzen weit oben, in der Politik. Die Zetas und ihre Killer denken nicht nach, die Politiker schon. Sie wissen, was passiert, wenn sie mich ermorden: Sie bekommen auf nationaler und internationaler Ebene große Probleme. Der politische Preis wäre sehr hoch.“

Padre Solalinde hat sich inzwischen vier bewaffnete Leibwächter zugelegt. Mehr Unterstützung hatte er sich jedoch von den Oberhäuptern der Kirche erhofft. Weniger, um ihm Schutz zu gewähren, sondern um den Migranten beizustehen. Schließlich seien sie es, die von der eskalierten Gewalt am meisten betroffen sind.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Deutschlandradio“, dradio.de

Schlagwörter: Mexiko, Drogenmafia, Migranten, Flüchtlinge, USA, Drogenkartell, Zetas, Oaxaca, Folterung, Killer, Entführung, Erpressung, Lösegeld