Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Haiti: Die „Boatpeople“ – Die Flucht übers Meer als letzter Ausweg

 
Meldung vom 11.01.2012

In Haiti können viele das tägliche Elend im Zeltlager, die Furcht vor der Cholera und die aussichtslose Zukunft nicht mehr aushalten. Deswegen sehen sie als einzigen Ausweg aus der Not die Flucht über das Meer.

Nur noch 100 Meter waren es bis zu Küste: In Sichtweite des kubanischen Küstenortes Punta de Maisi kenterte das völlig überfüllte Boot der haitianischen Flüchtlinge und niemand konnte es retten. Durch das Leck des alten Kahns drang zu viel Wasser in den Rumpf, ehe der Rettungseinsatz ankam. Die kubanische Küstenwache kam teilweise zu spät. 40 Haitianer ertranken in den Wellen; immerhin doppelt so viele konnten zumindest lebend geborgen werden.

Der Untergang des Flüchtlingsbootes unmittelbar vor Weihnachten zog noch einmal für kurze Zeit die Aufmerksamkeit der Medien auf die tägliche Tragödie, die Haiti seit dem Erdbeben vor zwei Jahren erlebt. Nach dem Erdbeben beherrschte das Leid der bettelarmen Insel wochenlang die weltweiten Schlagzeilen.

Inzwischen ist es wieder still geworden um Haiti – zu still. Fast alle internationalen Journalisten sind wieder ausgereist. Neue Katastrophen lassen das Elend der Haitianer in den Schatten treten. Immer noch vegetieren Hunderttausende Menschen in improvisierten Zeltlagern. Viele haben trotz der internationalen Hilfe die Hoffnung verloren, dass sich die Situation im Land verändert.

Und darum gehen die Verzweifelten auf halsbrecherische Aktionen wie die Flucht in völlig heruntergekommenen Booten ein. Sie kratzen ihre letzten Ersparnisse zusammen, um von skrupellosen Geschäftemachern ein „Ticket“ für die Überfahrt zu erwerben. Die begehrten Ziele sind Jamaika, Kuba oder Miami. Dort – so glauben die „Boatpeople“ – warten eine Arbeit und eine Zukunftsperspektive.

Doch auch, wenn sie die lebensgefährliche Überfahrt überleben, ist die nächste Enttäuschung vorprogrammiert: aufgenommen werden die Flüchtlinge weder im sozialistischen Kuba noch im kapitalistischen Miami. Erst einmal von den Sicherheitsbehörden aufgegabelt, ist die Prozedur überall die gleiche wie im kubanischen Punta de Maisi: Erst erhalten die Flüchtlinge etwas zu essen und Medikamente und dann werden sie wieder abgeschoben: die Rückfahrt in die Armut nach Haiti steht an.

Die Illusion, man könne durch die Flucht über das Meer der Armut entkommen, gab es bereits vor dem Erdbeben. Beim Untergang eines Flüchtlingsbootes ertranken im Jahr 2007 mindestens 82 Menschen im Karibischen Meer. Überlebende bezeugten damals, dass einige ihrer Mitreisenden von Haien gefressen wurden. 2009 ging vor der Küste der Turks- und Caicos-Inseln im Norden Haitis ein Flüchtlingsboot unter. Mindestens 15 Menschen kamen dabei in den Fluten ums Leben.

Damals gab es allerdings noch nicht die großen Bemühungen der Hilfsorganisationen, die seit dem Erdbeben das Leben auf der Insel wieder in Gang bringen möchten. Wenn man sehr genau hinschaut, gibt es Anzeichen von Hoffnung. Neue Schulen und Universitäten haben ihren Betrieb wieder aufgenommen, sogar ein Luxushotel für Geschäftsleute ist in Planung.

Laut UN können heute mehr als 750.000 Kinder in Haiti wieder die Schule besuchen. Staatspräsident Michel Martelly versprach jüngst, in Bildung, Sicherheit und Justiz investieren zu wollen. Als Martelly im Sommer 2011 sein Amt antrat, hatte er, wie er auf seiner Website angibt, „keine Regierung, keinen Etat, keine Institutionen“, mit denen er das Land hätte regieren können.

Jetzt hielt er zum ersten Mal eine Rede vor dem Parlament, das zuvor mehrfach die Bildung einer Regierung, und damit auch den Beginn des geordneten Wiederaufbaus, boykottiert hatte. „Das Haiti des Elends, des Egoismus und der Bettelei muss verschwinden und Platz machen für ein vibrierendes, dynamisches und gerechtes Haiti“, sagte Martelly und versuchte damit sicherlich, die Haitianer aus der allgemeinen Lethargie aufzurütteln.


Video-Beiträge zu diesem Thema

 Bootsflüchtlinge vor US-Küste ertrunken




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Hamburger Abendblatt“, abendblatt.de

Schlagwörter: Haiti, Boatpeople, Flucht, Meer, Boot, Ertrunkene, Kuba, Miami, Jamaica, Armut, Elend, Arbeitslosigkeit, Zeltlager, Michel Martelly, Wiederaufbau, Aufnahme, Abschiebung, Flüchtlingsboote