Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Afghanistan: Tauzeit in Masar-i-Scharif

Meldung vom 11.01.2012

In Afghanistan gibt es Fortschritte. Selbst in dem höchst umkämpften Gebiet von Masar-i-Scharif gibt es kleine Anzeichen von Hoffnung. Der Weg von Kabul nach Masar-i-Scharif verläuft auf der einzigen sicheren Verkehrsader des Landes: knapp 500 Kilometer lang zieht sie sich über malerische Berge und durch sanftgrüne Täler hin. Bei Kabul neu asphaltiert, geht die Straße schon bald in eine staubige Piste über, auf welcher der Teer zehn Jahre nach Beginn des Wiederaufbaus, der Milliarden für den Ausbau des Straßennetzes vorsah, nur noch in kleinen Inseln erkennbar ist.

Vollständig fort ist der Belag in den zahlreichen Tunneln, die noch aus der Regierungszeit von Mohammed Daud Khan in den siebziger Jahren stammen. Weil auch die Beleuchtung nicht mehr funktioniert, die es einmal gegeben haben muss, fährt man in ein schwarzes Loch hinein, in der einen blitzartig die Scheinwerfer der entgegenkommenden Fahrzeuge blenden.

Kaum eines der Dörfer an den Berghängen links und rechts ist ans Stromnetz angeschlossen, fließendes Wasser gibt es nicht. Und das, obwohl hier die meist befahrene Region des Landes ist. Nach Schulen sucht man hier vergeblich. Dafür kann man deutlich erkennen, was aus Nutzfahrzeugen wird, die in Deutschland ausrangiert werden. Der gesamte Fuhrpark des afghanischen Transportwesens scheint gebraucht in Deutschland erworben zu sein.

Anders als Kabul war Masar-i-Scharif nie schön. Es besteht aus eilig errichteten Zementbauten an Straßen, die wie mit dem Lineal gezogen sind. Als einzige Attraktion hat es den Schrein, in dem angeblich Imam Ali ruht, zu bieten. Er ist der vierte Kalif und Cousin des Propheten Mohammed. Doch der Basar quillt über vor Waren aus Zentralasien, dem Iran, der Türkei und China, die Straßen sind sauber, der Verkehr wird durch Ampeln geregelt, wo in der Hauptstadt noch weitgehend freie Fahrt herrscht und an den Kreuzungen also Chaos.

Es ist Donnerstag, später Nachmittag, halb Masar-i-Scharif begibt sich zum Schrein. Obwohl ein einziger Attentäter hier Dutzende, wenn nicht Hunderte Menschen mit sich in den Tod reißen könnte, werden vor keinem der vier Eingänge, die auf das parkähnliche Gelände mit der blauen Moschee führen, Kontrollen abgehalten. Dass sich hier vor dem Abendgebet am Schrein des Imam Ali, ohne Wächter, bei angelehnter Tür, Hunderte versammeln, widerlegt mehr als alle Berichte der NATO die Meinung, es gebe keinen Fortschritt in Afghanistan.

Zwei deutsche Panzerwagen bewegen sich langsam über die Schotterpiste von Dehbadi. Die Deutschen sind die einzigen ausländischen Truppen, die auf der Fahrt über die Dörfer rund um Masar-i-Scharif auftauchen. In den sieben von 34 Provinzen, in denen die afghanische Armee die Verantwortung übernommen hat, soll auch optisch vor Augen geführt werden, dass der Abzug möglich ist. Keinem der Menschen am Straßenrand scheinen die Deutschen besonders aufzufallen.

Ein Afghane meint: „Höfliche Leute, die Deutschen, aber keine Krieger, fahren immer nur in ihren Panzern herum und steigen kaum aus.“ „Nicht schlimm“, sagt ein anderer, „der Krieg sei schließlich vorbei.“ Viele sind der Meinung, dass jetzt schon Frieden herrsche. Dass die ausländischen Truppen das Land verlassen wollen, dem stimmen die Männer deshalb zu. „Vielleicht sind sie ja auch müde von uns“, sagt einer verständnisvoll.

Aber wird eine Rückkehr der Taliban in Erwägung gezogen? Einer sagt mutig: „Als sie das erste Mal kamen, kannten wir sie nicht, sie waren ja nicht von hier. Aber jetzt wissen wir, dass ihr Geschäft das Morden ist und den Leuten Angst einzujagen. Sie werden es nicht wagen zurückzukehren.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Zeit Online“, zeit.de

Schlagwörter: Afghanistan, Masar-i-Scharif, Abzug, Frieden, Fortschritte, Taliban, NATO, Straßennetz, Kabul, Stromnetz, Wasser, Schulen