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Haiti: Frauen in der Spirale des Elends

Meldung vom 26.01.2012

Mütter müssen ihre Kinder auf der Straße gebären, Mädchen bieten Sex für Essen, sexuelle Gewalt gibt es überall in den unkontrollierten Zeltdörfern: Zwei Jahre nach dem Beben leben Hunderttausende Haitianerinnen in tieferem Elend als je zuvor.

Florence ist 15 und im fünften Monat schwanger, nachdem sie ihr ehemaliger Arbeitgeber im Camp vergewaltigte. Schwangerschaftsvorsorge und die Fahrt zu Hilfseinrichtungen sind viel zu teuer für sie. Mona hat ihr Kind allein auf dem Boden im Lager zur Welt gebracht, ohne Narkose und ärztliche Versorgung. Gheslaine muss ihren Körper für Essen verkaufen, um ihre drei Kinder zu versorgen. Zugang zu Verhütungsmitteln ist ihr verwehrt.

Florence, Mona und Gheslaine sind Beispiele für die derzeitige Lebenssituation Tausender Frauen in Haiti nach dem verheerenden Erdbeben vom Januar 2010. „Die meisten Frauen sind auf sich allein gestellt oder aus wirtschaftlicher Not von Männern abhängig, es mangelt ihnen an Bildung und das System unterstützt patriarchale, machistische Strukturen“, berichtet Yvonne Uwimana, Beraterin in Sexual- und Verhütungsfragen für eine Entwicklungshilfeorganisation in Haiti.

Viele Nichtregierungsorganisationen kämpfen bereits seit Jahren gegen die Armut und für mehr Rechte von Frauen und Mädchen in Haiti. Auch Gebende Hände unterstützt Mädchen in Haiti mit einem Obdach, Essen und Schulunterricht, um ihnen eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Über 55 Prozent von ihnen sind Analphabetinnen. Seit dem Erdbeben leben Hunderttausende noch immer in Notlagern, und es geht ihnen schlechter als je zuvor.

Laut einer Erhebung von Human Rights Watch sind die Schwangerschaftsraten in den Camps dreimal höher als in den Stadtgebieten vor dem Erdbeben. Oft sind die Frauen mit ihrer Situation völlig auf sich gestellt und wissen nicht, wo sie Hilfe finden können. Sie entbinden ihre Kinder ohne medizinische Hilfe im Zelt oder auf der Straße, die Kinder- und Müttersterblichkeit in den Notlagern ist entsprechend hoch, berichtet die Menschenrechtsorganisation.

Weil die Regierung sich kaum um die Missstände kümmert, bemühen sich lokale Frauenorganisationen und Nichtregierungsorganisationen darum, Schutz und Versorgung zu schaffen. Sie kooperieren mit Gemeindekomitees in Haiti, um Gewalt gegen Frauen und Mädchen vorzubeugen. „Es wurden Gemeindezentren eingerichtet, die auch für Frauen in den Camps gut zu erreichen sind“, meint Uwimana. „In diesem sicheren Umfeld können sie sich untereinander austauschen, medizinische und psychologische Hilfe in Anspruch nehmen und sich zu Fragen der sexuellen Gesundheit und Verhütung beraten lassen.“

Es wurden auch ausgebildete Frauenschutz-Komitees zu je 12 Personen gegründet, hauptsächlich bestehen sie aus Männern, die für die Sicherheit in den Notlagern sorgen. Sie begleiten Frauen in der Nacht mit Taschenlampen und stehen Wache bei den Zelten. Sie nehmen Vergewaltigungsfälle auf und engagieren sich für die Betreuung der Opfer und die Strafverfolgung der Täter. In Carrefour etwa, einer der vom Erdbeben besonders betroffenen Gemeinden, hat die Polizei nun weibliche Beamte zur Bearbeitung von Fällen sexueller Gewalt geschult. In sogenannten Väterklubs werden Männer zudem über sexuelle Gewalt, Gesundheit und Familienplanung aufgeklärt, auch in der Hoffnung, dass sich das Wissen so unter Männern herumspricht.

„Die Erfahrung zeigt, dass Frauen, die das Angebot in den Gemeindezentren nutzen, mehr Kontrolle über ihr Leben bekommen, besonders was Verhütung und Familienplanung betrifft“, schildert Yvonne Uwimana. Finanzielle Unabhängigkeit sei ein Schlüssel für die Frauen, um aus der Spirale des Elends auszutreten. Dafür seien Bildungsprojekte notwendig, in denen Frauen unternehmerisches Wissen beigebracht wird, um ihnen zum Aufbau eigener Geschäfte zu verhelfen.

Langfristig gesehen sei aber auch ein Wandel der gesellschaftspolitischen Strukturen im Land notwendig, um den Frauen Haitis mehr Rechte, Sicherheit und Eigenständigkeit einzuräumen. Dem Frauenministerium wurde vorgeworfen, Frauenorganisationen würden zu wenig in die politische Wiederaufbau-Arbeit eingebunden. Darauf wurde nun reagiert. Viele Organisationen dürfen derzeit Pilotprojekte zur Unterstützung von Frauen starten.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Standard“, dieStandard.at

Schlagwörter: Haiti, Frauen, Camps, Zeltlager, Gewalt, sexuelle Gewalt, Vergewaltigung, Abhängigkeit, Schwangerschaft, Müttersterblichkeit, Frauenschutz, Frauenorganisationen, Nichtregierungsorganisationen, Wiederaufbau, Frauenrechte, Gender