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Uganda: Wo Radio Heilung bringt

Meldung vom 09.02.2012

Das Wahrzeichen der nordugandischen Stadt Gulu ist der steil in die Höhe strebende Sendemast von Radio Mega FM. Er repräsentiert nicht nur die Talkshows und Musikprogramme, die der Kanal ausstrahlt, sondern auch die friedensstiftende Rolle der Kommunalradios in einer Zeit, als die Rebellen der Lord’s Resistance Army (LRA) die Menschen in diesem Teil des ostafrikanischen Landes mit Terror verfolgten.

Die LRA hatte ihren Krieg gegen die Regierung 1987 begonnen. Mitte der 1990er Jahre wandte sich das grausame Wirken des Kommandanten der Rebellengruppe, Joseph Kony, gegen sein eigenes Volk, die Acholi. Seine Kämpfer massakrierten tausende Dorfbewohner, verschleppten und zwangen tausende Kinder in ihre Armee und lösten eine Flüchtlingswelle von fast zwei Millionen Menschen aus.

Um die Gemeinden wieder zu stärken und zu formieren und die Rebellen zum Frieden aufzufordern, mussten Acholi-Führer und Nichtregierungsorganisationen in dem mit Armut und Analphabetismus geschlagenen Land auf ein wirksames Medium zurückgreifen. Das war das Radio. Die Gemeinderadios in Gulu wurden zum Zentrum der Versöhnungsbemühungen im Herzen von Acholiland, wie das traditionelle Siedlungsgebiet der Ethnie genannt wird.

„Sie haben sich die Radios ausgesucht, weil diese in der Lage waren, die letzten Winkel des Landes zu erreichen“, erklärt Arthur Owor, der die Nordugandische Medienvereinigung mit Sitz in Gulu leitet. „Mit einem einfachen Funkgerät und einer Batterie konnten die Rundfunkmoderatoren mit Dutzenden Menschen kommunizieren.“

Stationen wie Mega versuchten mit besonderen Programmen auch die Rebellen zu beeinflussen, damit sie sich auf einen Friedensdialog einlassen. Sie dienten zudem vielen Familien als Mitteilungsorgan, um ihre entführten Kinder zur Flucht und Heimkehr zu bewegen.

Die Programme wandten sich nicht nur an die Bevölkerung, sondern auch an die Rebellen, die mit ihren eigenen Rundfunkgeräten die Radiosignale empfangen konnten. Mega sprach Themen wie Amnestie und traditionelle Formen der Gerichtsbarkeit an, um auch die Rebellen zur Umkehr zu bewegen. Darüber hinaus kamen Menschen aus allen sozialen Schichten zu Wort, um ihre persönlichen Friedensbotschaften zu verkünden. Da konnten traditionelle Führer, Eltern und sogar Schulkinder aussprechen, was ihnen auf dem Herzen lag.

Und Mega erreichte seine Zuhörerschaft. Auf dem Höhepunkt des bewaffneten Konflikts im Dezember 2002 rief während einer Talkshow sogar LRA-Chef Kony höchstpersönlich an. „Das war das erste Mal seit einer langen Zeit, dass die Menschen wieder seine Stimme hörten.“ Freundlich sei er gewesen, habe aber das Gespräch dazu verwendet, die Regierung zu kritisieren.

Diesem ersten Gespräch mit Kony folgten weitere, in denen der LRA-Kommandant und seine Stellvertreter mit Regierungsvertretern und der Bevölkerung in den Dialog traten. Doch nach einer Weile stufte die Regierung die Äußerungen der Rebellen als zu propagandistisch ein und forderte die Präsenz von Regierungsvertretern in allen Sendungen, an denen die LRA sich beteiligte.

Das Hauptziel verfolgte Mega mit dem „Komm-nach-Hause-Programm“, das in der lokalen Luo-Sprache „Dwag Paco“ bezeichnet wurde. Es versuchte die LRA-Propaganda und die „Gehirnwäsche“, der die entführten Kinder unterzogen wurden, zu durchkreuzen und sie zur Heimkehr zu ermutigen. Der Programmleiter, John Lacambel, ließ ehemalige Kindersoldaten zu Wort kommen, die von ihrer geglückten Rückkehr in ihre Dörfer berichteten. Das Programm bewegte viele Rebellen dazu, zu desertieren und nach Hause zurückzukehren.

Inzwischen befindet sich der Norden und insbesondere Gulu auf dem Weg der Heilung. Das Ende der Überfälle – das Ergebnis von Friedensverhandlungen und einem Vorstoß der ugandischen Streitkräfte 2008 – und die Rückkehr der Vertriebenen aus den Flüchtlingslagern in die Dörfer hat den Weg für den Wiederaufbau von Infrastruktur und Unternehmen geebnet. Um den Mega-Sendeturm stehen nun Banken, Hotels und Einkaufsläden und sieben weitere Rundfunkstationen.

Neue Themen stehen auf dem Programm: Probleme wie Landraub, Ernährungsunsicherheit und fehlende Versorgungsdienste sind jetzt die zentralen Inhalte. Während die Bevölkerung Nordugandas sicherlich immer noch mit der Bewältigung der Vergangenheit beschäftigt ist, haben sich die Gemeinderadios der Region laut Aussage des Redaktionsleiters „auf den Weg in die Zukunft“ gemacht.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: afrika.info

Schlagwörter: Uganda, Radio, Mega FM, Versöhnung, Kindersoldaten, Lord's Resistance Army, LRA, Joseph Kony, Friedensdialog, Rückkehr, Gemeinderadio, Gulu, Heilung, Trauma, Rebellen, Amnestie