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Uganda: Rebellenchef Kony im Netz der Amerikaner

 
Meldung vom 09.03.2012

Seit mehr als 20 Jahren treibt Rebellenführer Joseph Kony mit seiner Widerstandsarmee des Herrn (LRA) sein Unwesen in Zentralafrika. Der „Schlächter von Uganda“ verschleppte Tausende Kinder und drillte sie zum Morden und Rauben. Er überfiel Dörfer, ließ morden, verstümmeln, vergewaltigen – und konnte nie gefasst werden. Nun hat ihm eine US-Aktivistengruppe mit einer Internet-Kampagne den Krieg erklärt.

Der Rebellenführer Joseph Kony ist ins weltweite Netz geraten. „Nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist“ – mit solchen großen Worten beginnt das Video, das sich derzeit über soziale Netzwerke im Eiltempo verbreitet. Bis Donnerstag, den 08.03.2012, wurde es auf YouTube mehr als 21 Millionen Mal aufgerufen, mehr als 800.000 Mal positiv bewertet – und das innerhalb von 48 Stunden. „Kony 2012“ lautet der Titel des Videos.

Das Video ist professionell aufgemacht, Musik, schnelle Bilder, die Erde aus der Vogelperspektive, Menschen, die sich umarmen, Bewegung, Kommunikationsströme – der Stil erinnert an ein Werbevideo, und dazu ist es wohl auch bestimmt. Die Macher, eine Aktivisten-Gruppe namens „Invisible Children“, wollen damit die Gräueltaten des ugandischen Rebellenchefs Joseph Kony aus der Vergessenheit heben. Sie wollen Öffentlichkeit herstellen, ans Licht zerren und damit Druck ausüben.

Seit 26 Jahren ist Joseph Kony auf einer Fläche von rund 100.000 Quadratkilometern in den Wäldern zwischen Uganda, Zentralafrika, dem Kongo und dem Süden des Sudan aktiv. Kony ist 49, selbsternannter „General Gottes“, Buschkämpfer und Massenmörder. Die Menschen in der Region leben in Furcht und Schrecken vor seiner Armee, zeitweise befehligte er mehrere tausend Männer, Frauen und Kinder, inzwischen sind es angeblich noch immer mehrere hundert. Er zog mordend, raubend, plündernd und vergewaltigend durch die Region.

Seine Anhänger jedoch sahen in ihm eine Art Messias, der über prophetische Fähigkeiten verfügt – das berichten Augenzeugen, die entkommen konnten. Seine Ideologie war stets brachial, ein ausformuliertes politisches Konzept existiert nicht. Das einzige völlig pervertierte Motto für den General des Teufels: „Wir kämpfen für Gottes zehn Gebote.“

Berüchtigt ist er für den Missbrauch von entführten Kindern als Kindersoldaten. Immer wieder bezeugen Kinder, die fliehen konnten, die brutalen Methoden der LRA. Viele wurden genötigt, ihre eigenen Eltern zu massakrieren – ein Weg zurück ist damit für immer verbaut. Andere mussten mit ansehen, wie ihre Angehörigen mit Macheten zerstückelt wurden oder bei lebendigem Leib verbrannten.

Die Jungs lernen das Morden, die Mädchen müssen als Sexsklavinnen dienen. Wer fliehen kann, leidet oft ein Leben lang unter Ausgrenzung. In den Heimatdörfern will sich kaum jemand mit den ehemaligen Kindersoldaten abgeben.

Gefahndet wird nach Kony schon lange. Verhandlungen scheiterten immer wieder. Die Ugander haben Sondereinheiten auf ihn angesetzt, der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat 2005 einen Haftbefehl wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen ihn erlassen. US-Präsident Barack Obama hat eine Truppe von hundert Militärberatern nach Kampala entsandt, um der ugandischen Armee bei der Verfolgung behilflich zu sein. Doch Kony gelingt es immer wieder, zu entweichen, mitunter offenbar nur knapp.

Die Aktion Kony 2012 hat das Ziel anvisiert, den Druck auf die politischen Verantwortlichen so zu steigern, dass der Rebellenchef noch in diesem Jahr ergriffen und vor Gericht gestellt wird. Der 30-minütige Film verwendet dabei eine emotionale Bildsprache, immer wieder erscheint der Sohn von Regisseur Jason Russell, der „in einer besseren Welt“ groß werden solll.

Parallel wird die Geschichte des Jungen Jacob dokumentiert, den Russell 2003 kennenlernte. Jacob war eines jener Kinder, die Konys Truppen in den Busch entführten, er wurde Augenzeuge, wie sein Bruder mit einem Machetenschlag in den Hals getötet wurde. Mit dem Versprechen, „dass wir alles tun, was wir können, um dem ein Ende zu machen“, wird die Kampagne eingeläutet. Der Film geht dann darauf ein, auf welche Weise die Anzahl der Unterstützer stetig wachsen kann, die Erfolge – und vermittelt Tipps, wie man die Aktion unterstützen kann.

Doch so erfolgreich die Kampagne sich verbreitet, so schnell stellt sich auch Kritik ein: In afrikanischen Blogs wird bereits intensiv über Nutzen und Schaden der Kampagne aus Übersee diskutiert. Der ugandische Journalist Angelo Izama meint: „Das Muster Gut gegen Böse, wobei Gut offensichtlich weiß/westlich und Böse schwarz oder afrikanisch ist, erinnert an die schlimmsten Zeiten der Kolonialära.“

Und Solome Lemma aus Äthiopien bemerkt: „Diese Geschichte von Invisible Children über Uganda beschreibt die Menschen als Opfer, ohnmächtig und ohne Stimme, Willen oder Macht. Sie animiert Brigaden amerikanischer Studenten, sie zu befreien und den hässlichen Kerl beiseite zu schaffen, der der Grund für ihr Leiden ist. Eine schöne Fehleinschätzung der Realität vor Ort.“

Die ugandische Journalistin Rosebell Kagumire bemängelt: „Das Video klammert alle Friedensbemühungen aus und simplifiziert den Krieg gegen Joseph Kony – einen durchgeknallten Teufel. Dieser Krieg ist mehr als nur Joseph Kony, und die Amerikaner werden nicht diejenigen sein, die ihn beenden.“

Auch wenn sie Kony noch nicht festnehmen konnten, sehen die Amerikaner Fortschritte in ihrem Kampf gegen den Schlächter. „In den letzten Monaten sind eine ganze Anzahl seiner Soldaten übergelaufen oder entkommen oder sie wurden freigelassen“, stellte kürzlich der Afrika-Unterstaatssekretär im State Department, Karl Wycoff, fest. Auch die Zahl der Entführungen und Angriffe auf Zivilisten sei erkennbar zurückgegangen. „Entscheidend ist, dass die Militärs in der Region zusammenarbeiten, um den Druck auf die LRA aufrecht zu erhalten“, meinte Wycoff.

Andere sehen den Einsatz der Amerikaner kritischer. Der LRA-Experte Phil Lancaster teilte mit: „Die Schätzungen des harten Kerns der Gruppe liegen seit 18 Monaten zwischen 250 und 150.“ Und die Beobachter des Genfer „Small Arms Survey“ registrierten, es habe 2012 zwar keine Überfälle mehr im Südsudan gegeben, aber die Attacken im Kongo hätten zugenommen. Mindestens ein Dutzend Überfälle wurden in den ersten beiden Februar-Wochen im Kongo verübt.

Kony selbst scheint nervös zu werden. Überläufer melden, er verändere ständig seinen Aufenthaltsort. Zudem hat er offenbar untersagt, in seiner Umgebung noch Satellitentelefone zu gebrauchen, um so nicht geortet werden zu können.


Video-Beiträge zu diesem Thema

 Netzgemeinschaft will Joseph Kony stoppen




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Uganda, Joseph Kony, LRA, Widerstandsarmee des Herrn, Schlächter von Uganda, Rebellenarmee, Kampala, Kampagne, Web-Kampagne, Kony 2012, Internet, Soziale Medien, Social Media, Kindersoldaten, Massaker, Dörfer, Überfälle, Amerikaner, USA, Aktivisten, Internationaler Strafgerichtshof