Afghanistan: Afghanische Luftwaffe in Schmuggelaffäre verwickelt

Meldung vom 09.03.2012

Haben afghanische Luftwaffensoldaten in Militärmaschinen Drogen und Waffen beiseite geschafft? Diesen Verdacht jedenfalls hegen Ermittler der US-Armee. Entsprechende Aussagen der US-Militärberater werden geprüft. Die Afghanen bestreiten diese Vorwürfe.

Die USA ermitteln, ob afghanische Luftwaffen-Angehörige in Drogen- und Waffenschmuggel involviert sind. Entsprechenden Hinweisen werde nachgegangen, versicherte ein Sprecher des NATO-Ausbildungseinsatzes am Hindukusch. Ob die Hinweise für ein Ermittlungsverfahren genügten, stehe noch nicht fest.

Das Wall Street Journal gab bekannt, einige afghanische Luftwaffen-Vertreter hätten angeblich mit Militärmaschinen illegal Betäubungsmittel und Waffen transportiert. Die USA gehen zudem dem Verdacht nach, dass im Zusammenhang mit dem Schmuggel ein afghanischer Luftwaffenoffizier sechs US-Soldaten auf dem Flughafen von Kabul getötet hatte.

Ein Sprecher des afghanischen Verteidigungsministeriums wollte keine Aussage machen. Der Luftwaffenkommandeur Abdul Wahab Wardak negierte die Beschuldigungen. „So etwas tun wir nicht“, betonte er.

Erste Hinweise legen allerdings nahe, dass hochrangige Militärs in den Schmuggel verwickelt sein oder zumindest die Augen vor dem Geschäft verschlossen haben könnten. Derzeit ermitteln die Amerikaner allein in dieser Sache, es sind keine afghanischen Kollegen an den Untersuchungen beteiligt. Die afghanische Luftwaffe trägt sich weitgehend aus US-Geldern.

In der Vergangenheit sind amerikanische Berater der Afghanen darauf aufmerksam geworden, dass immer wieder Helikopter ohne Freigabe oder Flugplan verschwinden. Ganz besonders seltsam war laut den Zeugen die Tatsache, dass an der Laderampe 5 des Internationalen Flughafens Kabul unangekündigte Landungen stattfanden und das Transportgut in aller Eile fortgeschafft wurde.

Daraufhin hatten die Mitarbeiter der US-Luftwaffe, allen voran Lieutenant Colonel Frank Bryant, schon im vergangenen Jahr darauf bestanden, dass die Umstände von Ladungen und die Flugziele transparenter gemacht werden müssen. Dieser Bryant wiederum wurde bei der Attacke im April letzten Jahres ermordet. Die Ermittler gehen nun davon aus, dass der Anschlag gezielt auf Bryant verübt wurde, um dessen Nachforschungen in Sachen Drogenschmuggel auszubremsen.

90 Prozent des weltweiten Opiums werden in Afghanistan angebaut. Die radikalislamischen Taliban beziehen ihre Gelder zu einem Großteil über Drogenhandel. Die afghanische Luftwaffe hat 86 Maschinen, davon 16 C-27-Frachtflugzeuge, 41 Mi-17-Transporthubschrauber aus russischer Produktion und 11 Mi-35-Kampfhubschrauber, ebenfalls russischer Bauart. Bis 2016 soll die Flotte – mit Unterstützung der westlichen Partner – auf 145 Maschinen aufgestockt werden.


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de